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Sind wir nun gluecklich

Sind wir nun gluecklich

Titel: Sind wir nun gluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bai Yansong
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Auswahlkriterium: Wir stellten staunenswerte Geschichten in den Mittelpunkt, die zu Herzen gingen.
    So verfuhren aber Endeffekt nicht nur wir allein. Sämtliche Medien, ob Fernsehen oder Zeitungen, Rundfunk oder Internet, niemand beschäftigte sich allein mit dem Medaillenzählen. Sonst hätten wir nichts über die Liebesgeschichte der Turnerin Oksana Chusovitina erfahren, nichts von der Afghanin, die auf ihre Laufschuhe verzichtete, und all die anderen Anekdoten rund um die Zweit- und Drittplatzierten und die Athleten, die nie auf dem Siegerpodest standen. Für China bedeutete das einen großen Fortschritt, die Medien und die Zuschauer kamen dem Kern der Olympischen Spiele näher.
    Das war nun auch wahrhaftig keine Großtat der Medien. Wir haben uns lediglich an das gehalten, was ohnehin dem gesunden Menschenverstand entspricht. Sport ist nur oberflächlich betrachtet reiner Wettkampf, im Grunde besteht er aber aus individuellen Geschichten. Es braucht keine Zahlen oder Techniken, um sich einen großen und unvergesslichen Namen zu machen. Mit dem Gedanken im Hinterkopf sollte man diese Idee auf andere Gebiete ausweiten und nicht zu lange damit warten. Ob wir immer daran werden festhalten können, weiß ich nicht.
    Ökonomie bleibt Ökonomie, Politik bleibt Politik, Olympia bleibt Olympia
    Als vor einigen Jahren die Aktienkurse niedrig standen, fantasierten die Leute, mit der Olympiade würden sie schon wieder steigen. Nachdem dann der Aktienmarkt explodiert war, wurden die Kurse der Olympiaaktien angeführt, um zu demonstrieren, dass die gegenwärtigen Zahlen nicht allzu hoch zu bewerten waren. Während im Frühjahr der Aktienmarkt zusammenbrach, hieß es, vor der Olympiade werde er sich schon wieder erholen. Und als die Olympiade vor der Tür stand, stellte man plötzlich fest, dass die Aktien im Keller waren. Aktien und Olympia sind zwei verschiedene Dinge, es gibt keinerlei Grund, sich Gedanken darüber zu machen, wie wir die Aktienkurse in die Höhe treiben könnten, um unser Gesicht zu wahren.
    So steht es um die Olympiakurse. Der heiße Enthusiasmus der Leute für die Olympiaaktien und die kalten Fakten des Aktienkurses verhalten sich zueinander wie Feuer und Wasser. Wenn die Olympiade einmal vorüber ist, werden die Kurse im Gegenteil vielleicht langsam wieder in die Höhe klettern. Olympianotierungen sind im Grunde Anti-Olympia-Notierungen; doch muss man zugeben, dass das nun wirklich nichts Schlimmes ist.
    Ökonomie bleibt Ökonomie, Politik bleibt Politik, Olympia bleibt Olympia. Wie man es auch nimmt, ist es gut so.
    Zur Halbzeit der Olympiade fand eine Pressekonferenz statt, in der Experten und Funktionäre die ökonomische Bedeutung der Spiele dechiffrieren wollten. Denn viele waren besorgt, dass es mit dem Ende der Spiele mit der chinesischen Wirtschaft bergab gehen könnte. Doch weil der Markt seine eigenen Gesetze hat, fallen solche Sorgen wahrscheinlich gar nicht ins Gewicht.
    Das häufige Fallen der Aktienkurse kurz nach den Olympischen Spielen betraf in der Vergangenheit vor allem kleinere und mittelgroße Staaten, denn die Austragungsorte in den jeweiligen Ländern haben einen verhältnismäßig großen Anteil an der gesamten Wirtschaftskraft. China ist aber ein großes Land, in dem das Bruttosozialprodukt Pekings einen Anteil von etwa 4 Prozent ausmacht. Wie sollte das einen großen Einfluss haben? In der riesigen chinesischen Wirtschaftsmaschinerie sind bereits die kühnsten Träume Wirklichkeit geworden. Es ist schwer vorstellbar, dass wir noch einmal die Rolle des Unruhestifters in der Wirtschaft spielen sollten. Die chinesische Wirtschaft hat zu ihrem eigenen Tempo gefunden.
    Was die Politik betrifft, haben wir vor Beginn der Spiele Schlagworte bis zum Überdruss zu hören und zu sehen bekommen. Bis hin zu Boykottaufrufen gab es immer wieder Aktionen, die die Austragung der Spiele stören sollten. Als die Olympischen Sommerspiele 2008 dann eröffnet wurden, saßen Politiker aus über achtzig Staaten der Welt im Pekinger Vogelnest. Und es muss gesagt werden: Das war nicht bei allen Olympischen Spielen so. Der US-amerikanische Präsident nahm zum ersten Mal überhaupt an der Eröffnungszeremonie einer Olympiade im Ausland teil, auch der japanische Ministerpräsident war bisher nicht vertreten gewesen. Es waren viel mehr Staatsmänner anwesend als sonst üblich. Das zeugt vom chinesischen Einfluss in der Welt. Aber, Hand aufs Herz, nicht zu erscheinen wäre doch auch nicht normal gewesen,

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