Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Titel: Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Garbers
Vom Netzwerk:
aus.
    Aber beim anschließenden Besuch des Klubhauses konnte ich doch einiges über die eisernen Regeln des Golfs lernen. Etwa dieKleiderordnung. Es gibt beim Golf – ähnlich wie bei Judo oder Taekwondo – Farben, an denen man das Können ablesen kann. Das geht in etwa so: Gattin ohne Platzreife: modisch sportive Steppkarojacke eines englischen Herstellers in den Farben Bleu, Lachs oder Beige. Ab Handicap 54 kommt Rosa zum Einsatz. Warum Golferfrauen Rosa tragen? Vielleicht dient es als Beißhemmung für die besseren Spieler. Ansonsten kann man mit goldenen Accessoires nichts falsch machen: goldene Basecaps, goldene Gürtel und Sportversionen goldener Uhren. Denn das glauben sie ja: Golf ist Sport.
    Mir persönlich war es in den vergangenen Wochen etwas zu kühl und nass draußen. Mir gefiel die Klimaveränderung im April wesentlich besser. Und so musste ich mich lange dazu durchringen, doch etwas für die Umwelt zu tun. Ich trug also meine Frauenzeitschriften zum Altpapiercontainer. »Sind Sie verrückt?«, fragte der gute Mann von Prenzlauer Berg, der gerade die Biotonne füllte. »Die Müllverbrennungsanlagen kriegen ihren Müll gar nicht mehr angezündet, weil Menschen wie Sie das ganze Papier aussortieren!«
    Pankow, übernehmen Sie.

Schafft mir die Piloten vom Hals

    Es war mal wieder so weit. Einmal im Jahr muss es wohl sein. Die Rede ist hier nicht von Zahnarztbesuchen oder der Steuererklärung. Schlimmer: Ich hatte die angeblich schönste Zeit des Jahres hinter mich zu bringen. Urlaub. Wieder einmal allein!
    Augen zu und durch, wird schon nicht so schlimm werden, dachte ich mir und buchte einen Flug in ein osteuropäisches Dürregebiet. Wolkenlos, 38 Grad im Schatten, großer Pool. Außerdem hatte ich sieben Bücher dabei. Bücher sind die treuen Gefährten des Alleinreisenden. Seine Reiseapotheke. Außerdem gehören da rein: Oropax, iPod (um die Ohren vor den Geräuschen verliebter oder streitender Pärchen zu versiegeln), auch ein, zwei Döschen Pfefferspray können nicht schaden. Und Salzstangen gegen den Mineralverlust. Sie denken an Magenverstimmung. Ich rede vom Salzverlust durch Tränen.
    Alleinreisende solidarisieren sich häufig bereits am Flughafen mit ihren Leidensgenossen. Man hat etwas gemeinsam: Erstens: viel zu viel Zeit. Zweitens: viel zu wenig Freunde. »So viele Türken hier«, raunte mir eine ältere Dame mit sehr blonden Haaren und einem Glitzer-T-Shirt zu, die wie ich in der Schlange des Abfertigungsschalters wartete. Sie wurde noch etwas leiser: »Letztes Mal waren es viel weniger Türken. Da war es, ich sag mal: besser durchmischt.« Ich nickte verständnisvoll: »Ja, und nachher in der Türkei könnten es noch mehr werden.« Schon waren wir Freunde. So schnell geht das bei uns Alleinreisenden.
    Ich hatte mir ein nagelneues Superdesignhotel gebucht. Wir Singles können uns das leisten. Es hatte um eine Achse rotierende Juniorsuiten. Das muss man sich ein bisschen vorstellen wie Urlaub im Fernsehturm – nur mit besserem Essen.
    Jetzt im Nachhinein kann ich immer nur wieder sagen, so schlimm war der Urlaub gar nicht. Wenn man Schweigeorden mag. Meine Konversation für die schönsten Tage des Jahres beschränkte sich auf: Haben Sie auch richtigen Kaffee? (Antwort: Ja, macht 100 Euro). Bekomme ich bei Ihnen auch Zigaretten? (Antwort: Ja, für 100 Euro). Haben Sie meine Sonnencreme gefunden? (Antwort: Ja, aber schon für 100 Euro weiterverkauft). So wird das nix mit Europa.
    Auch die Kellner sprachen manchmal mit mir: »Single?«, fragten sie jeden verdammten Abend, wenn sie mich allein am Katzentisch sitzen sahen. Und ich antwortete jedes Mal mit »Ja«. Was auch sonst? Es ist nicht so, wie Sie denken. Mein Verlobter muss diese Woche leider dem Scheich von Abu Dhabi ein Herz transplantieren, er kommt nach! Jedenfalls räumten die Kellner jedes Mal ungerührt die überzähligen Gedecke vom Tisch. Manchmal klauten sie auch die restlichen Stühle und trugen sie an die anderen, die Familientische mit den Horden schlecht erzogener Kinder. Selbst wenn dann eine nette Begleitung vorbeigekommen wäre, sie hätte gar keinen Platz gehabt an meinem Tisch. Nichts sieht unfreundlicher aus als ein Tisch, an dem nur eine Person sitzt und sämtliche Stühle fehlen. Ein unausgesprochenes: Versucht es erst gar nicht.
    Mir war das nur recht. Eines Abends saßen zwei deutsche Männeram Nebentisch. Pilot und Co-Pilot, wie ich ihren Gesprächen entnehmen konnte. Der eine sah ganz gut aus, der andere

Weitere Kostenlose Bücher