Sinnliche Stunden In Las Vegas
dir zu sprechen.”
Troy ballte die Fäuste, und ihr fiel auf, was für muskulöse Oberarme er hatte. „Er hat seinen Zorn eben an mir ausgelassen.”
Shelby ging einen Schritt auf ihn zu. Am liebsten hätte sie ihm tröstend die Hand auf den Arm gelegt. Aber sie traute sich nicht und blieb wieder stehen. Um ihn nicht doch noch zärtlich zu berühren, kreuzte sie vorsichtshalber die Arme vor der Brust.
„Egal, was mein Vater zu dir gesagt hat, ich weiß, dass du ein guter Mensch bist.”
Er lachte kurz und bitter auf. „Das würdest du nicht sagen, wenn du jetzt meine Gedanken lesen könntest.”
„Was denkst du denn gerade?”
„Dass dein Vater ein … ein …” Er schüttelte den Kopf und presste die Lippen zusammen. „Ach, ist ja auch egal.”
„Was ist er?” forschte sie nach. „Ein scheinheiliger Bastard?”
Überrascht schaute Troy sie an. Ob es ihn verblüffte, dass sie solche Worte benutzte, oder ob es deshalb war, weil sie den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, wusste sie nicht. Aber das war auch unwichtig. Wichtig war nur, ihn davon zu überzeugen, dass er nichts Falsches getan hatte. Außerdem hatten die eigentlichen Gründe, warum ihr Vater so außer sich geraten war, nichts mit ihm, zu tun, sondern mit einer ganz bestimmten Familiensache.
„Habe ich deine Gedanken erraten, Troy?”
Er holte tief Luft und schaute wieder nach draußen. „Du bist ziemlich nah dran.”
„Ich denke deswegen nicht schlecht von dir; ich habe solche Gedanken schon selbst gehabt.”
„Wie alt bist du eigentlich, Shelby?”
Seine unvermittelte Frage verblüffte sie. „Dreiundzwanzig, warum?”
Er fuhr herum. „Dreiundzwanzig? Und da lässt du dich von deinem Vater behandeln, als wärest du gerade zwei? Das ist doch unglaublich!” Troy wirkte regelrecht entsetzt.
Kampfbereit hob sie den Kopf. „Er will mich schützen. Ich gebe ja zu, dass sein Verhalten mich manchmal fast erstickt, aber ich kann ihn verstehen. Meine Schwester hat meiner Familie einmal sehr viel Kummer gemacht, und ich habe mir geschworen, ihnen nicht auch noch wehzutun.”
„Und was hat sie angestellt? Vielleicht einen Dollar aus der Kollekte gestohlen?” fragte Troy sarkastisch.
„Etwas mehr. Es waren ungefähr vierzigtausend Dollar.”
Troy fluchte leise.
„Ja, meine Schwester hat im Gemeindebüro als Sekretärin gearbeitet und nach und nach Geld auf die Seite geschafft. Das fiel erst auf, als sie mit ihrem Freund wegrannte, einem … einem …”
„Herumtreiber?” fragte er bitter und dachte daran, wie ihr frommer Daddy ihn genannt hatte.
„Er war auch Cowboy. Meine Schwester ging schon ungefähr ein Jahr mit ihm. Mein Vater war gegen die Verbindung, verbot die Beziehung aber nicht, weil er hoffte, dass meine Schwester eines Tages selbst erkennen würde, auf wen sie sich eingelassen hat. Aber leider passierte das nicht. Sie nahm das Geld und rannte mit Marshall auf und davon.” Die Tränen standen Shelby in den Augen. „Du hast ja keine Ahnung, was meine Eltern da durchgemacht haben! Damals habe ich mir geschworen, ihnen so etwas nie anzutun.”
Troy stieß wütend die Luft aus. „Da hättest du doch wissen müssen, wie dein Vater auf einen Cowboy reagieren würde. Warum, um alles in der Welt, hast du ausgerechnet mich zum Heiraten ausgewählt?”
Seine Worte brachten sie auf, und Shelby wischte sich heftig die Tränen weg. „Ich habe dich nicht ausgesucht, weil du ein Cowboy bist!”
„Sondern?”
„Weil ich so verzweifelt war.”
„Na, vielen Dank”, knurrte er gereizt.
Shelby merkte zu spät, dass sie ihn verletzt hatte, und senkte den Blick. „So habe ich das doch nicht gemeint”, flüsterte sie.
Dann sah sie ihn furchtlos an. „Ja, ich war verzweifelt. Ich hatte schon stundenlang in der Raststätte gesessen und mir den Kopf zerbrochen, was ich tun sollte. Dann kamst du.”
„Da müssen doch noch andere Männer vor mir hereingekommen sein. Zum Beispiel die Corley-Brüder. Warum hat du nicht einen von ihnen gefragt?”
„Auf die Idee bin ich gar nicht gekommen.”
„Du hast also nur auf einen Dummen gewartet, und ich war der Erste, der deinen Vorstellungen entsprach, was?”
Shelby richtete sich hoch auf und starrte ihn an. Ihre kleinen Hände hatte sie zu Fäusten geballt. „Ich hatte überhaupt nicht vorgehabt, jemanden zu bitten, mich zu heiraten. Erst als ich hörte, dass du vielleicht dein Pferd verkaufen müsstest, kam mir der Gedanke, dass wir einen Deal abschließen könnten, um
Weitere Kostenlose Bücher