Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt
Gerechtigkeit gibt auf dieser Welt, dann lass mich bitte nicht wieder ganz unten anfangen. Ich will auch immer eine gute Beifahrerin sein.
Das Kind als biologische Waffe
Es herrschen Ruhe und Frieden in Prenzlauer Berg. Wenn man von der kleinen Lilith absieht, die zwar gern auf den Spielplatz geht, aber noch lieber mit einem großen Ast auf die geparkten Autos einhaut. Kinder sind ja schon mit so kleinen Dingen zufrieden. Da braucht es gar keine Playmobil-Burgen, Gameboys oder Kinder-Apps fürs iPad. Trotzdem hat Mama nach einem touchierten Golf, einem BMW 1er und einem alten Volvo mal kurz den Kopf aus der Caféhaustür gestreckt: »Das macht man nicht, Lilith.« Jedenfalls nicht am helllichten Tag.
Neulich sagte ein Bekannter, dass seine Tochter nun endlich ihr erstes Wort gelernt habe. Es lautet »Latte«. Das wurde auch langsam mal Zeit. In Prenzlauer Berg ist Latte das neue Mama, die Cafés sind voll mit Anderthalbjährigen, die verzweifelt an den Türen rütteln, wenn sie das Wort Latte hören, weil es bedeutet, dass sie die nächsten zwei Stunden wieder nicht auf den Spielplatz kommen. In Prenzlauer Berg ist die Frage deshalb auch nicht: Mutter oder Krippe, sondern Café oder Krippe. Anders ausgedrückt: Ist es besser, die Kinder von geschulten Kindergärtnern oder ungelernten Kellnern betreuen zu lassen?
Lautet die Antwort: »Von geschulten Kindergärtnern natürlich«, ist höchste Vorsicht geboten. Denn oft werden die Kleinen nur auseinem einzigen Grund in die Kita geschickt: Um die Arbeitskollegen der gegen alles immunisierten Mütter mit fiesen Krankheiten anzustecken. Die Maus hat ein kleines Magen-Darm-Virus mitgebracht? Dann wird morgen Kollegin M. ausnahmsweise mal mit Küsschen begrüßt. Meistbietend wechseln mit Grippeerregern bestückte Taschentücher ihre Besitzer, um kurz darauf in der Schreibtischschublade irgendeines kinderlosen Kollegen deponiert zu werden. Hat noch jemand ein bisschen Pfeiffersches Drüsenfieber für meinen Chef? Oder Läuse? Das Kind als biologische Waffe. Selbst in meinem Bekanntenkreis sind inzwischen jede Menge Kinder angekommen. Man merkt sofort, wenn eine Frau Mutter geworden ist. Dann lauten die SMS-Antworten auf »Hab mich gestern übrigens von meinem Zahnarzt getrennt« nicht mehr »Ach Süße, soll ich vorbeikommen?«, sondern »Wenn du wissen möchtest, was wirklich zählt im Leben, dann leih ich dir mal für zwei Tage meine kleine Tochter.« Sie wissen einfach, wie man sich beliebt macht.
Aber auch Singles haben eine Ahnung davon, wie das geht. Neulich traf die Senatorin zufällig ihren Chef mitsamt seiner Familie beim Sonntagsspaziergang. Der Chef schob das neugeborene Baby vor sich her. »Das ist er«, sagte er und sah die Senatorin erwartungsvoll an. In so einem Moment gibt es nur eine Antwort. »Mein Gott, ist das aber mal ein hübsches Kind. Ganz, ganz außergewöhnlich. Und so kluge Augen. Wenn das mal kein Herzensbrecher wird.« Uff. Die Senatorin sagte: »Sehr süß. Sieht noch ein bisschen aus wie ein Alien, oder?« Sicher, das hätte man auch anders ausdrücken können. So ein nachgeschobenes »oder« wirkt doch immer sehr zaudernd. Das kommt bei Chefs nicht gut an.
Zu Redaktionsschluss hatte sie ihren Job übrigens noch.
Meine Güte, hat die aber große Möpse
Neuerdings gehe ich häufiger mal allein in die Mittagspause. Ohne die Mädchen. Es hat sich herausgestellt, dass die Mittagspause so viel billiger wird, weil allein essende Frauen von zu dritt essenden Männern, die sich zur allein essenden Frau an den Tisch setzen,gern eingeladen werden. Es handelt sich um eine stillschweigende, nicht einklagbare Vereinbarung. Sie zahlen das Sushi oder den Latte macchiato. Ich höre mir dafür freiwillig und ohne Einsatz von Hilfsmitteln (Oropax, iPod) ihre Gespräche an. Die Männer kommen bei diesem Geschäft schlecht weg? Tatsächlich?
Dann hören Sie mal zu:
Mann 1: »Ich habe bei eBay für Friedrich die große Ritterburg mit 403 Rittern, einer Marketenderin und einem Mönch gekauft. Friedrich interessiert sich noch nicht so dafür, aber das kommt noch. Wie geht es deinem Kleinen?«
Mann 2: »Ich habe jetzt alle Schränke in Fontanellenhöhe gepolstert.«
Mann 1: »Ach, ist die Fontanelle immer noch offen?«
Mann 2: »Ja, da siehst du richtig das Gehirn pulsieren.«
Kann man sich sein Essen härter verdienen? Und seit wann pulsieren Gehirne eigentlich?
Wie anders, hochwertiger und tiefergehend sind dagegen Gespräche unter Frauen. Für
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