Sinnliche Maskerade
Halle sich in den Salon verzogen hatte, sodass sie ins Zimmer schlüpfen konnte, ohne die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Kapitel 5
Peregrine hielt sein Glas in der Hand und versuchte, mit Lady Maude zu plaudern, als er Mistress Hathaway in einem Armsessel bemerkte, der in die andere Ecke des Zimmers gequetscht stand. Die Hände hatte sie im Schoß gefaltet und schien sich auf das Muster des türkischen Teppichs zu ihren Füßen zu konzentrieren.
Er entschuldigte sich bei seiner Gastgeberin, als jemand sie begrüßen wollte. Dann schnappte er sich ein Glas Sherry vom Tablett eines Dieners und bahnte sich einen Weg in die Ecke. »Mistress Hathaway. Ich glaube, Sie bevorzugen einen Sherry.« Er verbeugte sich und reichte ihr das Glas.
»Ich mache mir nicht viel aus Drinks«, erwiderte die Lady zögernd, ohne nach dem Glas zu greifen.
»Das habe ich ja auch gar nicht behauptet, Ma’am«, widersprach er, zog das Glas aber nicht zurück. »Ich kann mir aber den Gedanken nicht verkneifen, dass eine kleine Anregung in dieser Gesellschaft nützlich sein könnte.« Amüsiert und verschwörerisch zugleich zog er die Brauen hoch und bemerkte zufrieden, dass in ihren wundervollen grauen Augen eine Antwort glitzerte. Wenn er nicht ganz gewaltig irrte, steckte unter dieser unscheinbaren Fassade offenbar eine sehr schöne Frau mit einer beeindruckenden Persönlichkeit.
Alexandra nahm das Glas und murmelte einen Dank.
»Ich hoffe, dass die Witwe Lady Douglas sich heute Abend wohl genug fühlt, um am Kartenspiel teilzunehmen.«
»Allerdings. Den ganzen Nachmittag hat sie auf dem Bett gelegen und sich ausgeruht, um ausreichend Kräfte zu sammeln«, erklärte Peregrine ernst und beobachtete sie über den Rand des Glases. Nein, er irrte sich nicht, in ihren Augen tanzte es verschmitzt, obwohl sie den Blick Sekunden später schon wieder in den grauen Stoff ihres Kleides versenkte.
»Das Leben auf dem Lande kann recht erschöpfend sein«, murmelte Alex, trank ein Schlückchen Sherry und hoffte, dass es ihr gelungen war, ihre unwillkürliche Belustigung zu verbergen. Denn es würde wieder geschehen, ganz gleich, wie hart sie auch versuchte, dagegen anzukämpfen. Absichtlich oder unabsichtlich, dieser verdammte Kerl brachte sie einfach dazu, dass sie laut auflachen wollte. Sie vermutete eine Absicht dahinter und spürte wieder einmal den Stachel der Gefahr. Nichts wäre einfacher, als sich durch diese Wortwechsel wieder in ihr wahres Selbst zurückzuverwandeln. Er war wirklich ein attraktiver Mann, und eigentlich wollte sie nichts weiter, als ihm auf dieselbe Art zu antworten, wie er sie fragte, wollte es diesen spielerischen und durchdringenden blauen Augen erlauben, sie in diese geheimnisvolle vertrauliche Welt zu locken, in die er sie einlud. Aber sie wagte es nicht, sich auf das Spiel einzulassen. Sie musste den Drang unterdrücken, auf ihn zu reagieren, ihm zu begegnen und zu parieren, wie verführerisch auch immer er sein mochte ... auch wenn es ungerecht sein mochte, weil sie zum ersten Mal in ihrem Leben einen Hauch davon erhaschte, wie es sein konnte, die Gesellschaft eines Mannes zu genießen, anstatt vor ihr fliehen zu müssen.
»Ja, in der Tat. Mildtätige Besuche, Kartenpartys und so weiter«, stimmte Perry zu. »Haben Sie Ihren Spaziergang heute Vormittag genossen?«
»Sehr sogar, Sir. Ich finde, wenn jemand so viel Zeit in geschlossenen Räumen verbringt wie ich, ist es unbedingt notwendig, regelmäßig frische Luft zu schnappen.« Lieber Himmel, wie lange würde sie ihre reglose Miene wohl noch durchhalten können? Es schien gar keine Rolle zu spielen, wie streng sie sich auch ermahnte, die verborgene Alexandra drängte einfach immer wieder aus ihrem Versteck. Verzweifelt versteckte sie sich hinter ihrem aufgeschlagenen Fächer.
Peregrine trank einen Schluck Sherry und musterte sie stumm, was sie noch nervöser machte als seine Unterhaltung.
»Ich frage mich, ob es morgen wohl regnen wird«, gab sie von sich, »es hat schon seit über einer Woche nicht mehr geregnet. Ich glaube, in den Gärten ist es inzwischen sehr trocken.«
In Peregrines Miene spiegelte sich das Erstaunen über ihr sinnloses Geschwätz. Sanft fragend blickte sie ihn über den Rand ihres Fächers hinweg an und bemerkte zu ihrer Erleichterung, dass es ihm für einen Moment die Sprache verschlagen hatte. Sie klappte den Fächer zu und schlug die Augen nieder.
Ein paar Sekunden lang bemühte Perry sich um eine angemessene Antwort, bis er
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