Sintflut
sind bei Pan Czarniecki in den Dienst eingetreten?«
Zagloba warf einen Seitenblick auf Skrzetuski und antwortete:
»Durchlauchtigster Pan Marschall, sowohl ich wie auch das ganze Heer haben uns an Ihnen ein Beispiel genommen, der Sie zum Wohle des Vaterlandes auf eigenen Nutzen verzichten.«
Lubomirski wurde rot vor Vergnügen. Zagloba fuhr fort:
»Pan Czarniecki schickt mich extra zu Ihnen, um Sie in seinem und im Namen seiner Truppen zu grüßen und Ihnen gleichzeitig die Meldung zu überbringen von einem von uns erfochtenen, bedeutenden Sieg.«
»Ich weiß, ich weiß,« antwortete der Marschall trocken, denn der Neid regte sich schon in ihm. »Aber wir werden gern noch einmal davon aus dem Munde eines Augenzeugen hören.«
Pan Zagloba ließ sich nicht zweimal bitten und hub sofort an zu erzählen. Er berichtete alles, nur mit einigen kleinen Änderungen. Bei ihm wuchs die Abteilung Kannebergs zu zweitausend Mann an, und den Major Sweno hatte er niedergestreckt. Ein großer Teil des königlichen Trains und dreihundert Gardisten waren in die Hände der Sieger gefallen, – kurz, die Schweden hatten eine furchtbare Niederlage erlitten.
Alle Anwesenden lauschten aufmerksam, auch der Pan Marschall hörte andächtig zu; aber seine Augenbrauen zogen sich mehr und mehr zusammen, und sein Gesicht rötete sich zusehends.
»Ich zweifle nicht,« sagte er endlich, »Pan Czarniecki ist ein berühmter Kriegsmann; aber er allein wird doch nicht sämtliche Schweden aufessen, er wird doch noch einige anderen zum Imbiß überlassen.«
»Durchlauchtigster Pan Marschall,« antwortete Zagloba, »nicht Pan Czarniecki hat diesen Sieg erfochten.«
»Wer denn?«
»Lubomirski!«
Im Saale trat tiefe Stille ein. Der Marschall öffnete den Mund und fing an, mit den Augen zu blinzeln und Zagloba anzusehen, als wenn er sagen wollte: »Verehrtester, du bist wohl nicht recht bei Sinnen!«
Aber Pan Zagloba wurde durchaus nicht verlegen.
»Ich hörte selbst, wie Pan Czarniecki vor der ganzen Armee sagte: »Diesen Sieg verdanken wir nicht unseren Säbeln, sondern Lubomirskis Namen. Als die Schweden hörten, daß der Pan Marschall nahe, sank sofort ihr Mut, und sie krochen von selbst wie Schafe unter das Messer.«
Wenn sämtliche Sonnenstrahlen auf das Gesicht des Pan Marschall gefallen wären, so hätte es nicht heller aufleuchten können als jetzt.
»Wie?« rief er, »das sagte Czarniecki selbst!«
»Ja, und noch vieles andere, nur weiß ich nicht, ob ich es wieder sagen darf, da es im Freundeskreise gesagt worden ist.«
»So reden Sie nur, reden Sie! Jedes Wort des Pan Czarniecki ist wert, hundertmal wiederholt zu werden. Das ist wirklich ein ganz ungewöhnlicher Mann, und ich war längst dieser Meinung.«
Zagloba blickte den Marschall an und brummte in den Bart:
»Der Angelhaken hat gefaßt; warte, ich werde dich gleich ans Ufer ziehen.«
»Was sagen Sie?« fragte der Marschall.
»Ich sage, die Truppen schrieen Ihnen zu Ehren so laut »Hurra!« wie sie es nicht einmal bei Seiner Majestät dem Könige getan haben. Und in Przeworsk, wo wir die ganze Nacht hindurch die Schweden beunruhigten, bewirkte der Ruf »Lubomirski!« wahre Wunder!«
»Ich habe stets an die Wohlgeneigtheit des Pan Czarniecki geglaubt, aber jetzt gibt es nichts, was ich nicht für ihn täte!« rief der Marschall in höchster Begeisterung. Den Pan Zagloba ergriff auch die Begeisterung, und er fuhr fort:
»Erlauchtigster Pan Marschall! Gibt es denn in der ganzen Welt einen Menschen, der für Sie nicht die größte Hochachtung hegte! Einen, der Ihren Gerechtigkeitssinn nicht höher als den von Aristides, Ihren Wagemut nicht höher als den von Scipio gestellt hätte. Ich habe vieles in meinem Leben gelesen und über vieles nachgedacht. Und meine Seele erfüllte sich mit Grauen bei dem Anblicke alles dessen, was jetzt in der Republik geschieht. Was mußten meine Augen nicht alles sehen. Die Opalinskis, Radziejowskis, Radziwills, die alle bereit waren, das Vaterland um ihres eigenen Vorteils willen zu verraten. Und ich dachte, die Republik geht unter. Aber ein Mann fand sich, der mich tröstete, der mir in der Ferne einen hellen Rettungsstein zeigte, der Mann war Czarniecki: »Nein!« sagte er zu mir, »die Republik geht nicht unter, wenn sie einen Lubomirski zu ihren Söhnen zählt. Mögen die Radziwills und Opalinskis das Vaterland ruhig verlassen. Ein Lubomirski wird all sein Hab und Gut opfern und es retten. Er wird den anderen Kindern der Republik ein
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