Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt
wimmerte ich ins Telefon. Und dann, die Situation hatte meinen Willen gebrochen, sagte ich: »Meinetwegen können auch den ganzen Tag Kinder laut trampelnd und schreiend über den Flur laufen. Ich finde das schön, ehrlich. Oder vielleicht gibt es einen Dachboden?« Die Dame an der Rezeption sagte mitfühlend: »Sie sind aus Berlin, das merkt man. Die brauchen Lärm.« – »Ja, bitte Lärm.« Sie meinte, man gewöhne sich schon an die Einsamkeit.
Da saß ich nun in diesem Ort, dessen Namen ich mir bis heute nicht merken kann. Umgeben von grünen Hügeln, der nächste Kaufladen eine halbe Stunde zu Fuß, der nächste Modeladen Welten entfernt. Und dann geschah etwas Merkwürdiges. Nach zwei Tagen bot die nette Dame an der Rezeption mir das Turmzimmer im Schloss an. Und ich antwortete, dass ich lieber in meiner Pferde-Ferienwohnung bleiben wollte, weil ich nun geerdet sei und ich im Turmzimmer nicht in den Schlaf gewiehert würde. Die Dame lächelte. Einige Tage später fuhr sie mich zum Bahnhof. Von dort ging der Zug, der mich von den grünen Hügeln zurück in den Lärm brachte. Zurück in die Menschenwelt. Oder war es in die Hölle?
Männer, gebt die Frauen auf. Aber niemals den Porsche!
Neulich rief mich mein guter Freund M. an. Nicht nur dass M. fantastisch aussieht, einen Doktortitel hat, fünf Sprachen spricht und meistens Single ist. M. ist mein einziger Freund mit einem Porsche. Ich freue mich schon jetzt auf die sommerlichen Spritztouren zur Ostsee. M. und sein Porsche sind mein persönlicher Transrapid zu Fisch-Fiete in Kühlungsborn. Und wieder zurück.
Leider ist der linke Blinker kaputt. Wenn M. und sein Porsche die Autobahn entlangzischen, geht immer plötzlich der linke Blinker los. Aber M. hat, auch wenn ihn der kaputte Blinker natürlich beunruhigt, immer noch genügend Muße, sich mit dem Wesen zu unterhalten, das neben ihm, tief in den Sitz gekauert, das eigene Leben an sich vorbeiziehen lässt.
Wenn ich mein Leben lange genug habe an mir vorbeiziehen lassen, denn so lang ist ja es nun auch wieder nicht, unterhalte ich mich scheinbar beiläufig und gelassen mit M. über die anderen Autofahrer: »Achtung, Achtung. ACHTUNG! Runter vom Gas. Der Wohnwagen zieht rüber. DER WOHNWAGEN ZIEHT RÜBER!« M. tätschelt mein Knie, der linke Blinker blinkt wie verrückt, ich gebe nicht auf: »Na, das ist ja noch mal gut gegangen. Dass die einfach immer rüberziehen, diese Wohnwagen. Die haben ja nicht nur die Verantwortung für sich. Die haben ja auch die Verantwortung für die Beifahrer anderer Leute. Ist mir ja unbegreiflich, dass die dann trotzdem einfach rüberziehen. Und dir? Oh schau mal, das schöne Schild. Ui, schon vorbei. Was stand da? Konntest du das lesen? War das eine 130? Sah mir fast so aus.« M. sagt gar nichts, weil der linke Blinker jetzt vollends durchdreht und weil er neben der Fußmatte nach einer CD tasten muss. Ich unterhalte ihn dann einfach weiter. Man hat als Beifahrer ja auch ein bisschen die Pflicht, den Fahrer bei Laune zu halten: »Kennst du die Geschichte vom englischen Professor, der auf der Autobahn nur eine einzige Sekunde im Fußbereich nach einer CD gesucht hat …? Eine Sekunde – und baff. Wurde seines Lebens nicht mehr froh, der Professor. Musste sich dann auch scheiden lassen.« Und schon sind wir in Kühlungsborn angekommen. So entspannt, gelassen und harmonisch, wie es eben geht. Jetzt könnte es eigentlich heißen: Und so lebten sie glücklich und zufrieden, bis der Porsche dereinst beim TÜV durchfällt. Es kam anders.
»Ich verkauf den Porsche«, sagte M. am Telefon zu mir. »Es passt einfach zu wenig rein. Entweder eine Frau oder mein Golfbag. Beides gleichzeitig lässt sich in dem Auto einfach nicht verstauen.«
»Du kannst deinen Porsche nicht verkaufen!«, schrie ich. »Gib die Frauen auf oder das Golfspielen. Aber doch nicht deinen Porsche! Tu dir das nicht an. Tu mir das nicht an.«
Hat der Mann eigentlich eine Ahnung, wie schwierig es ist, einen Porschefahrer ohne Freundin, Frau und/oder Geliebte aufzutun? Und selbst wenn man es geschafft hat – es dauert Jahre, dem Mann klarzumachen, dass man es nicht auf seinen Porsche abgesehen hat. Auch wenn das natürlich nicht stimmt. Wie bei einem scheuen Tier konnte ich im Laufe der letzten Jahre behutsam das Vertrauen von M. gewinnen. Ich bin sooooo kurz vor dem Satz aller Sätze: »Leihst du mir morgen mal kurz deinen Porsche?« So verdammt kurz davor.
Nichts gegen schwarze Golfs. Aber wenn es irgendeine
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