Sind Sie hochsensibel?
nicht so häufig wieder darauf zurückkommen müssen â das lenkt nur ab.
1. Stellen Sie sich ein sehr hübsches Baby im Alter von sechs Wochen vor. Ganz winzig. Bewundern Sie, wie zart und niedlich es ist. Merken Sie sich, dass Sie fast alles tun würden, um dieses Baby zu beschützen.
2. Jetzt machen Sie sich klar, dass Sie selbst dieses wundervolle Baby sind. Selbst wenn dieses Baby wie ein Säugling aussieht, den Sie erst kürzlich gesehen haben, sollte es das Baby Ihrer Vorstellung sein.
3. Jetzt erinnern Sie sich daran, wie Sie geweint und geschrieen haben. Irgendetwas ist los. Fragen Sie das Baby: âWas kann ich für dich tun?â Hören Sie gut zu, was der Säugling beziehungsweise Ihr Körper Ihnen mitzuteilen hat. Machen Sie sich keine Sorgen, dass Sie sich das alles nur einbilden. Natürlich stimmt das, aber Ihr Körper ist an dieser Einbildung ja auch irgendwie beteiligt.
4. Antworten Sie und fangen Sie einen Dialog an. Wenn Sie Schwierigkeiten darin sehen, den Bedürfnissen dieses Säuglings zu begegnen, dann reden Sie darüber. Wenn Ihnen etwas Leid tut, dann entschuldigen Sie sich dafür. Wenn Sie ärgerlich oder traurig werden, ist das auch eine wichtige Erfahrung, die viel aussagt über die Beziehung zu Ihrem Körper.
5. Zögern Sie nicht, den ersten oder zweiten Teil dieser Ãbung immer wieder und auf unterschiedliche Weise durchzuführen. Beispielsweise stellen Sie sich Ihren Säugling beim nächsten Mal in einem anderen Alter oder in einer anderen Situation vor, wie auch immer diese geartet sein mag.
N EUBEWERTUNG I HRER K INDHEIT UND J UGEND
L ERNEN S IE FÃR SICH SELBSTâELTERLICHâ ZU SORGEN
In diesem Kapitel werden wir damit anfangen unsere Kindheit zu überdenken. Beim Lesen der typischen Erfahrungen sensibler Kinder werden bei Ihnen Erinnerungen an Ihre eigene Kindheit wach werden. Aber Sie werden diese Erinnerungen anders sehen â nämlich durch die Brille der neu gewonnenen Erkenntnisse bezüglich Ihrer Sensibilität.
Diese Erfahrungen sind von Bedeutung. Wie bei einer Pflanze ist die Art des Saatguts, das im Erdboden heranwächst â also Ihr angeborenes Wesen â, nur ein Teil der gesamten Geschichte. Die Qualität des Bodens und des Wassers sowie die Sonne haben ebenso groÃen Einfluss auf die Pflanze â das heiÃt auf Ihre Person. Wenn die Bedingungen für das Wachstum schlecht sind, entwickeln sich kaum Blätter, Blüten und Samenkörner. Dem Bild entsprechend, werden Sie als Kind Ihre Sensibilität nicht gezeigt haben, wenn für Ihr Ãberleben andere Verhaltensweisen erforderlich waren.
Als ich mit meiner Forschung begann, entdeckte ich zwei Sorten von HSM. Einige berichteten, dass ihnen Depressionen und Ãngste zu schaffen machten, andere wiederum erwähntendiese Gefühle kaum. Die Aufteilung in diese beiden Gruppen war ziemlich offensichtlich. Später fand ich heraus, dass die depressiven und ängstlichen HSM fast immer eine schwierige Kindheit gehabt hatten. Nicht-HSM mit schwieriger Kindheit äuÃerten nicht annähernd so viele Depressionen und Ãngste â genauso wenig wie HSM mit einer gesunden Kindheitsentwicklung. Es ist aber wichtig, dass sowohl wir als auch die Allgemeinheit hochgradige Sensibilität nicht mit Neurotizismus verwechselt. Neurosen sind verbunden mit intensiven Angstgefühlen, Depressionen, Ãber-Angepasstheit oder Vermeidung von Intimität und sie sind für gewöhnlich auf eine gestörte Kindheit zurückzuführen. Es stimmt, dass einige von uns sowohl hochgradig empfindsam als auch neurotisch sind, aber beides ist nicht dasselbe. Diese Verwechslung von Empfindsamkeit mit Neurosen und den Auswirkungen von Kindheitstraumata ist ein Grund für Stereotype, die HSM häufig zugeschrieben werden â zum Beispiel, dass wir von Natur aus permanent ängstlich, depressiv oder ähnliches sind. Deshalb ist es wichtig, diesen Unterschied deutlich zu machen.
Es ist einfach zu verstehen, weshalb eine schwierige Kindheit HSM stärker beeinflusst als Nichtsensible. HSM neigen dazu, sämtliche Einzelheiten und Zusammenhänge eines bedrohlichen Erlebnisses wahrzunehmen. Es wird leicht unterschätzt, welche Bedeutung in dieser Hinsicht die Kindheit hat, in der so viele wichtige Erfahrungen gemacht werden, noch bevor unser bewusstes Erinnerungsvermögen einsetzt. Darüber
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