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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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kann nicht geschehen. – Ich will für Sie ins Feuer gehen, aber schlagen Sie mir dies eine nicht ab!«
    »Und wenn ich es dir abschlage?«
    »Dann – lassen Sie mich lieber auch erschießen! – Ich will nicht leben – möge mich ein Himmelsstrahl zerschmettern!«
    »Besinn dich. Unglücklicher! Mit wem sprichst du?«
    »Euer Durchlaucht, bringen Sie mich nicht zur Verzweiflung!«
    »Einer Bitte könnte ich nachgeben, aber Drohungen werde ich gar nicht beachten.«
    »Ich bitte – flehe!«
    Pan Andreas fiel vor dem Hetman in die Knie.
    »Lassen Sie mich Eurer Durchlaucht aus freiem Herzen dienen und nicht gezwungen!« Radziwill schwieg. – Kmicic lag noch immer auf den Knien, auf seinem Gesicht wechselten jäh die Farben. Es war leicht zu sehen, einen Augenblick noch – und er würde zornig emporfahren.
    »Steh auf!« sagte Radziwill.
    Pan Andreas erhob sich.
    »Du verstehst es gut, deine Freunde zu verteidigen,« sagte der Fürst. »Wirst du auch ebenso für mich eintreten? Gott schuf dich aus leicht zündendem Brennstoff, sieh zu, daß du nicht bis auf den letzten Rest verbrennst. Ich kann dir nichts abschlagen. So höre denn: Stankiewicz, Mirski, Oskierka und auch Wolodyjowski und die Skrzetuskis werde ich nach Birze schicken, das ich den Schweden als Pfand überlassen habe. Den Kopf wird man ihnen dort nicht abreißen; aber sie müssen sich während des Krieges ruhig verhalten.«
    »Ich danke Eurer fürstlichen Durchlaucht, meinem Vater!« rief Pan Andreas.
    »Warte,« fuhr der Fürst fort, »jenen alten Schlachtschitz, diesen verteufelten Schreihals, der mit den Skrzetuskis hergekommen ist, der mich als erster »Verräter« nannte und mich der Bestechung bezichtigte, für den habe ich schon längst in meinem Innern das Todesurteil unterzeichnet. – Bitte nicht für ihn; das wird zu nichts führen!«
    Kmicic aber nahm nicht leicht Abstand von dem, was er sich vorgenommen. Nur jetzt drohte er nicht, er entrüstete sich nicht. Er ergriff die Hand des Fürsten, küßte sie und sagte bittenden Tones:
    »Was der Hetman und Wojewod von Wilna unterschrieben hat, das kann der Großfürst und, so Gott will, der zukünftige König von Polen als gnädiger Herrscher wieder ausstreichen.«
    Selbst ein geübter Diplomat konnte kein besseres Mittel gewählt haben, seine Freunde zu schützen. Das stolze Gesicht des Magnaten klärte sich bei der Nennung seiner erstrebten Titel hell auf.
    »Du sprichst so mit mir, daß ich dir nichts abschlagen kann«, sagte er nach einigen Minuten. – »So mögen sie alle nach Birze kommen; sie werden ihre Schuld bei den Schweden abbüßen. Und wenn sich erfüllt hat, was du hier voraussagtest, so kannst du kommen und bei mir um eine neue Gnade für sie bitten.«
    »Das werde ich tun, bei Gott, wenn sich nur alles bald erfüllen wollte!« antwortete Kmicic.
    »Nun aber verliere keine Zeit und hole die Banner von Mirski und Stankiewicz her. – Und dann wartet deiner eine Aufgabe, der du dich sicherlich nicht entziehen wirst.«
    »Und was ist's für eine, Euer Durchlaucht?«
    »Fahre zu dem Pan Billewicz, dem Miecznik von Rosien, und lade ihn in meinem Namen ein, samt seiner Verwandten nach Kiejdane zu kommen und sich hier während des Krieges aufzuhalten. Hast du verstanden?«
    Kmicic wurde verlegen.
    »Das wird er nicht tun wollen, – Er verließ gestern Kiejdane mit großem Zorn im Herzen.«
    »Jetzt wird er sich aller Wahrscheinlichkeit nach schon beruhigt haben. Jedenfalls nimm genügend Leute mit dir, und wenn er nicht gutwillig kommt, so setze sie beide in eine Kalesche, umringe sie mit Dragonern und führe sie hierher. Ich denke, ich kann mir aus diesem Wachs eine solche Kerze formen, wie ich sie haben will, die ich dem zu Ehren anzünden werde, dem es mir beliebt. – Und wenn das nicht geht, so werde ich sie als Geiseln hier behalten. Die Billewicz' nehmen eine höchst geachtete Stelle in Smudien ein, sie sind fast mit der ganzen Schlachta verwandt. Wenn ich den ältesten von ihnen in den Händen habe, so werden sie es sich zweimal überlegen, ehe sie gegen mich ziehen. Ich werde den Miecznik besänftigen, und er wird dir helfen, das Mädchen zu besänftigen. – Und dann heirate sie schnell. – Oder nimm sie dir auch ohne ihre Zustimmung. Bei Frauen ist das beste Mittel Gewalt. Sie wird erst weinen, dann wird sie sehen, daß der Teufel gar nicht so schlimm ist, wie man ihn malt. Wie seid Ihr denn gestern auseinandergegangen?«
    »So schlecht wie irgend möglich. Sie hat mich

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