Sinnliche Traeume auf Kyrene
aus, die in Männern den Wunsch erweckt, den Retter zu spielen. Doch Diana sah sofort, dass Kittys momentane Verzweiflung echt war.
„Verzeihen Sie, dass ich so einfach hierher komme, Miss Sheridan“, sagte sie sofort, „aber ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden soll. Lord Thorne ist die letzten Tage nicht zu Hause gewesen, und sein Butler will mir nicht sagen, wo ich ihn erreichen kann. Ich denke, jemand sollte Seine Lordschaft
warnen. Ich fürchte ... ich glaube, er ist in großer Gefahr.“ Diana versuchte, der aufsteigenden Angst Herr zu werden. „Wollen Sie sich nicht setzen und mir erzählen, wieso Sie das glauben?“
Kitty setzte sich auf die Sofakante und rang aufgeregt die Hände. „Ich weiß nicht, womit ich beginnen soll. Vielleicht mit der Unterhaltung, die ich neulich belauschte ... Zwei Schläger in unserem Haus redeten darüber, wie sie Lord Thorne beiseiteschaffen wollen. Ich meine, ihn töten.“
„Ihn töten?“, rief Diana.
„Ich fürchte, ja. Ich hörte sie mit Madame Venus streiten. Besser gesagt, Madame Venus stritt mit ihnen. Sie sagte ihnen, sie könnten Lord Thorne nicht töten, sonst wäre der Teufel los. Sie war sehr wütend.“
Diana gab sich Mühe, ihrer Stimme die Angst nicht anmerken zu lassen. „Sie glauben, Venus befahl ihnen, Lord Thorne zu töten?“
„Nein, im Gegenteil. Ich denke, jemand anders gab Billy und Sam den Auftrag. Aber Venus sagte ihnen, dass sie für sie arbeiteten und nicht für Thomas, wer immer das sein mag. Und ich konnte mich doch nicht einmischen. Aber jetzt wird Madame Venus vermisst, und ich mache mir furchtbare Sorgen. Seit jener Nacht, in der sie gestritten haben, hat sie niemand mehr gesehen ... das war letzten Freitag.“
Also vor fünf Tagen. Dianas Verstand arbeitete auf Hochtouren.
„Ich denke, man sollte Lord Thorne warnen“, sagte Kitty. „Zweimal war ich bei ihm zu Hause und wurde fortgeschickt. Beim zweiten Mal hinterließ ich eine Nachricht, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass das ausreicht.“
„Ich werde sofort hingehen“, erwiderte Diana. „Mich werden seine Diener anhören.“
„Vielleicht ist ihm schon etwas geschehen. Und auch Madame Venus.“
Diana holte tief Luft und schüttelte den Kopf. Sie weigerte sich, an so etwas Schreckliches zu denken. „Es gibt eine einfache Erklärung. Lord Thorne hat wirklich die Stadt für einige Tage verlassen. Und ich frage mich, ob Venus ihn nicht begleitet hat.“
„Aber warum sollte sie uns nicht sagen, dass sie einige Zeit nicht da ist? Schon seit Langem ist sie nicht mehr so einfach verschwunden.“
Diana hörte die Angst in Kittys Stimme und versuchte, ruhig zu bleiben und die sich überstürzenden Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen. „Aber früher ist sie manchmal verschwunden?“ „Manchmal besuchte sie ein ... gewisses Haus in London. Aber nie für länger als eine Nacht.“
Diana legte die Hand an die Schläfe und dachte fieberhaft nach. Wenn es ihr gelänge, Venus zu finden und zu befragen, könnte sie vielleicht herausbekommen, warum Thorne getötet werden sollte, und die Gefahr abwenden. „Haben Sie denn gar keine Vorstellung, wo Venus hingegangen sein könnte? Vielleicht in das Haus, von dem Sie gesprochen haben?“
„Das wäre möglich. Ich hatte Angst, dort nachzusehen. Sam und Billy hätten mich entdecken und denken können, dass ich mich einmische. Das sind Kerle, denen man besser nicht über den Weg läuft. Und ich zweifle, ob Venus will, dass irgendjemand weiß, wo sie hingeht. Ich vermute, dass sie dort einen Liebhaber hat. Ich weiß auch nur von dem Haus, weil ich einmal eine Nachricht für sie dorthin bringen musste.“
„Können Sie mich zu dem Haus führen?“
Kitty wurde blass. „Oh Miss Sheridan, ich wage es nicht, dorthin zu gehen. Wenn Billy und Sam mich sehen, würden sie mich sicher auch umbringen. Doch ich kann Ihnen sagen, wo es ist. Es ist in der Nähe der Theater, nicht weit vom Bordell. Parker Street Nummer 12. Venus ist mir immer eine gute Herrin gewesen, und ich mag den Gedanken nicht, dass ihr etwas geschehen sein könnte.“
„Ich auch nicht. Sie könnte auch krank oder möglicherweise verletzt sein. Ich denke, ich werde dem Haus sofort einen Besuch abstatten.“
„Würden Sie das tun, Miss Sheridan? Es wäre das Beste, wenn Sie hingingen, denn Ihnen werden Sam und Bill kaum etwas tun.“
Da war sich Diana nicht so sicher. Doch bevor sie sich auf die Suche nach Venus begab, musste sie entsprechende
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