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Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt

Titel: Single in the City - Frl. Garbers rennt durch die Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Garbers
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Chefs eine Mail an alle. Inhalt: Die Mails an alle hätten inflationär zugenommen. Man sollte sich genau überlegen, bevor man alle Kollegen alarmiert. Recht haben sie. Aber eine geht noch: »Liebe Kollegen, da ich für die nächsten sechs Wochen in den Resturlaub entschwinde, wollte ich fragen, ob mir jemand einen Reiseführer mit den schönsten Stränden Brasiliens ausleihen kann. Meiner ist schon so zerfleddert. Danke im Voraus.« Sie werden mich dafür lieben.

Rucksäcke sind super. Aber muss man sie tragen?

    Neulich habe ich Urlaub gemacht. So richtig schön mit Rucksack und Trekkingsandalen. Man braucht ja nicht viel in diesen tropischen Ländern. Einen Bikini, einen leichten Lendenschurz, Sonnencreme, Moskitonetz, Zahnbürste und einen Begleiter, der einem den Rucksack trägt. Nicht zu vergessen: der zerfledderte Lonely Planet, damit man weiß, wo man hinmuss.
    Sobald man einen Rucksack auf dem Rücken trägt, ist man nicht einfach mehr nur ein Reisender. Man ist ein Traveller, der Abenteurer unter den Reisenden. Ein Traveller kommt tagelang ohne Dusche und Rasierschaum aus. Seine Brote schmiert er sich mit der großen Klinge des Schweizer Offiziersmessers, und über Gemeinschaftsklos lacht er nur. Gern erzählt er die Geschichtevon Montezumas Rache damals in Ecuador. Aber das war nicht so schlimm. Denn ein Traveller hat nur vor einem wirklich Angst: dem All-Inclusive-Resort.
    »Wir gehen aber hin und wieder auch in ein Hotel, das schön ist, oder?«, hatte mein Begleiter mitten in den Reisevorbereitungen gefragt. »Na klar«, log ich. Luxushotel! Total gegen die Traveller-Ehre. Wir waren in Thailand, dem einzigen Land, in dem Männer noch bessere Bikinifiguren haben als Frauen. Außerdem kann man sich wunderbar die allerneuste Mode von Menschen, die Johnny Versace oder Gregor Armani heißen, auf den Leib schneidern lassen. Leider aber gibt es auch jede Menge Sonnenaufgänge. Was wiederum zum Sonnenaufgangsterror führt. Anstatt auszuschlafen, wie es sich für einen Traveller gehört, wird man mitten in der Nacht aus dem Bett gescheucht und zu irgendeinem Berg gekarrt, wo man dann mit Tausenden anderen der Sonne bei dem zuschaut, was sie ohnehin jeden Tag tut: aufgehen. Ähnlich überschätzt wie Sonnenaufgänge sind eigentlich nur noch Flamingos.
    Die ersten zwei Nächte verbrachten wir in einem Luxushotel. Man muss den Körper langsam an so eine anstrengende Reise heranführen, und große Temperatursprünge lassen sich am besten in teuren Hotels abfedern. Alte Backpackerweisheit. Danach aber würden wir uns nicht schonen. Oh nein. Tapfer schlug mein Begleiter im Reiseführer unter Budget-Unterkünften nach: »Das hier hört sich doch gut an«, sagte er und richtete sich vorsichtig auf dem blumengeschmückten Daybed auf. Vorsichtig, um die thailändische Dame nicht zu stören, die seine Füße pedikürte: »Hör mal: Einfache, aber saubere Pension unter Leitung eines Stuttgarter Lehrerehepaars, Toiletten im Gang, Fahrräder können vor Ort geliehen werden.«
    »Stimmt, klingt super«, sagte ich und hielt ihm das Hochglanzreisemagazin unter die Nase, das ich aus der Hotellobby hatte mitgehen lassen. »Oder das hier: Die De-luxe-Zimmer mit riesigen Panoramafenstern gruppieren sich um einen Seerosenteich und sind mit den allerneuesten Himmelbetten ausgestattet. Ist ein bisschen teurer, aber danach gehen wir ja nur noch in primitive Strandhütten mit Kakerlaken, da ist das Geld dann schnell wieder drin.«
    Um es kurz zu machen, natürlich stiegen wir in keiner einzigenStrandhütte ab. Und die längste Zeit, die ich meinen Rucksack trug, war in der S-Bahn auf dem Weg nach Hause. Irgendwann in den letzten Jahren musste es passiert sein, der Übergang vom Backpacker zum Reisenden. Und diese Rucksäcke sind ja auch wirklich unpraktisch. Sie haben keine Rollen, auf denen man sie hinter sich herziehen kann. Irgendwann kommt man vermutlich in ein Alter, in dem es egal ist, ob man einen Rucksack trägt oder ein rosafarbenes Strass-Micky-Maus-Shirt. Beides sagt dasselbe: Ich kann nicht in Würde altern.
    Der Tiefpunkt der Reise war erreicht, als wir ein britisches Backpackerpaar im Taxi mitnahmen. »Wir sind total zerstochen, die hatten in den Hütten keine Moskitonetze«, sagte das Mädchen, »und wie ist eure Unterkunft?« Ich überlegte fieberhaft, wie ich mithalten könnte, mir fiel aber nur ein, dass der Pool in unserem Hotel so unendlich lang war, dass man immer schon ganz verschrumpelte Hände hatte, wenn man

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