Sinnliche Traeume auf Kyrene
im Geheimen einen Weg finden, beschloss Thorne für sich.
Sie hatten fast das Haus seiner Tante am Berkeley Square erreicht, als Diana erschrak. Sie hatte aus dem Fenster geschaut, und mit einem Mal fluchte sie ganz undamenhaft. „Ich kann es nicht glauben ... “
„Was?“
Diana blickte Thorne fassungslos an. „Das war Amy! Zusammen mit dem Mitgiftjäger, von dem ich Ihnen erzählt habe -Reginald Kneighly. Sie stieg aus seinem Zweispänner!“
Sich vorbeugend zog sie an der Halteleine, und sofort wurde die Kutsche langsamer. „Sie muss sich davongeschlichen haben, um ihn heimlich zu treffen. So eine Frechheit!“
Sie war fast schon aus der Tür, als Thorne sie zurückhielt. „Nur einen Augenblick, meine Liebe. Was haben Sie vor?“
„Ich werde sie bei Brot und Wasser in ihr Zimmer sperren -wenn ich ihr nicht vorher den Hals umdrehe.“
Da öffnete sich die kleine Klappe hinter dem Kutschsitz. „Mylord?“, fragte der Kutscher. „Wünschen Sie, dass ich die
Fahrtrichtung ändere?“
„Nein, fahren Sie weiter“, befahl Thorne.
„In Ordnung, Mylord“, erwiderte der Mann und schloss die Klappe wieder.
Als Diana protestieren wollte, schüttelte Thorne den Kopf. „Amy jetzt zu stellen, ist nicht klug. Sie müssen zuerst die Konsequenzen bedenken.“
„Welche Konsequenzen?“, fragte Diana kochend vor Zorn.
„Ich weiß, dass Sie Amy beschützen wollen, aber ihr zu verbieten, ihren Galan zu sehen, ist nicht der richtige Weg. Es würde sie nur noch rebellischer machen. Ich muss es wissen. Die meiste Zeit meines Lebens habe ich gegen Autoritäten rebelliert.“
„Was schlagen Sie also vor? Ich muss ihn von ihr fernhalten, Thorne, oder sie wird sich, genau wie ich, ruinieren.“ Dianas Stimme endete in einem Schluchzen, und sie verbarg das Gesicht in den Händen.
Thorne zog es das Herz zusammen, als er ihre Verzweiflung sah. Diana fühlte sich verantwortlich für Menschen, die sie liebte, und Amy beschützte sie wie eine Löwin ihr Junges. Ihre eigene Vergangenheit machte sie übersensibel gegenüber Mitgiftjägern. So sensibel, dass sie nicht mehr vernünftig denken konnte.
„Sie sollten sich nicht so aufregen“, versuchte Thorne sie zu beruhigen. „Ich versichere Ihnen, ich werde nicht zulassen, dass Amy etwas geschieht.“
„Dann sollten Sie etwas tun, um diese Stelldicheins zu unterbinden!“
„Das habe ich auch vor. Aber jetzt die Kutsche mit Tränen zu überschwemmen, bringt uns auch nicht weiter.“
Diana straffte die Schultern und warf Thorne einen wütenden Blick zu. Doch dann sank sie resigniert zurück und wischte sich die Tränen ab. „Sie haben recht.“ Sie ballte die Fäuste. „Wenn ich Amy nur klarmachen könnte, dass Kneighly sie ausschließlich wegen ihres Geldes will. Wenn ich nur irgendwie seine wahren Motive offenlegen könnte.“
„Da gäbe es vielleicht einen Weg“, meinte Thorne nachdenklich.
Wenn er Venus in die Sache verwickeln könnte, hätte er zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen - er hätte Amy von ihrer
Vernarrtheit in diesen Mann geheilt, und er hätte einen Grund, engeren Kontakt mit Venus aufzunehmen.
„Ich habe eine Idee, wie man Kneighly von Amy weglocken oder wenigstens ihre Vernarrtheit in ihn kurieren könnte.“ „Was für eine Idee?“
Thorne holte tief Luft, während er überlegte, wie viel er ihr sagen sollte. Am Ende entschied er sich, Diana die Wahrheit zu sagen, denn sie würde sich weniger einmischen, wenn er sie ins Vertrauen zöge.
„Ich brauche eine Möglichkeit, an Venus heranzukommen, ohne ihr Misstrauen zu erwecken. Das hier könnte diese Gelegenheit sein.“
Diana blickte ihn mit großen Augen an, aber alles, was sie sagte, war: „Ich höre.“
„Ich möchte Venus engagieren, um Kneighly zu verführen.“ „Ihn verführen? Glauben Sie, dass ihr das gelingt?“
„Da habe ich keine Zweifel. Männer zu bezirzen ist ihr Beruf, und sie ist sehr gut darin.“
„Und dann wollen Sie Amy seine Verfehlung wissen lassen, in der Hoffnung, dass sie ihn daraufhin nicht länger heiraten will“, meinte Diana nachdenklich.
„So in etwa. Venus wird sich kaum selbst mit dieser Verführung abgeben, sondern eines ihrer Mädchen losschicken. Doch indem ich ihre Dienste beanspruche, habe ich Gelegenheit, ihr Verhältnis zu Nathaniel auszuspionieren. Ich vermute, dass Venus meine Bitte sehr vernünftig finden wird, da Amy mein Mündel ist und ich sie den Klauen eines Mitgiftjägers entreißen will.“
„Ich verstehe.“ Diana
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