Sinnliche Nacht mit sueßen Folgen
ihren Job und ihre Freunde verloren. Zwar hatte er im Moment auch Probleme, aber verglichen mit ihren waren sie nichts.
Sie war so ehrlich und süß gewesen an jenem ersten Abend, als sie ihm von ihrer Sorge um ihren Vater erzählte. Sie hatte ganz und gar nicht wie jemand gewirkt, der etwas zu verbergen hatte.
Warum nur konnte er nicht aufhören, ständig und in allen Einzelheiten an ihr Liebesspiel zu denken? Sie hatte sich so weich und warm angefühlt, als er in ihr gewesen war.
Er sehnte so sehr nach ihr.
Alicia stand vom Computer auf. Wenn sie noch länger Basil Bienvilles abscheulichen Blog über ihre Heirat und ihren Vater las und dazu die bissigen Bemerkungen seiner Leser, würde ihr sicher gleich wieder übel werden.
‚All jene von uns, die die Skandalgeschichten um die Butler Bank und ‚Houses for Hurricane Victims‘ verfolgten, kann die Nachricht wohl nur mäßig überraschen, dass Alicia Butler offen mit Jake Claiborne zusammenlebt. Aus dem engen Umkreis der Braut wurde laut, dass Claiborne am Samstagabend in St. Anthony’s Garden die Tochter des angeblich von ihm gehassten Mannes geheiratet hat, den er an das FBI ausgeliefert hat.
Warum so übereilt? Wer ist in Wirklichkeit verantwortlich für das Verschwinden der Gelder für ‚Houses for Hurricane Victims‘? Wird durch diese Heirat bestätigt, was wir bereits vermutet haben – nämlich dass Claiborne ebenso ein Dieb ist wie Butler?‘
Wenn Jake sie nicht geheiratet hätte, dann würde ihn jetzt niemand ans Kreuz nageln.
Sie fühlte sich isoliert und begann ruhelos auf und ab zu gehen. Gab es noch etwas Einsameres, als in einem großen Haus allein zu sein, das einem nicht gehörte? Im eigenen Haus gab es immer Unmengen kleiner Arbeiten, die man verrichten konnte und die einen ablenkten.
In Jakes Haus gab es nichts zu tun. Sie konnte höchstens seine Abenteuermagazine lesen oder an sein Telefon gehen, das ununterbrochen klingelte, seit er das Haus verlassen hatte.
Sie fühlte sich wie lebendig begraben.
Warum nur musste Carol, die einzige Freundin, die zu ihr hielt, ausgerechnet in London leben? Diese verdammte Zeitverschiebung.
Trotzdem wählte sie Carols Nummer, weil sie das dringende Bedürfnis hatte, mit einer wahren Freundin zu reden.
Carols Anrufbeantworter meldete sich.
„Hier ist Carol. Leider sind wir im Augenblick nicht zu Hause …“
Alicia lauschte der Ansage ihrer Freundin, bis sie mit einem Piep endete. Am liebsten hätte sie gleich noch einmal angerufen, nur um Carols Stimme noch einmal zu hören. Doch sie hinterließ nur eine Nachricht und rief dann Kimberly an, die früher ihre liebste Arbeitskollegin gewesen war. Sie waren gemeinsam ins Kino und in Konzerte und hin und wieder auf einen Drink gegangen.
„Hier ist Alicia“, meldete sie sich, als Kim abnahm.
Lange Pause. „Ich … ich habe in der Zeitung gelesen, dass du letztes Wochenende geheiratet hast“, sagte Kim schließlich.
„Du darfst nicht jedes Wort glauben, das sie schreiben.“
„Ich weiß. Trotzdem … ich hoffe, du wirst sehr glücklich.“
„Danke.“ Alicia machte eine kleine Pause. „Wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen?“
„Jede Menge Arbeit. Termine. Autoren, die auf den letzten Drücker abgeben. Wir versuchen zu jonglieren … du kennst das ja.“
„Du fehlst mir so. Und die Arbeit vermisse ich auch. Ich muss unbedingt mit jemandem reden.“
„Ich vermisse dich auch … Hör zu, Alicia, ich würde gern reden, wirklich, aber Sam macht mir Zeichen, die Leitung freizumachen, deshalb muss ich jetzt … wirklich Schluss machen.“
„Aber, Kim, bitte …“
„Tschüss, Alicia. Tut mir leid. Ich rufe dich zurück, sobald ich Zeit habe. Bestimmt.“
Dann legte sie auf, und Alicia hatte das Gefühl, als wäre ihr ganzes Leben damit zu Ende.
Sie schloss die Augen und ließ die Stille des leeren Hauses auf sich einwirken. Zehn Minuten lang verharrte sie so. Als sie die Augen schließlich wieder öffnete, war ihr, als hätte sich tief in ihr etwas verändert.
Es musste ja nicht alles so negativ bleiben, wie es gerade war. Die Zeiten änderten sich. Sie war schwanger – und ihr Baby verhieß ihr eine Zukunft. Wie diese Zukunft genau aussehen würde, wusste sie zwar noch nicht, doch sie existierte immerhin. Also sollte sie jetzt Pläne für die kommenden Monate und Jahre machen. Das war zwar schwierig in diesem Haus, in dem es nichts für sie zu tun gab und mit ihrem bleischweren Herzen, doch sie würde es schaffen.
Wo
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