Sinnliche Traeume auf Kyrene
Ich habe mir schon lange gewünscht, Thorne würde seinem wilden Treiben ein Ende setzen und ein ... achtbares Leben führen. Ich hoffe jedenfalls, dass seine Heirat dazu beiträgt.“
Die besondere Betonung, die er auf achtbar legte, schien beabsichtigt.
Natürlich verstand sie seine Bedenken. Eine Frau mit ihrer
Vergangenheit - oder auch ihrer Gegenwart - war es nicht wert, die Frau eines zukünftigen Duke zu werden.
Doch sie hatte Thorne nun einmal versprochen, so zu tun, als entspräche ihre Verlobung der Realität.
„Ihre Sorgen sind nur natürlich, Euer Gnaden“, meinte Diana mit bezauberndem Lächeln. „Aber ich liebe Ihren Sohn so sehr, und er hat mir seine Liebe erklärt.“
„Sie verdienen meinen Beifall, Miss Sheridan“, antwortete der Duke trocken. „Bisher hat mein Sohn noch nie behauptet, verliebt zu sein. Aber ich möchte Sie warnen. Thorne war immer ein ziemlich rücksichtsloser Bursche, und das betrifft auch seine amourösen Affären. Für ihn sind Frauen nur ein Spielzeug.“
Zu ihrem Erstaunen erklang mit einem Mal Thornes kühle Stimme von der Tür her. „Das war vielleicht einmal der Fall, Vater“, meinte er lässig, während er in den Salon schlenderte, „bevor ich Diana traf.“
Er ging zu ihr und küsste ihr die Hand. „Guten Morgen, Liebste“, sagte er mit strahlendem Lächeln.
Diana spürte, wie ihr Herz schneller schlug bei dem zärtlichen Ausdruck in seinen Augen. Auch wenn die gezeigte Anbetung nur seinen Vater überzeugen sollte, wirkte sie doch ungeheuer verführerisch. Genauso wie der ganze Thorne. Er sah umwerfend aus. Der burgunderrote Rock und die Hosen aus Sämischleder schmeichelten seiner hohen, muskulösen Gestalt.
Er legte ihr leicht die Hand auf die Schulter und wandte sich zu seinem Vater um. „Wie ich sehe, haben Sie meine reizende Braut schon kennengelernt.“
Es schien den Duke nicht in Verlegenheit zu bringen, dass er dabei ertappt worden war, wie er über die Liebesgeschichten seines Sohnes sprach - ganz im Gegenteil. Einen Augenblick lang fixierten sich die beiden Männer wortlos, und eine unausgesprochene Herausforderung lag in der Luft.
Redcliffe brach als Erster das Schweigen. „Wie ich gehört habe, soll Miss Sheridan eine ganz außergewöhnliche Malerin sein.“
Thorne verzog spöttisch den Mund. „Ich gratuliere Ihnen zu Ihren Spionen. Sie müssen Sie engagiert haben, um etwas über Dianas bemerkenswertes Talent zu erfahren, denn in den Klatschspalten stand davon nichts geschrieben. Sicher haben
Sie Ihre Speichellecker nach Derbyshire geschickt, um Erkundungen über sie einzuziehen, nicht wahr?“
„Hast du etwas anderes erwartet? Wenn sich mein einziger Sohn und Erbe verlobt, dann habe ich das Recht, ja sogar die Pflicht, besorgt zu sein. Aber in einer Hinsicht tust du mir Unrecht. Miss Sheridans Ruf als Malerin ist ihr nach London vorausgeeilt, und es ist ein sehr guter Ruf.“ Er wandte sich an Diana. „Ich bin einer der Schirmherren der Royal Academy, Miss Sheridan.“
„Das hat Thorne mir erzählt, Euer Gnaden.“
„Ich würde gerne Ihre Arbeiten sehen. Vielleicht kann ich Sie empfehlen. Meine Meinung hat in Malerkreisen einiges Gewicht.“
„Danke, aber ich hoffe, dass ich sehr bald die Empfehlung durch die British Academy erhalten werde“, erwiderte Diana kühl.
„Ich verbürge mich dafür, dass ihre Arbeiten wirklich außerordentlich gut sind“, mischte sich Thorne ein. „Dianas Talent ist ein Grund dafür, dass ich mich in sie verliebt habe.“ Redcliffe verzog den Mund zu einem skeptischen Lächeln und meinte ironisch: „Du wärst in meiner Achtung gesunken, wenn du dir eine Romanschreiberin ausgesucht hättest.“ Dann wurde er ernst. „Wenigstens warst du gescheit genug, sie zu deiner Tante zu bringen. Wenn man erst einmal von Judiths Schirmherrschaft erfährt, wird Miss Sheridan mit Sicherheit akzeptiert werden.“
„Ich hege keine Zweifel, dass auch Sie Diana akzeptieren werden, wenn Sie sie erst einmal kennengelernt haben. In der Zwischenzeit wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Ihr Missvergnügen über meine Verlobung besser verbergen könnten.“
„Ich kann nicht sagen, dass ich darüber ungehalten bin. Ganz im Gegenteil, ich hoffe inständig, dass diese Verlobung dich endlich von deinen Skandalen kuriert.“
Thorne machte schmale Augen. „Ich hege ähnliche Hoffnungen, nämlich, dass Sie nicht länger darauf bestehen, sich in mein Privatleben einzumischen.“
„Wenn du erst einmal
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