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Sind wir nun gluecklich

Sind wir nun gluecklich

Titel: Sind wir nun gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bai Yansong
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Fortschritt
    Wenn ich jetzt das kurz nach der Olympiade Geschriebene noch einmal lese, sehe ich darin die Anzeichen eines großen Optimismus. Optimismus heißt hier, eine positive Erwartungshaltung zu formulieren, nämlich die Hoffnung auf Wandel und Fortschritt.
    Heute, wo die Euphorie etwas abgekühlt ist, weiß ich, dass mein Optimismus nicht verkehrt war, bis aber die Realität diesem Optimismus gerecht wird, braucht es noch etwas Zeit und Geduld. Am 8. August werden wir uns in China immer an die Olympischen Spiele erinnern. Doch auf Taiwan ereignete sich am 8. August 2009 ein schwerer Taifun, der viele Menschen das Leben kostete, und am 8. August 2010 entstand in Zhouqu, Provinz Gansu, ein Schutt-und-Schlamm-Strom, der zahlreiche Tote und Verletzte verursachte. Der 8. August ist also für uns nicht nur mit positiven, sondern auch mit tragischen Ereignissen besetzt. Wir sollten bedenken, dass die Olympiade nur einen kleinen Teil unserer Erinnerungen ausmacht. China ist ein Riesenland. Die Olympischen Spiele haben wir erfolgreich hinter uns gebracht. Jetzt heißt es, mit den kommenden Herausforderungen fertigzuwerden und unseren Weg unbeirrt fortzusetzen.
    Manchmal macht man dabei zwei Schritte vor und einen zurück und darf sich von diesem Rückschritt nicht entmutigen lassen, es geht dennoch immer weiter vorwärts. Gewiss, wenn unser Fortschritt so aussieht, dass es einen Schritt vor und zwei Schritte zurück geht, dann gibt es auch in der Phase, in der man gerade den Vorwärtsschritt gemacht hat, keinen Anlass, sich zu gratulieren, denn im Grunde bleibt die Tendenz rückwärtsgewandt. Was Chinas Fortschritt angeht, müssen wir dennoch darauf vertrauen, dass wir kontinuierlich weiterkommen.
    Der Vorhang über die Olympischen Spiele war noch nicht lange gefallen, und schon hatte die Finanzkrise die Welt im Griff, als ich eines Tages eine Kurznachricht mit einer albernen Posse erhielt:
    »Aufgrund der Finanzkrise sind Londons Vorbereitungen zu den Olympischen Sommerspielen 2012 erlahmt. Gestern gab daher das Internationale Olympische Komitee in der Schweiz bekannt: ›Angesichts des großen Erfolges der Olympischen Spiele in Peking und Londons dürftiger Vorbereitungen für die kommenden Spiele hat das IOC beschlossen, dass Peking auch die Spiele 2012 ausrichten soll.‹ In Peking brachen bei Erhalt dieser Nachricht die Polizei, die Freiwilligen und zahlreiche andere Bürger in Tränen aus.«
    In Peking schmunzelte man über diesen schwarzen Humor. Das war weder ein selbstzufriedenes noch ein spöttisches Schmunzeln. Es war ein Zeichen der Reife. Das China nach den Olympischen Spielen hat sich längst von der Sehnsucht nach oberflächlichem Glanz verabschiedet. Das Wesentliche ist, seine Sache gut zu machen, weil es Freude bereitet und man damit weiterkommt.

    12 Angespielt wird auf Yaos Vertrag in der NBA. Es kursierten Gerüchte, Yaos Loyalität gegenüber der US-amerikanischen Profiliga könnte seinen Einsatz in der chinesischen Olympiamannschaft 2008 schwächen.
    13 Wang Yifu, ehemaliger Sportschütze und Olympiasieger 1992, ist Nationaltrainer der chinesischen Pistolenschützen.

Kapitel 8 – Zehn Jahre »rund um den Fußball«
    Südafrika 2010: Tintenfisch Paul und die spanische Nationalmannschaft werden Weltmeister
    Es gibt nicht mehr viele sogenannte große Ereignisse auf dieser Welt, an denen China nicht teilgenommen hätte. Die chinesische Fußballnationalmannschaft hat dafür gesorgt, dass die Weltmeisterschaft in Südafrika eine dieser wenigen Veranstaltungen wurde.
    Von daher ist es nicht ohne weiteres nachvollziehbar, warum sich die Begeisterung für die Fußball-WM in China dennoch ungebrochen steigerte. Man könnte meinen, dass einem das, was man nicht haben kann, oft besonders erstrebens- oder bewundernswert erscheint. Oder dass es bloß an dem Rummel liegt, den Marketing, Kommerz und Medien verursachen und dem man sich nur schwer entziehen kann. Und dann gibt es noch die Erklärung, die Chinesen von heute arbeiteten so hart, dass ihnen die WM eine Arena biete, ihre angestauten Frustrationen zu kompensieren. Die Weltmeisterschaft nicht als sportliches Ereignis, sondern als Therapeutikum für seelische Belastungen sozusagen … Warum auch nicht?
    Ganz gleich, welche Erklärung man bevorzugt, es war jedenfalls im Sommer 2010 so, als hätte die Weltmeisterschaft nicht in Südafrika, sondern in China stattgefunden. Viele waren sogar der Überzeugung, die ausgelassene Stimmung in China während dieser

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