Sinnliches Versprechen auf Sizilien
Flitterwochen bei deiner Schwiegermutter im Castello zu verbringen.“
„Die sich für ihren Sohn eine adlige sizilianische Schwiegertochter gewünscht hätte. Sie hat mir nie verziehen, dass ich Engländerin bin. Und auch nicht, dass ich dir den ersehnten Erben nicht schenken konnte.“
Nachdenklich ging Marina durch den Raum und ließ die Finger über Stuhllehnen und den blau bemalten Wandschrank gleiten. Pietro beobachtete sie und musste an die ersten Tage ihrer Ehe denken, als er geglaubt hatte, ein neuer Morgen wäre für ihn angebrochen, ein neuer Lebensabschnitt voller Vertrauen, Harmonie und Glück. Auch damals war Marina versonnen durch den Raum geschlendert, doch da hatte sie glücklich, so wunderbar jung und unschuldig gewirkt. So unglaublich liebenswert.
Zu jener Zeit war er wirklich davon überzeugt gewesen, dass ihre Ehe ewig halten würde – was er bis dahin nicht für möglich gehalten hatte, nachdem er die kriegerische Beziehung seiner Eltern hautnah miterlebt hatte. Es war eine von zwei führenden sizilianischen Familien arrangierte Ehe gewesen, die Verbindung hatte kaum länger gehalten als seine eigene. Schon kurz nach der Geburt des ach so wichtigen Erben – Pietro – war diese zerbrochen, und seitdem lebten sein Vater und seine Mutter getrennt.
Doch Marina schien ganz anders zu sein, so frisch, so unschuldig. Nichts hatte ihn auf die Enttäuschung vorbereitet, die er bald erlebt hatte.
Unwillkürlich sah Pietro Marina wieder vor sich, wie sie ihm die Scheidungspapiere in der Anwaltskanzlei ins Gesicht geschleudert und erklärt hatte, sie würde nichts von ihm wollen. Also hatte sie ihn doch nicht seines Geldes wegen geheiratet …
Aber wenn sie nichts von ihm verlangte, was wollte sie dann von ihm?
„Hast du die Scheidungspapiere wirklich nicht gelesen?“, fragte Pietro beherrscht.
Langsam drehte Marina sich zu ihm um, ihre grünen Augen waren seltsam ausdruckslos, ihre Züge zeigten keine Regung. Verbittert dachte er an Szenen ihrer Ehe.
„Nein. Warum sollte ich?“
„Ich wollte dir Casalina überschreiben.“
Unvermittelt veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, die maskenhafte Starre löste sich, ihre Züge wurden weich. Das war wieder die Marina, die er gekannt und geliebt hatte. Endlich kam er an sie heran, sie ließ ihn sehen, was sie empfand. Die Jahre der Trennung waren wie weggeblasen.
Hatte sie wirklich so viel jünger ausgesehen? Damals war sie zweiundzwanzig gewesen, er hatte nie darüber nachgedacht, wie jung sie noch war.
Voller Lebensfreude und Leichtigkeit wie ein Schmetterling war sie gewesen, ganz anders als die Frau, die sie vor der Trennung gewesen war … die Marina, die hart, unnahbar und verbittert in Matteos Büro gekommen war.
„Warum?“, fragte sie. Sie hatte sich wieder unter Kontrolle, schottete sich erneut ab und nur ihre Stimme bebte leicht. „Warum solltest du das tun?“
Ja, warum?
Das wusste Pietro selbst nicht so genau. Das Angebot, Marina Casalina zu überschreiben, hatte sich ihm einfach aufgedrängt, als er die Scheidungsmodalitäten mit Matteo besprach. Daraufhin hatte sein Anwalt ihm vorgehalten, dass es dumm, wenn nicht gar verrückt wäre, Casalina in die Abfindung einzubeziehen. Doch Pietro war hart geblieben.
„Weil es dir so viel bedeutet hat.“
„Weil …“ Auf einmal konnte Marina nicht mehr vernünftig denken, es war, als hätte ihr Verstand sich einfach abgeschaltet. Sekundenlang stand sie benommen da, dann befand sie sich plötzlich in einer anderen Welt, in der nichts einen Sinn ergab.
Weil es dir so viel bedeutet hat.
Weshalb sagte Pietro ihr das jetzt? Warum ließ er sie wissen, dass Casalina zu der Abfindung gehört hätte, die er ihr angeboten hatte? Wollte er sie auf die Probe stellen, um zu sehen, ob sie ihre Meinung, ihre Taktik doch noch änderte?
Sie fand keine Antwort darauf, wusste nur, dass sie die mühsam erkämpfte Fassung in dem Moment verloren hatte, als er es ihr eröffnete. Zwei aufgeregte Herzschläge lang hatte sie ihre Gefühle nicht mehr im Zaum gehabt … die unglaublichen Empfindungen, die ihr das Herz zerrissen hatten.
„Wie kannst du das sagen?“, brachte sie matt hervor. „Wie kannst du so grausam sein?“
„Grausam?“ Mit einer Ohrfeige hätte sie ihn nicht härter treffen können. Pietro trat einen Schritt vor und blickte sie eindringlich an. „Wie soll ich das verstehen?“
Musste sie sich ihm noch erklären? Wenn sie es aussprach, es in Worte fassen sollte, würde es eine
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