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Sind wir nun gluecklich

Sind wir nun gluecklich

Titel: Sind wir nun gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bai Yansong
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Amerikaner sind schon in Bagdad eingedrungen. Aber SARS findet hier bei uns statt.
    Ich glaube, die Adressaten meiner Bitten dachten genauso, aber es gab folgende Schwierigkeiten: Erstens hatte CCTV damals noch keinen Dauernachrichtenkanal, es fehlte uns ernsthaft an den notwendigen Ressourcen. Zweitens gab es wohl einige, die sich gewünscht hätten, dass die öffentliche Aufmerksamkeit vom Irakkrieg auf SARS gelenkt wurde, aber man wartete lieber ab, bis dieser Feind die Berichterstattung selbst erzwang. Ein dritter, wichtiger Grund war, dass es von Regierungsseite noch keinen Aufruf gegeben hatte, gegen die Krankheit in die Offensive zu gehen. Ohne diesen Appell war es für den Sender schwer zu agieren.
    Aber bis dahin war es nicht mehr weit. CCTV startete gerade eine Werbeoffensive für einen neuen Dauernachrichtenkanal, der am 5. Mai 2003 auf Sendung gehen sollte. Im Zuge der Vorbereitungen für diesen Start war ich einerseits mit den Berichten aus dem Irak beschäftigt und fungierte andererseits weiterhin als Produktionsmanager von »Shikong Lianxian«. Aber entscheidend war, dass wir für den Start des neuen Kanals an zwei neuen Programmen arbeiteten, nämlich »People in the News« und »China Weekly«. Wir alle arbeiteten mit voller Kraft an den Testsendungen, um das Programm durch die Vorbereitung aktueller Themen in Gang zu bringen.
    In der entscheidenden Phase Mitte April sprach ich zufällig gerade bei meinen Vorgesetzten wegen der Absegnung der Testsendung von »People in the News« vor. Es handelte sich um hochrangige Leute wie den Leiter des staatlichen Amts für Funk- und Fernsehen und den Intendanten von CCTV, Zhao Huayong. Wir waren noch nicht durch, als der für Nachrichten aus dem Gesundheitsbereich zuständige Berichterstatter ins Zimmer gerannt kam und den Anwesenden mitteilte: »Weisung von ganz oben – ab dem 19. oder 20. April berichten wir umfassend über die Epidemie, es sind tägliche Verlautbarungen des Gesundheitsministeriums zu erwarten.«
    Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein. Alle wussten, was das bedeutete, und ich dachte mir: Da haben wir sie, die entscheidende Wende. Gleichzeitig stand fest, dass die Situation bezüglich SARS katastrophaler war als angenommen und das Schlimmste erst noch bevorstand. So oder so, wir mussten unverzüglich in Aktion treten.
    Die Genehmigung von »People in the News« war durch, und es war bemerkenswert, dass die ersten Folgen bei ihrem Start zehn Tage nach der Entscheidung sich einzig und allein um den Kampf gegen SARS drehten.
    Am 20. April wurde also zum Angriff geblasen. Als Erstes wurden Gesundheitsminister Zhang Wenkang und Pekings Bürgermeister Meng Xuenong wegen mangelhafter Vorsorge gegen SARS ihrer Ämter enthoben. Das war ein Warnsignal und eine Aufforderung an sämtliche Funktionäre des Landes, unverzüglich zu handeln – ein typisch chinesisches Vorgehen. Daraufhin wurden täglich die Zahlen der mit SARS Infizierten oder unter Infektionsverdacht stehenden Patienten publik gemacht und über Präventivmaßnahmen berichtet. Mit einem Mal herrschte in allen Bereichen Transparenz. Damit war man endlich auf den Zug der international üblichen Praxis im Umgang mit Pandemien aufgesprungen.
    Uns Medienleuten blieb keine Zeit, der Entscheidung zu applaudieren. Der Appell war ertönt, also galt es, loszustürmen und die deprimierenden Schützengräben auszuheben.
    Ist der Stein einmal ins Rollen gebracht, kann man ihn nicht mehr aufhalten. Der 20. April markierte den Beginn einer durchgreifenden Änderung im Umgang mit wichtigen Nachrichten durch die chinesischen Medien. Das Verschweigen und Vorenthalten von Nachrichten gehörte der Geschichte an.
    Nichts geht mehr: Ein ganzes Land im Ausnahmezustand
    Als Erstes machte sich Panik breit. Schließlich waren die bestätigten Fälle von Infektionen mit SARS über Nacht rasant gestiegen, und zahlreiche Menschen waren gestorben. Wie konnte es sein, dass diesem Virus mit keinem noch so drastischen Mittel beizukommen war? Ob man selbst verschont blieb? Ob dieses Land ihm entgehen konnte?
    Am ersten Tag der offiziellen Verlautbarungen kam es zu Hamsterkäufen. Aber es dauerte bemerkenswerterweise nur einen Tag, bis die Leute wieder davon abließen. Denn seitdem nun alle Hindernisse beseitigt waren, berichteten die Medien so engagiert und umfassend, dass jede neue Meldung sofort die Öffentlichkeit erreichte. Die Leute kamen mit ihren Hamsterkäufen nach Hause und konnten auf dem Bildschirm sehen, wie

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