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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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sprechen.
    Da trat Zagloba pustend und zähneklappernd vor.
    »Bei Gott,« begann er, »das ist der einfachste Weg, sich eine Erkältung zu holen! Reißt doch irgend einem Schweden die Kleider vom Leibe herunter, ich habe keinen trockenen Faden an mir. Das ist wahr, wir haben einen großen Sieg erfochten; aber zum zweiten Male werfe ich mich nicht mehr ins Wasser. Dazu bin ich zu alt geworden. Zum Himmelkreuzdonnerwetter, Schnaps her!«
    Pan Czarniecki reichte ihm seine Feldflasche.
    »Sie sollten sich wirklich umziehen,« sagte er.
    »Ich suche Ihnen irgend einen dicken Schweden heraus,« fügte Pan Roch hinzu.
    »Wozu soll ich mit Blut besudelte Kleider anziehen?« entgegnete Zagloba. »Zieh nur den General aus, den ich gefangen genommen habe.«
    »Sie haben einen General gefangen genommen?« fragte Czarniecki lebhaft.
    »Der Markgraf Adolf, Graf Falkenstein, General Wegier und viele andere Offiziere sind gefangen,« antwortete Wolodyjowski, der sich inzwischen etwas erholt hatte.
    Es war schon Nacht, als Pan Czarniecki wieder in Warka einzog, vielleicht die glücklichste Nacht seines Lebens. Niemand hatte den Schweden seit Beginn des Krieges eine größere Niederlage beigebracht. Alle Kanonen waren genommen, alle Anführer, außer dem Markgrafen Friedrich selbst, waren gefangen worden. Die feindliche Armee war aufs Haupt geschlagen, und ihre Trümmer mußten ein Opfer der Bauernbanden werden. Die Hauptsache aber war, daß die Schweden, die bisher im offenen Felde als unbesiegbar galten, den regulären polnischen Truppen nicht stand gehalten hatten. Pan Czarniecki war sich bewußt, welchen Eindruck dieser Sieg deshalb in der ganzen Republik machen mußte. Triumphierend sah er Polen in nicht zu ferner Zeit befreit von allen feindlichen Truppen. Vielleicht auch träumte er von dem goldenen Stabe des Großhetmans, den er sich gerechterweise auch verdient hatte. Pan Czarniecki konnte kaum seine Freude zügeln und sagte zu dem an seiner Seite reitenden Lubomirski:
    »Jetzt geht's nach Sandomier, möglichst schnell nach Sandomier! Uns werden weder die San noch die Weichsel Furcht einjagen. Unsere Truppen verstehen es, Flüsse zu durchschwimmen.«
    Der Marschall antwortete kein Wort und blickte finster zur Erde.

8. Kapitel.
    Des Kastellans Freude war indessen nicht von langer Dauer. Kaum hatten sich seine Truppen einigermaßen erholt, als Pan Charlamp mit Nachrichten von Sapieha aus Sandomier eintraf und bei Wolodyjowski abstieg. Wolodyjowski ging sofort zu Czarniecki und meldete ihm, daß nach den Worten des Pan Charlamp der schwedische König der ihm bereiteten Falle entronnen sei.
    »Und wo ist der Abgesandte?« fragte Czarniecki. »Bei Ihnen? Gut, so gehen wir zu Ihnen.«
    Der Kastellan war von der Botschaft so betroffen, daß er keine Geduld hatte, abzuwarten, bis Pan Charlamp vor ihm erscheine.
    Zagloba und Charlamp, die bei Wolodyjowski sahen, sprangen von ihren Plätzen, als sie des Hetmans ansichtig wurden. Czarniecki nickte ihnen kaum mit dem Kopfe zu und sagte sogleich: »Geben Sie mir den Brief!« Charlamp überreichte Sapiehas Brief. Der Kastellan schritt zum Fenster und erbrach das Siegel, Beim Lesen wurde sein Gesicht immer zorniger.
    »Kommen Sie her,« sagte er endlich zu Charlamp in scharfem Tone. »Sagen Sie mir die volle Wahrheit. – Der Bericht ist so kunstvoll abgefaßt, daß man absolut nicht aus ihm klug werden kann. Die Truppen sind also geschlagen?«
    »Nein, das sind sie nicht, Pan Kastellan.«
    »Und wieviele Tage gebraucht ihr, um euch wieder zu sammeln?«
    Czarnieckis List glückte nicht.
    »Wenn das Heer nicht geschlagen ist, so hat es nicht nötig, sich wieder zu sammeln,« antwortete Charlamp ruhig. »Das Heer ist völlig intakt und folgt den Schweden auf den Fersen.«
    »Und Kanonen habt ihr, sagen Sie, keine verloren?«
    »Das sage ich nicht; wir haben vier verloren. Die Schweden haben sie unbrauchbar gemacht.«
    »Nun wohl, – ich sehe, Sie sprechen die Wahrheit. – Erzählen Sie, wie die Sache sich abgespielt hat.«
    »Als wir allein blieben, bemerkte der Feind bald, daß an der Stelle der weggezogenen Truppen nur mehrere »Parteien« geblieben waren, Pan Sapieha nahm an, daß der Feind diese angreifen werde und schickte ihnen Verstärkung, nur eine unbedeutende Verstärkung, um sich selbst nicht zu sehr zu schwächen. Gegen Abend bemerkte man, daß die Schweden sich an dem Ufer der San sammelten. Wir waren gerade im Quartier des Hetman, als Pan Babinicz kam und uns das meldete.

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