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Sinnliches Erwachen

Sinnliches Erwachen

Titel: Sinnliches Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gena Showalter
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den Deckenpaneelen entlanggehangelt und waren von dort aus auf die Schultern eines jeden nichts ahnenden Kunden gesprungen, der ihnen unter die Augen kam, von wo aus sie lachend mit dem Finger auf Nicola zeigten.
    Sie hatte geschrien.
    Sie hatte gestarrt.
    Sie war fast in Ohnmacht gefallen.
    Aber niemand sonst hatte die Viecher wahrgenommen. Niemand sonst hatte reagiert. Na ja, jedenfalls nicht auf die Dämonen. Auf Nicolas ohrenbetäubende Panikschübe hatten sie reagiert.
    Vor ungefähr zwanzig Minuten waren die Kreaturen genauso verschwunden, wie sie gekommen waren.
    Sie hatte sich danach gesehnt, mit Koldo zu reden. Und vielleicht auf ihn heraufzuklettern wie auf einen Baum und sich da oben in den höheren Sphären der Riesenwelt zu verstecken, wo hoffentlich niemand sie sehen könnte und sie sich nicht mit so etwas auseinandersetzen müsste.
    „Nicola, ich muss mit Ihnen reden, kommen Sie mal in mein Büro.“
    Die Stimme holte sie aus ihren Gedanken, und als sie sich umdrehte, sah sie ihren Boss am Ende ihres Laufbands stehen. Er war vielleicht eins siebenundsiebzig groß und hatte sandfarbenes Haar, grünbraune Augen und olivfarbene Haut. Eigentlich hätte er ganz gut aussehen können, wäre da nicht seine schmierige Art gewesen.
    Er war die Art Mann, die jeder Frau, die ihm begegnete, erst mal die Schultern massierte, „um die Anspannung zu lösen“. So schlimm wäre das vermutlich nicht gewesen, wenn er dabei dann nicht immer flüstern würde: „Na, fühlt sich das nicht gut an?“
    „Klar“, antwortete sie und schluckte schwer.
    Plötzlich stieg aus ihrem tiefsten Innern der Drang auf, sofort zu fliehen. Abzuhauen und niemals zurückzublicken.
    Oh nein, nein, nein. Er würde sie feuern, oder?
    Nur sechs weitere Kassierer hatten diese Schicht gearbeitet, und sie alle legten einen Zahn zu, rafften ihre Sachen zusammen und verließen den Laden. Das Licht am Eingang war schon ausgeschaltet, aber der Parkplatz war von mehreren Straßenlampen erleuchtet. Sehnsüchtig sah sie zu, wie die Männer und Frauen in ihre Autos stiegen und davonfuhren, alle sorgsam darauf bedacht, nicht in ihre Richtung zu blicken.
    Jupp. Mr Ritter hatte vor, sie zu feuern, und die anderen wussten es auch.
    Es musste eine Möglichkeit geben, ihn davon abzuhalten.
    Mit schwitzenden Händen machte Nicola sich auf den Weg ans hintere Ende des Supermarkts, vorbei an den Äpfeln und Orangen. Diesen Job brauchte sie genauso dringend wie den anderen. Mit dem einen finanzierte sie die Raten für ihr Haus, die Nebenkosten und die Versicherung für „Schrottkiste“, während sie von dem anderen Essen und Benzin bezahlte. Bei der aktuellen Wirtschaftslage wäre es schwer für sie, einen neuen Job zu finden, bei dem sie abends arbeiten könnte und mehr als den Mindestlohn bekäme.
    Mr Ritter hatte die Tür offen gelassen, und sie zwang ihre Füße, über die Schwelle zu treten. Lauf weg!
    Er saß bereits hinter seinem Schreibtisch, vertieft in eine Aktenmappe. Sie blieb stehen.
    „Schließen Sie die Tür“, wies er sie an.
    Mit einer Hand griff sie hinter sich und zog am Türknauf, und mit einem leisen Rauschen fiel die schwere Metalltür ins Schloss. Wie immer verriegelte sich das Schloss automatisch. Das Zimmer war klein und vollgestopft mit metallenen Aktenschränken und einem übergroßen Schreibtisch. Es gab zwei Stühle. Seinen, auf dem ein Kissen lag, und ihren, auf dem keins lag.
    „Setzen Sie sich.“
    Während sie gehorchte, erklärte sie: „Es tut mir leid, wie ich mich heute verhalten habe. Das wird besser, versprochen. Und ich werde Ihnen nicht mit irgendwelchen Ausreden kommen.“ Was hätte sie auch sagen sollen? Ich hab Monster gesehen, die niemand sonst wahrnehmen konnte, Mr Ritter. Was um alles in der Welt hätte er auf so etwas erwidern können? „Ich mache einfach …“
    „Wie geht es Ihrer Schwester?“, unterbrach er sie und sah endlich zu ihr auf.
    Plötzlich schüttelte es sie so heftig, dass sie fast vom Stuhl gefallen wäre. Auf seiner Schulter war soeben ein Affe erschienen. Er war kleiner als die anderen und weitaus haariger, doch er starrte sie mit demselben hasserfüllten Blick an. Und vor ihren Augen machte er … machte er … er konnte unmöglich das tun, was sie zu sehen glaubte.
    Doch so war es. Er pinkelte.
    Offensichtlich war es ein Männchen, und er zielte auf Nicola. Versuchte er, sie zu … markieren? Wie ein Hund sein Revier?
    Hastig rutschte sie so weit wie möglich auf ihrem Stuhl zurück und

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