Sinnliche Eroberung
hingehen?«
Marcus fiel ein Stein vom Herzen. Die Sache schien einfacher zu laufen als erwartet. »Das wäre vielleicht am besten. Paullinus haßt die Briten und selbst Kell halte ich von ihm fern. Warum gehst du nicht einfach mit Kell ins Theater? Wenn du zurückkommst, verschanzt du dich sofort in unserer Kammer. Du hast gesehen, wie sich mein Bruder aufführte, als er betrunken war, und ich fürchte, daß heute abend mehr als reichlich Weinströme fließen.«
»Das Theater ist ein sehr gute Idee. Paullinus kann ich nicht ausstehen.« Es schauderte sie, wenn sie an den haarigen Riesen dachte, der aussah wie ein großes, struppiges Vieh.
Marcus gab ihr einen Abschiedskuß. »Heute werden wir uns nicht mehr sehen; du schläfst sicher schon, wenn ich hinaufkomme; aber sobald die Legionäre endlich abgezogen sind, habe ich mehr Zeit für dich. Dann gehe ich mit dir auf Wildschweinjagd.« Er stand auf und legte sich seinen Waffengürtel um. »Viel Spaß im Theater!«
»Viel Spaß bei deinem Fest«, erwiderte sie naiv, und er kam sich ziemlich schäbig vor, sie doch irgendwie zu hintergehen.
Diana, die ihre ultramarineblaue Toga mit dazu passender Palla trug, heimste mehr Blicke ein als das Theaterstück. Ihre blonde Mähne zog sowohl männliche als auch weibliche Augenpaare auf sich. Überall flüsterte man: »Wer ist sie?«, und diejenigen, die über die privilegierte Information verfügten, daß sich General Magnus eine Konkubine zugelegt hatte, stillten den Wissensdurst der Neugierigen. Die Männer wurden sofort neidisch auf den General, während die Frauen alles darum gegeben hätten, Dianas Stelle einzunehmen.
Es amüsierte sie, daß Kell immer eine Hand am Griff seiner Peitsche hielt, als Warnung an die Menge, Distanz zu wahren. Sie und Kell hatten sich ein musikalisches Stück ausgesucht, das, wie sich herausstellte, eher ein extravagantes Ballett war. Mit großer Freunde beobachtete Diana die Tänzer und Sänger in ihren kunstvollen Masken und Kostümen. Das Ganze geriet ein wenig außer Kontrolle, als eine Gruppe Akrobatinnen über die Bühne wirbelte, denn sie trugen nicht mehr als breite schwarze Lederriemen - einen über der Brust und den anderen über den Lenden.
Das Stück dauerte ziemlich lange, und anschließend ging Kell mit Diana in einen Weinkeller, wo traditionsgemäß die Theatergäste nach der genossenen Unterhaltung am liebsten einkehrten. Es wurden sowohl kalte als auch warme Spirituosen serviert. Diana wählte Calda, den warmen, gewürzten Wein, während Kell Setinier bevorzugte, einen alten Wein, der aus Italien eingeführt wurde. Widerwillig räumte sie ein, daß die römischen Tropfen heimischen überlegen waren.
Diana trat den Rückweg in einer Sänfte an und Kell ging neben ihr her, so daß sie sich über den Abend unterhalten konnten. Sie kam sich sehr verwöhnt, ja beinahe sündig vor, sich in der Stadt amüsiert zu haben, während Marcus den Gastgeber für den militärischen Anführer und seine Zenturione spielen musste . »Herzlichen Dank für deine Begleitung, Kell! Es hat mir wirklich sehr gut gefallen. Ich muß Marcus von diesen Akrobatinnen erzählen, die ihm entgangen sind.« Diana kicherte. »Armer Marcus!«
Als sie zu Hause anlangten, sahen sie, daß der ganze Hof voller Wagen stand, und wusste n daher, daß die Gäste des Generals noch da waren.
»Ich glaube, wir sollten lieber durch den Garten gehen statt durch den Vordereingang«, meinte Kell. »Vielleicht besprechen sie ja militärische Angelegenheiten.« Mögen die Götter mir diese kleine Lüge verzeihen, dachte er.
Diana schlüpfte durch das Tor in den ummauerten Garten und blieb wie angewurzelt stehen. Ein halbes Dutzend nackter Frauen ritt auf den Rücken ebenso nackter Männer. Andere nackte Gestalten hielten brennende Fackeln oder kleine Peitschen, um diejenigen, die Hengst spielten, anzutreiben. »Militärische Angelegenheiten? Orgien meinst du wohl!«
Kell ergriff sie beim Arm und schob sie zu einer Außentreppe, die in den ersten Stock hinaufführte. In diesem Moment betrat Marcus den Garten mit einer nackten Frau, die sich an seinem Arm festklammerte. Sie hatte kohlschwarzes Haar und eine mehr als üppige Figur mit großen Brüsten und einem weit ausladenden Hinterteil. Diana traute ihren Augen nicht. Die Frau an Marcus' Seite sah genauso aus wie Allegra.
»Was zum Teufel tut sie hier?« fauchte Diana und schleuderte Blitze aus ihren amethystblauen Augen.
»Sie ist hier, weil ich sie eingeladen
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