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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Pan Sapieha, der sich gerade zu Tisch setzen wollte, antwortete: »Sie tun nur, als wenn sie die Offensive ergreifen wollten. In Wirklichkeit werden sie das nicht wagen. Wir wollen uns daher unser Vergnügen nicht stören lassen,« Nach dem Mahle begann man zu tanzen; es war eine Menge Damen aus der Umgegend geladen worden. Da bis zum Tagesanbruch getanzt wurde, schliefen wir bis zum Mittag. Um diese Zeit bemerkte der Hetman, daß die Schweden unter starker Artilleriebedeckung eine Brücke zu bauen begannen. An dieser Brücke arbeiteten sie auch am folgenden Morgen. Jetzt fing der Hetman an, Truppen zusammenzuziehen.«
    »Und Sie haben euch getäuscht und haben den Fluß an einer anderen Stelle überschritten – und sind euch in den Rücken gefallen?« unterbrach Czarniecki Charlamp, der große Augen machte und verwundert ausrief:
    »Sie sind also schon von allem unterrichtet!«
    »Sprechen Sie weiter!«
    »Der Abend brach herein, die Truppen standen in Bereitschaft. Aber des Nachts gab man wieder ein Fest. Und am nächsten Morgen überschritten die Schweden den Fluß über eine andere Brücke und überfielen uns! Hätte der König mehr Infanterie und Geschütze bei sich gehabt, so wären wir in eine sehr üble Lage geraten; aber der größte Teil der schwedischen Armee schwamm bereits in Böten über den Fluß, wovon bei uns niemand eine Ahnung hatte. Wir fanden nachher eine königliche Korrespondenz, aus der wir ersahen, daß der König sich nach Preußen gewandt hat, um mit der Armee des Elektors zurückzukehren, da die schwedischen Kräfte nicht mehr ausreichen.«
    »Ich weiß,« entgegnete Pan Czarniecki, »Pan Sapieha hat mir das Schriftstück mitgesandt.« Und für sich fügte er hinzu: »Auch wir müssen ihm nach Preußen folgen.«
    »Das habe ich schon längst vorgeschlagen!« rief Zagloba.
    »Das ist ein großes Unglück,« sagte Czarniecki, »Wäre ich zur rechten Zeit nach Sandomier gekommen, so hätten wir mit dem Hetman keinen einzigen Schweden lebend herausgelassen. – Nun ist es vorbei; das Geschehene läßt sich nicht rückgängig machen! – Der Krieg wird sich dadurch hinziehen; aber die Räuber werden ihrem Schicksale doch nicht entgehen!«
    Pan Zagloba flüsterte Rzendzian etwas ins Ohr, der darauf verschwand und mit einer Flasche Met zurückkehrte.
    »Pan Kastellan,« begann Wolodyjowski, »Sie erwiesen mir die größte Ehre, wenn Sie einwilligen würden –«
    »Mit Ihnen gemeinsam eins zu trinken,« vollendete Czarniecki. »Gern, und wissen Sie auch warum, – weil wir uns jetzt trennen müssen.«
    »Wieso denn?« staunte Wolodyjowski.
    »Pan Sapieha schreibt, daß das Laudaer Banner doch zum litauischen Heere gehöre, und daß es ihm an Offizieren fehle. Mein Freund, Sie wissen, wie ich Sie schätze, und wie mir die Trennung von Ihnen leid tut; aber in diesem Briefe steht der Befehl für Sie, zum Hetman zu gehen. Freilich, als höflicher Mann stellt Sapieha mir das frei; aber, kurz, man entreißt mir den besten Säbel. Ihre Gesundheit! guter Kamerad!«
    Wolodyjowski merkte nicht, daß seine Augen in Tränen schwammen.
    »Eher möchte ich sterben!« rief er. »Ich habe mich so an Sie gewöhnt, und was dort meiner wartet, ist mir unbekannt.«
    »Pan Michail leistet dem Befehle keine Folge!« fiel erregt Zagloba ein. »Ich schreibe persönlich an Sapieha und werde schon die Sache ordnen.«
    Aber Pan Michail war doch zu sehr Soldat.
    »Eh! Was reden Sie da!« entgegnete er voll Entrüstung. »Man merkt Ihnen sofort den alten Freiwilligen an. Schweigen Sie lieber, wenn Sie von solchen Sachen nichts verstehen. Das ist Sache des Dienstes.«
    »Das ist es in der Tat,« fügte Czarniecki hinzu.

9. Kapitel.
    Nach der Einnahme von Lublin – die Festung hatte nur kurze Zeit Widerstand geleistet, – ließ Sapieha seine Truppen auf Warschau zu marschieren.
    An einem schönen Frühlingsabend erblickte das Laudaer Banner, das in der Avantgarde marschierte, die Türme der Hauptstadt. Bald tauchte die Stadt selbst mehr und mehr aus der blauen Ferne aus; die hohen Dächer erglänzten in den hellen Strahlen der untergehenden Sonne. Die Litauer hatten in ihrem Leben noch nichts Schöneres gesehen, als diese hohen, weißen Mauern, die mit ihren unzähligen Fensterchen in die Spiegelfläche des Wassers guckten. Die Häuser schienen sich gegenseitig überragen zu wollen, und über all den Dächern, Fenstern und Mauern erhoben sich ins Unendliche die vielen gotischen Türme.
    Zagloba erklärte seinen Kameraden

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