Sinnliche Maskerade
dass sie unmerklich anfing, den vertraulichen Umgangston zu teilen.
»Wann soll die Hochzeit denn nun stattfinden?«, fragte Jasper, als sie sich vom Dinnertisch erhoben und in die Bibliothek zurückkehrten.
Es herrschte ein kurzes, unbehagliches Schweigen.
»Wir sind noch dabei, den Termin zu besprechen«, sagte Perry schließlich, »aber auf jeden Fall heiraten wir in der Kirche an der Bolton Street. Du wirst doch auch da sein, oder?«
»Natürlich«, erwiderte sein älterer Bruder, »es ist schließlich eine Familienangelegenheit.« Er prostete Alexandra mit seinem Portweinglas zu. »Wir werden alle versammelt sein, um Alexandra in unserer morschen Familie willkommen zu heißen.«
»Ich hoffe, ihr ist klar, worauf sie sich einlässt«, bemerkte Sebastian lachend, »aber ich zweifle nicht daran, dass Serena und Clarissa dich mit allen schäbigen Details versorgen werden.«
Alexandra hatte das Gefühl, als ob sie von einer unausweichlichen Flutwelle mitgerissen wurde. Hastig warf sie ein: »Wir werden heiraten, sobald ich aus Dorset zurück bin. Bis morgen Abend sollten die potenziellen Käufer der Bibliothek von sich hören lassen, und sobald ich den Verkauf unter Dach und Fach gebracht habe, werde ich meine Angelegenheiten in der Abbey zu Ende bringen und so schnell wie möglich zurückkehren.«
Peregrines Miene verdüsterte sich. Er trommelte mit den Fingern auf die Armlehne seines Sessels, bis Jasper das unbehagliche Schweigen brach.
»Das ist natürlich eine Angelegenheit zwischen Ihnen und Perry. Aber uns kann nichts daran hindern, die Hochzeit und ein Hochzeitsfrühstück vorzubereiten. Clarissa und ich werden die Gastgeber der Feier sein.« Seine Frau nickte, als er ihr einen fragenden Blick zuwarf.
Für den Rest des Abends sagte Alex nicht mehr viel. Kurz darauf brach die Gruppe auch auf.
»Heute Abend kehre ich an den Berkeley Square zurück«, flüsterte sie, als Perry ihr in die Droschke half, »dann können Serena und dein Bruder sich privater fühlen. Und morgen muss ich den Verkauf der Bibliothek über die Bühne bringen. Ich gehe davon aus, dass die Verhandlungen sich den ganzen Tag über hinziehen.«
Peregrine presste die Lippen aufeinander.
»Wie du wünschst«, stieß er schließlich aus und rief zum Kutscher hoch, »zuerst zum Berkeley Square.«
Vor dem Haus trat er aus dem Gefährt und wartete, bis Alexandra sich von Sebastian und Serena verabschiedet hatte. Er gab ihr die Hand, um ihr auf die Straße zu helfen, und hielt sie fest.
»Ich werde deine Wünsche respektieren. Und morgen werde ich dich allein lassen, damit du deine Geschäfte hier erledigen kannst. Über alles Weitere reden wir übermorgen. Ich komme nach dem Frühstück zu dir, und dann machen wir einen Ausritt nach Richmond, wo wir vielleicht ungestört reden können.«
»Ich warte auf dich«, erwiderte sie leise.
Er führte ihre Hand an seine Lippen, bevor er ohne ein weiteres Wort oder einen Gruß wieder in der Kutsche verschwand.
Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft am Berkeley Square nahm Alexandra den Weg rund ums Haus zum Nebeneingang. Sie fuhr mit den Fingern auf dem Oberbalken der Tür entlang, bis sie die Schlüssel ertastet hatte. Die Tür klemmte ein bisschen, aber schließlich schwang sie auf, und sie trat in den dunklen Durchgang. Ihre Überlegung, dass die Hausverwalter vielleicht eine Kerze hatten brennen lassen, um ihr zu leuchten, musste sie schnell korrigieren. Aber in den vergangenen Tagen hatte sie schließlich auch keine gebraucht. Warum also sollten die Leute annehmen, dass sie ausgerechnet heute Nacht im eigenen Bett schlief?
Sie tastete sich durch den Flur und in die Halle, wo es beinahe so dunkel war wie in dem engen Durchgang. Aber es gelang ihr, den Weg zur Treppe zu finden, und so auch in ihr Zimmer. Vom Feuer war nicht mehr übrig als ein glühender Aschehaufen, aber es reichte, um ein Wachslicht anzuzünden und mit dem wiederum eine Kerze. Sie rüttelte die Asche durch und schichtete ein wenig mehr Holz auf, bevor sie ihr Kleid aufknöpfte und sich aus den steifen Unterröcken und dem Reifrock befreite.
Schließlich kletterte sie ins Bett, lehnte sich in die Kissen und beobachtete die flackernden Flammen des Kaminfeuers an der Decke. Alexandra wünschte sich, mit Perry nicht so unfreundlich auseinandergegangen zu sein. Denn sie konnte sich gut vorstellen, wie frustrierend die Lage für ihn sein musste. Aber wenn sie auch nur einen Hauch Wahrhaftigkeit gegenüber sich selbst empfand,
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