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Sind wir nun gluecklich

Sind wir nun gluecklich

Titel: Sind wir nun gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bai Yansong
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mit Informationen über SARS werden sollten.
    Die Journalistin fand nach ihrer Ankunft in Guangzhou schnell heraus, dass es sich nicht einfach um »eine seltsame Vogelgrippe« handelte und die Situation wesentlich komplizierter und gefährlicher war. Am 11. Februar hielt die lokale Stadtregierung die erste Pressekonferenz zum Thema »SARS« ab. Unsere Reporterin war vor Ort.
    Danach schickten wir eilig Leute los, um mehr Material zusammenzutragen, während wir hinter den Kulissen unser Programm umkrempelten. Dass die Lage ernst war, stand inzwischen außer Zweifel, deshalb verschoben wir die ursprünglich vorgesehenen Beiträge um drei Tage. Das heißt, »Shikong Lianxian« berichtete ohne Unterbrechung ausschließlich über die Situation im Süden, um den Schleier über einer mysteriösen Krankheit zu lüften.
    In den ersten beiden Sendungen berichteten wir über den Zustand der Patienten, die Entwicklung der Lage, die um sich greifende Panik und die Vorsorgemaßnahmen in Zusammenhang mit der Krankheit. Wir brachten Interviews mit Betroffenen und Warnungen an die Bevölkerung. Unsere Mitarbeiterin war die erste Fernsehjournalistin, die eine Krankenstation mit Infizierten betrat, und die Erste, die den kranken Zhong Nanshan interviewte, der anschließend in den Brennpunkt der medialen Aufmerksamkeit rückte. Die beiden Sendungen waren auch diejenigen, die unter den Medien der Hauptstadt zuerst und detailliert über SARS informierten, es hieß sogar, die »einzigen« Berichte der zentralen Nachrichtensender kamen von uns.
    Aber gerade einmal zwei Sendungen waren nicht genug. Uns war innerhalb weniger Tage klar, dass von dieser ansteckenden Krankheit eine immense Gefahr ausging. Wenn jedoch die Leute von Regierungsseite nicht darüber aufgeklärt wurden und die Regierung ihre Informationen nicht öffentlich machte, dann wäre das eine gesamtgesellschaftliche Katastrophe.
    Also produzierten wir eine dritte Sendung unter dem Titel »Die Regierung muss ihre Informationen publik machen«. Wir baten den stellvertretenden Provinzgouverneur von Guangdong vor dem Hintergrund der SARS-Infektionen zu einem Gespräch mit dem bekannten Medienspezialisten Yu Guoming zum Thema »Die Informationspolitik der Regierung«. Das war natürlich eine Grenzüberschreitung. Wegen der Brisanz dieses Themas gab es die ganze Nacht über noch einiges Hin und Her wegen des Inhalts der Sendung, doch nach einiger Überzeugungs- und Überredungskunst fanden wir zu einem Kompromiss, und die Sendung wurde wie geplant am nächsten Tag ausgestrahlt. Es blieb bei unserem einhelligen Appell: Die Regierung muss die Bevölkerung informieren.
    Es war Mitte Februar, aber zum Zeitpunkt der Ausstrahlung unserer dritten Sendung hatte die große Mehrheit der Medien aus unterschiedlichen Gründen immer noch nichts über das Thema »SARS« gebracht. Erst unser dritter Beitrag dazu leitete eine Wende ein. Die Kollegen hatten nun genug Hinweise und vertrauten unseren Quellen.
    Wir hatten auf keinen Fall vor, es dabei zu belassen. Auch wenn wir nach dieser Sendung für den Moment nicht sofort weitermachen konnten, gab es meiner Meinung nach keinen anderen Weg, als die Recherchen fortzusetzen. Unsere Reporterin musste vor Ort bleiben und weiteres Material sammeln, damit wir, sobald sich die Schleusen öffneten, Informationen aus erster Hand hatten. Es stand außer Frage, dass jedes Detail wichtig und wertvoll war.
    Sui Xiaomei wollte eigentlich zurück nach Peking, aber ich beschäftigte sie zunächst einmal mit anderen Themen vor Ort, um sie dort zu halten. Sie sollte über den typischen Arbeitermangel kurz nach dem Frühlingsfest bei verschiedenen Firmen berichten. So konnte sie sich offiziell um die Produktion einer anderen Sendung kümmern, während sie nebenher weiterhin die Entwicklung der SARS-Geschichte recherchierte.
    Dennoch gab sie kurz danach auf und kam nach Peking zurück, was ich bis heute bedaure. Es war ihre Entscheidung, doch wenn ich daran zurückdenke, wäre es die bessere Wahl gewesen, sie dort zu lassen. Aber das war vielleicht eine der »negativen Begleiterscheinungen« der demokratischen Strukturen, die ich selbst innerhalb des Teams durchgesetzt hatte. Zum damaligen Zeitpunkt schien es nicht so verkehrt, erst einmal zurückzukehren. Sui Xiaomei und ihr Team hatten bereits durch ihr geschicktes Vorgehen die ersten wichtigen Schritte getan, um den Deckel über der totgeschwiegenen Krankheit zu lüften, das war ganze Arbeit. Ich tröstete mich

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