Sinnliches Erwachen
das wissen?“, presste er hervor. Er war erstklassig, und damit hatte sich die Sache.
Der neue König der Himmelsgesandten warf ihm ein halbes Lächeln zu und tippte sich auf die Brust. Auf sein Herz. „Ich weiß es einfach.“
Und jetzt brodelt in mir gerade ein Zorn, der ganz allein für dich bestimmt ist. „Ich bin stark. Fähig.“
„Nein. Du bist ein Sklave deiner Emotionen.“
Er knackte mit dem Kiefergelenk. Über seine Mutter würde er nicht reden. Nicht mit diesem Fremden. Und er wusste, dass es das war, worauf der Mann hinauswollte. „Warum hast du mich gerufen?“
„Vielleicht wollte ich dich in meiner Gemeinde willkommen heißen.“ Clerici neigte den Kopf und musterte Koldo genauso intensiv, wie der ihn zuvor betrachtet hatte. „Vielleicht wollte ich dich fragen, ob dir deine Flügel fehlen.“
Mehr als alles andere auf der Welt, doch er erwiderte nur: „Fehlen dir deine?“
„Wer sagt, dass ich je welche hatte?“ Clerici erhob sich und trat vor ihn, und da spürte Koldo die Macht, die knisternd über seine Haut flackerte; wie Blitze traf sie ihn, versengte ihn bis tief in sein Innerstes.
„Hattest du?“
„Ah, aber diese Information ist keine, die dir zusteht, nicht wahr?“
Privatsphäre. Das war etwas, das Koldo verstand und respektierte. Er schüttelte den Kopf.
„Und jetzt – kommen wir zum Geschäftlichen“, sagte Clerici. „Ich habe jedem Mitglied der Elite der Sieben eine Belohnung für ihre treuen Dienste unter Germanus versprochen. Ich habe mit Bitten um Reichtümer gerechnet, Wolken und andere materielle Güter. Doch jeder der Krieger hat mich überrascht, muss ich sagen. Und dein Zacharel am meisten von allen.“
Es blieb keine Zeit für eine Antwort.
„Ich habe ein Geschenk für dich“, fuhr Clerici fort. Leicht legte er Koldo die Hände auf die Schultern, doch Kraft war auch gar nicht notwendig. Mit seiner ersten Berührung ergoss sich ein Strom wie warmer Honig über Koldo, badete ihn, stärkte ihn. „Nicht, weil du es verdienst hättest. Das hast du nicht. Anders als der Gnadenvolle, der Auserwählte und der Mächtige kann ich nicht in dein Herz blicken und die Güte erkennen, zu der du fähig bist. Solange der Höchste mir nicht etwas anderes enthüllt, sehe ich nur deine Taten. Aber Zacharel hat dich als Empfänger seiner Belohnung benannt, und ich habe ihm versprochen, sie dir zu geben.“
Aber … warum hatte Zacharel so etwas getan?
Dunkle Augen blickten ihn durchdringend an. „In diesem Augenblick, Koldo, bist du so hasserfüllt, dass kein Raum mehr für Liebe bleibt. Das kann ich fühlen. Und ohne Liebe … Tja, da würdest du fallen, und Zacharel hat kein Bedürfnis danach, dich fallen zu sehen.“
„Ich werde …“
„Schweig.“
Ein schlichter Befehl des Königs, doch einer, dem Koldo sich nicht widersetzen konnte. Seine Lippen fühlten sich an wie zugeklebt, und er nickte.
„Der Mund kann sich als Falle erweisen“, fügte Clerici sanfter hinzu. „Manchmal ist es besser, gar nichts zu sagen.“
Das wusste Koldo nur zu gut. Wieder nickte er.
„Weißt du, worum Zacharel mich für dich gebeten hat?“, fragte Clerici.
Bevor Koldo eine Vermutung abgeben konnte, schoss purer Schmerz durch seinen Leib. Ein Schmerz, wie er ihn nicht einmal im Lager seines Vaters hatte erdulden müssen, als er mit Haken an der Decke aufgehängt worden war, die in seinen Brustmuskeln steckten, und jeder Nefas-Krieger ihm einen Hieb mit einer Waffe seiner Wahl hatte verpassen dürfen.
Seine Beine gaben unter ihm nach, und mit einem harten Schlag landete er auf den Knien. Das Hemd wurde ihm vom Leib gerissen, obgleich ihn niemand berührte, und sanft flatterte der Stoff durch die Luft. Ein scharfer, reißender Schmerz fuhr ihm durch den Rücken, dass er sich bog und dann ganz vornüberfiel. Krachend traf sein Kinn auf den Marmor, und der Geschmack von Kupfer erfüllte seinen Mund.
Ein Schrei drängte gegen seine Zähne, riss seine Lippen auseinander. Was hatte Clerici mit ihm gemacht? Unmöglich konnte er das überleben. Es war zu viel … es … ließ nach? Ja. Ja, das tat es, und der Schmerz versiegte genauso plötzlich, wie er gekommen war. Keuchend und schwitzend kämpfte Koldo sich auf die Füße. Clerici war nirgends zu sehen, und an seinem Rücken zerrte ein schweres Gesicht, als hätten sich zwei Krieger auf ihn gestürzt und weigerten sich jetzt, loszulassen.
Er griff nach hinten – und spürte das weiche Streicheln von Federn.
Mit hämmerndem
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