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Sinuhe, Sohn der Sykomore 1

Sinuhe, Sohn der Sykomore 1

Titel: Sinuhe, Sohn der Sykomore 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Brueckmann
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ein handfester Beweis, das wäre doch noch viel aufschlussreicher, oder? Ich dachte mir das so …«
    Später am Tag begaben sich Uto und Pepi schnellen Schritts ans Ufer des Nils. »He, Fährmann, setz uns über zur Nekropole!«
     
    Die Totenstadt befand sich am Westufer des Flusses, denn auch der Ka, der Seelendoppelgänger des Verstorbenen, trat seine letzte Reise an, indem er dem Sonnengott Re in die Unterwelt folgte. Die Städte der Lebenden säumten das Ostufer des großen Stroms. Im Westen befand sich hinter dem schmalen Grünstreifen nur die felsige Wüste, Heimat von Schakalen, Skorpionen und den Stätten der Verstorbenen.
    Die Totenstadt von Itji-Taui hatte, genau wie ihr Gegenstück im Osten, erst neu errichtet werden müssen. Gleichzeitig war an beiden Seiten des Flusses mit den Bauarbeiten begonnen worden, denn die Häuser für die Toten waren wichtiger als die der Lebenden, währte das irdische Leben doch nur kurz. Kein Ägypter wollte die Ewigkeit im Griff der Dämonen verbringen, nur weil seinem Grab die notwendigen Formeln und Beschwörungen fehlten. Statuen und gemalte Abbilder des Verstorbenen, sorgfältig mit seinem Namen versehen, sorgten dafür, dass der Ba, der Seelenvogel, nach seinen Ausflügen in den Nordhimmel den mumifizierten Körper in seiner Grabstätte auch wiederfand. Opfergaben an Fleisch, Wein, Getreide und kostbaren Ölen gaben dem Ba des Toten Nahrung.
     
    Im Schutz der Felsen warteten Uto und Pepi auf ihr Opfer. Die Hitze ließ die Luft flirren und trübte den Blick der beiden Lauernden. Endlich kam der Mann, auf den sie warteten, den staubigen Pfad entlang, der von der Pyramidenbaustelle zur Arbeitersiedlung führte. Er war allein. Den Bildhauer Meni hatten die beiden schon laufen lassen müssen, er war mit vier Mitarbeitern den Pfad entlanggekommen. Zu riskant, hatten die beiden entschieden.
    Blieb nur Meister Hermonth, der oberste Maler. Von hinten griffen sie den ahnungslosen Künstler an, schlugen ihn bewusstlos und schleppten ihn in eine fast fertige Grabkammer.
     
    Als Hermonth nach kurzer Zeit wieder zu sich kam, glaubte er sich bereits in der Unterwelt. Im Fackelschein blitzten ihn die Augen des schakalköpfigen Anubis an. Dann erkannte er erleichtert, wo er war. Er stöhnte, und sofort kamen zwei junge Männer in sein Blickfeld. Mit hartem Griff zerrten sie ihn hoch.
    »Du bist Hermonth, oberster Maler an der Pyramide«, herrschte der kräftigere der beiden ihn an.
    »Ja, aber …«
    »Warum warst du dann den halben Tag lang im Haus des Ipi beschäftigt?«
    Hermonth erbleichte und schwieg.
    Der zweite Mann zückte ein Messer. »Wenn du nicht redest, werden wir dir einen Finger nach dem anderen abschneiden.« Er lachte. »Wie willst du dann die Binse halten?«
    Da brach Hermonth zusammen und erzählte ihnen alles, was sie wissen wollten. Wie Ipi ihn und Meni dafür bezahlt hatte, sein Haus aufs Prächtigste auszuschmücken. Wie sie für diese Arbeit ihren Dienst an der Pyramide vernachlässigt hatten. Wie die Malereien, Inschriften und Reliefs im Grab des Pharaos von Lehrlingen ausgeführt worden waren, mindere Qualität, während das Haus des Ipi immer mehr zu einem Schmuckstück geworden war.
    Die Unbekannten lächelten zufrieden. Mit Erleichterung sah Hermonth die Bronzeklinge aus seinem Blickfeld verschwinden. Stattdessen wurde ihm ein Papyrus zugeschoben.
    »Lies und unterschreib«, befahl der Spitzgesichtige.
    Hermonth überflog den Text. Er schluckte schwer, tunkte dann aber mit zitternder Hand die Binse in die bereitgestellte Tinte und setzte seine Namenszeichen unter die Schrift. Zufrieden löschten seine Peiniger die feuchte Tinte mit Sand ab und rollten den Papyrus zusammen.
    »Geh jetzt«, wurde er barsch aufgefordert.
    Umständlich kam der Maler auf seine Füße und stolperte aus dem Dunkel des Grabes.
    »Richte deinem Freund Meni aus, was geschehen ist. Sag ihm, er soll gut auf seine Hände aufpassen. Es passieren so viele Unfälle«, riefen die Entführer ihm nach.
    Hermonth begann zu rennen.
     
    »So«, sagte Uto zu seinem Freund, als sie wieder am Ostufer eingetroffen waren. »Was für ein Glück, dass wir das noch erledigen konnten, bevor ich zurück zur Truppe muss. Sesostris ist so ein Trottel, ausgerechnet mich als seinen Stellvertreter zu ernennen.« Er kicherte verschlagen in sich hinein. »Das eröffnet mir ganz neue Möglichkeiten. Du sorgst dafür, dass die Rolle zu Ptahhotep kommt?«
    Pepi nickte zustimmend. »Und ich bin zur Haremswache

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