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Sinnliche Traeume auf Kyrene

Titel: Sinnliche Traeume auf Kyrene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Jordan
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damit, ihre Fragen zu beantworten und freundlich Lügengeschichten zu erzählen. Doch er ertrug die Tortur mit Anstand.
    Diana fühlte sich genauso unwohl. Sie plagte ihr Gewissen, weil sie Thornes netter Tante solche entsetzlichen Lügen erzählte.
    Lady Hennessy hatte alle Artikel und auch noch die kleinste
    Notiz gesammelt, die seit der Bekanntgabe der unerhörten Verlobung gedruckt worden waren, und sie Diana übergeben, in dem Glauben, wer vorgewarnt ist, kann sich wappnen.
    Wie es aussah, hatte ganz London Notiz genommen von Thornes schockierender Verbindung. Man hätte glauben können, das Ereignis sei fast so ungeheuerlich wie Napoleons Flucht von Elba. Und das nicht nur, weil niemand je geglaubt hätte, dass Thorne sich einmal die Fesseln der Ehe würde anlegen lassen, sondern auch, weil das Gerede über Dianas skandalöse Vergangenheit noch immer nicht verstummt war.
    Diana zwang sich, jedes Wort zu lesen. Dabei empfand sie wieder dieses niederschmetternde Gefühl der Demütigung.
    Es war unglaublich, aber am Morgen nach ihrer Ankunft in London war in sämtlichen Zeitungen die Gesellschaftsspalte allein ihr gewidmet. Sofort nach dem Frühstück zog sich Diana zurück, um für sich allein die neueste Verleumdung zu lesen. Kaum war sie damit fertig, als Lady Hennessys Butler ihr mitteilte, dass ein Besucher für sie da sei - der Duke of Redcliffe.
    Sie sagte, sie lasse bitten. Bei der Vorstellung, Thornes Vater gegenüberzustehen, begann ihr Herz wie wild zu schlagen. Nervös stand sie auf und glättete ihre Röcke. Wie froh sie war, dass sie gerade heute eines ihrer neuen, äußerst modischen Vormittagskleider trug. Sie wartete.
    Der distinguierte Herr, der dann den Salon betrat, jagte ihr zuerst einen kleinen Schrecken ein. Der Duke war vielleicht nicht ganz so hochgewachsen wie sein Sohn, aber er besaß die gleiche kraftvolle Eleganz, die gleichen auffallenden kantigen Gesichtszüge, die gleiche männliche Ausstrahlung. Doch mit seinen blonden, an den Schläfen bereits ergrauenden Haaren und der würdevollen Haltung wirkte er noch imponierender als Thorne.
    Redcliffe verbeugte sich knapp. „Meine Empfehlung, Miss Sheridan. Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.“ Trotz der höflichen Worte konnte man seinen Tonfall keineswegs höflich nennen. Er schien nicht im Mindesten erfreut zu sein, sie zu sehen.
    Entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen, zwang Diana sich zu einem zuvorkommenden Lächeln und erwiderte seinen Gruß auf das Charmanteste. „Das Vergnügen liegt ganz auf meiner Seite, Mylord. Möchten Sie nicht Platz nehmen? Vielleicht
    wünschen Sie eine Erfrischung?“
    „Ich kann nicht bleiben. Ich werde in Whitehall erwartet. Ich möchte Ihnen nur meine Glückwünsche zu Ihrer überraschenden Verlobung übermitteln.“
    „Ich danke Ihnen.“
    Der Blick des Duke fiel auf den Tisch, wo Ausgaben der Morning Post und des Morning Chronicle lagen. Bei jeder Zeitung war die Gesellschaftsseite aufgeschlagen.
    Als Diana sah, wie er voller Verachtung den scharf geschnittenen Mund verzog, wollte sie einer Bemerkung von ihm zuvorkommen. „Zweifellos finden Sie den Klatsch über mich alarmierend. Ich jedenfalls würde so empfinden, wäre ich an Ihrer Stelle.“ „Ach wirklich?“, fragte er und hob fragend die Brauen. „Aber sicher wissen Sie am besten“, fuhr Diana fort, „dass man nicht alles glauben darf, was in der Zeitung steht. Ich bin sicher, dass Sie selbst Gegenstand vieler Artikel waren, deren Inhalt wenig Ähnlichkeit mit der Wahrheit hatte.“
    „Das stimmt, Miss Sheridan.“ Er betrachtete sie mit dem Blick eines schläfrigen Panthers, der eine kleine Maus beobachtet, an der er nur wenig interessiert ist. „Wollen Sie damit sagen, dass die Berichte über Ihre frühere Flucht und über Ihren jetzigen Beruf falsch sind?“
    „Nein, Euer Gnaden. Ich sage nur, dass Geschichten oft aufgebauscht werden, um Leser zu schockieren und zu erregen. Außerdem bin ich der Überzeugung, dass, wenn Ihr Sohn sich nicht an meiner Vergangenheit stört, die Einwände der Familie keine Rolle spielen sollten.“
    „Sagte ich, dass ich Einwände habe?“, fragte Redcliffe mit trügerischer Ruhe in der Stimme.
    Die Frage überraschte Diana. „Haben Sie denn keine?“
    „Ich muss gestehen, anfangs war ich bestürzt darüber, dass mein Sohn eine Mesalliance eingehen will, nur um mich zu ärgern. Aber bald wurde mir klar, dass ich erleichtert sein sollte, dass es überhaupt eine Verlobung gab.

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