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Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Titel: Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Garbers
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keinen Ferrari«, sagte der Mann. »Aber ich habe mir grade in den Staaten einen Oldtimer in der Farbe Ihrer Bluse gekauft. Moment, darf ich mal genauer gucken?« Er kam noch ein bisschen näher und guckte genauer. »Ja doch, Ihre Bluse ist ja auch metallic. Meine Ledersitze haben das gleiche Rot wie der Streifen auf Ihrer Tasche. Wenn ich es mir recht überlege, würden Sie gut auf den Beifahrersitz passen. Ich schicke Ihnen mal ein Foto meines Oldtimers. Melden Sie sich, dann machen wir eine Probefahrt.«
    Eine Probefahrt mit einem attraktiven Endfünfziger in seinem Oldtimer. Das war schon immer mein größter Wunsch. Meine Stiefel hatten mich in eine Parallelwelt getragen. In ein Tussi-Universum. Ich hätte gern noch ein bisschen weitergeplaudert, aber die Senatorin mit ihren beigen Langweilerstiefeln hatte die Nase voll. Oder sie wollte irgendwohin, wo es Förster gab.
    Also gingen wir auf die Veranstaltung einer Frankfurter Wochenzeitung. Am Eingang traf ich einen berühmten Kolumnisten, der mir angeekelt auf die Füße starrte: »Bist du jetzt eine Stiefelfrau?«, fragte er. »Stiefelfrauen sind böse Frauen.«
    Was, wenn er recht hat?
    PS: Schwarze Schnürstiefel günstig abzugeben, Größe 39, kaum getragen.

Landverschickung

    Es gibt diesen Film, die Hauptpersonen – ein zerstrittenes Pärchen – fahren durch so eine Art mittelamerikanisches Brandenburg: Rechts nichts, links nichts und das nächste hässliche Dorf Meilen entfernt. In einem Cadillac streiten sie sich über Abkürzungen. Sie verfahren sich, es wird dunkel – und schwups sind sie in einer Parallelwelt mit lauter Monstern, Sadomasochisten und Kapuzenmännchen.
    Es war noch nicht dunkel, als der Kleintransporter mich und mein Gepäck am Bahnhof ablud. Ich glaube, es war ein Bahnhof.Das Gebäude stand an den Schienen, und man hatte mir gesagt, es würden Züge halten. Auf dem Bahnsteig wuchs Unkraut. Das Bahnhofsgebäude war verrammelt, die Scheiben blind. Hinter einigen Fenstern waren sogar die Plastikblumen welk geworden. Weit und breit kein Mensch. Ich prüfte vor jedem Schritt sorgfältig den Boden. Eine falsche Bewegung konnte mich in die Monsterwelt rutschen lassen. Oder war ich da längst? Dann sah ich das Schild: »Dies ist ein rauchfreier Bahnhof. Bitte rauchen Sie nur an den speziell ausgewiesenen Rauchplätzen.« Ich musste nachdenken. Dazu zündete ich mir eine Zigarette an, die ich in den rechten Mundwinkel steckte, und eine für den linken. Wo war ich gelandet? Und vor allem wie? Ich hatte eine Singlereise in die Uckermark gebucht, um die eine oder andere Neurose loszuwerden. Ich war frohen Mutes eine Woche zuvor gestartet.
    Das Schöne am Alleinreisen ist der Einzelzimmerzuschlag. Hotels bestrafen Alleinreisende gern mit einer getarnten Strafgebühr nicht unter 100 Euro. Meist liegen die Einzelzimmer über der hoteleigenen Disco, beliebt ist aber auch die Nähe zum Dunstabzugsrohr der Küche. Und keine Sorge, selbst in renovierten Hotels findet sich immer eine vergammelte Kammer für Alleinreisende mit Ausblick auf Bauarbeiter, die im Begriff sind, den Pool aufzumeißeln.
    Das ist völlig verständlich. Denn mit einem hässlichen Einzelzimmer macht man nur einen Gast traurig, bei einem hässlichen Doppelzimmer wären es gleich 100 Prozent mehr. So ein Doppelzimmer verzehrt ja auch mehr im Hotelrestaurant. Was wir Einsamen allerdings mit der Plünderung der Minibar komplett wieder ausgleichen würden. Wenn wir denn eine Minibar hätten. Aber das gehört nicht zur Therapie. Denn ein Einzelzimmerzuschlag ist eine Art Erziehungsmaßnahme und dient der vorsichtigen Resozialisierung. Der Einzelgänger soll nach zwei Wochen mit dem Gefühl heimkehren: Zu zweit wär’s vielleicht noch schöner gewesen. Heimlich fließen diese Einbettstrafzölle natürlich ans Familienministerium zur Finanzierung kostenloser Kitaplätze.
    Diesmal hatte ich Urlaub in einem Schloss in der Uckermark gebucht. Klar, so ein Schloss hat sicher auch einen mit Spinnenweben verklebten Dachboden und Dienstbotenzimmer. Aber dasRisiko bin ich einfach eingegangen. Zum Glück hat man mich dann doch nicht auf dem Dachboden des Schlosses einquartiert. Ich bekam die Erdgeschosswohnung gleich bei den Ställen. Die Quarantänestation des Schlosses, früher vermutlich zur Unterbringung Leibeigener gedacht. Und nicht mal eine Minibar, mit deren Hilfe man sich die Situation hätte schöntrinken können. Verschärfte Therapie: »Hier ist es dunkel, und ich bin einsam«,

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