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Sinuhe, Sohn der Sykomore 1

Sinuhe, Sohn der Sykomore 1

Titel: Sinuhe, Sohn der Sykomore 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Brueckmann
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abkommandiert. Besser hätte es gar nicht laufen können, denn so kann ich es einrichten, genau dann Dienst zu tun, wenn die Prinzessin entführt werden soll. Ich sehe goldene Zeiten auf uns zukommen. Und Sesostris, der aufgeblasene Gimpel, wird sich noch schön wundern, wenn seinem Vater erst der Dolch ins Herz gestoßen wird!«
    Längst empfanden die beiden nicht einmal mehr den Anflug von Sympathie mit ihrem einstigen Freund. Seit Sesostris wieder mit seinem Jugendfreund Sinuhe versöhnt war, hatten die beiden Adelssöhne erkennen müssen, dass sie immer nur zweite Wahl gewesen waren. Diese Erkenntnis brannte wie Säure in ihren Herzen, auch wenn sie den Königssohn immer nur für ihre Zwecke missbraucht hatten. Zudem hörten sie jeden Tag die Hasstiraden gegen Amenemhet in den elterlichen Häusern. So waren sie mehr als willig gewesen, sich von ihren Vätern weiter für deren Pläne einspannen zu lassen. Das, was sie eben von Hermonth bestätigt bekommen hatten, würde sich als sehr nützlich erweisen.
     
    * * *
    Im Schein der Öllampen saßen drei Männer im Haus des Wesirs beisammen und tranken Wein.
    Anerkennend blickte Amunnacht sich um. »Selbst als Schatzmeister kann ich mir solchen Luxus nicht leisten. Du etwa?«, blickte er fragend zu Meketre.
    »Wahrlich exquisite Wandmalereien. Die müssen ein Vermögen gekostet haben. Fast könnte man meinen«, blinzelte der Haremsvorsteher dem Wesir verschlagen zu, »die Hand der königlichen Maler zu erkennen. Wüsste ich nicht, dass alle Künstler mit der Ausstattung der Pyramide beschäftigt sind, würde ich fast glauben, diese Jagdszene zeige den Pinselstrich von Hermonth. Und diese Reliefs sehen fast so wunderschön wie die von Meni aus. Das könnte natürlich eine Erklärung sein, warum die Arbeiten an der Pyramide so schleppend vorangehen. Aber was rede ich …« Gönnerhaft lächelte er dem fetten Würdenträger zu.
    Ipi erbleichte. Nur ungern hatte er die beiden späten Gäste hereingebeten. Doch sie hatten sich nicht abweisen lassen. Und nun das! Hatte Amunnacht geraten, oder wusste er etwa …? Fieberhaft überlegte er, was er antworten könne.
    Der Wesir war süchtig nach schönen Dingen, und so waren für sein Haus die besten Künstler gerade gut genug, fand er. Bis die beiden Meisterhandwerker jedoch mit der Pyramide des Herrschers fertig wären, konnten noch Jahre vergehen. So lange hatte Ipi nicht warten wollen, und weniger begabte Künstler kamen für sein Anwesen nicht infrage. Amenemhet hätte dafür sicher kein Verständnis. Der Herrscher lebte selbst bescheiden – im Vergleich zu seinen Möglichkeiten. Aber die rasche Fertigstellung seiner Grabstätte war ihm wichtig, und hier durften natürlich nur die Besten des Reiches Hand anlegen. Nicht auszudenken, wenn die Inschriften fehlerhaft wären! Für den tief religiösen Amenemhet wäre das ein nicht zu verzeihender Frevel.
    Angestrengt fixierte Ipi einen Punkt über dem Frettchengesicht von Meketre und bemühte sich um eine gelassene Miene. »Trinkt doch noch etwas. Dieser Wein ist …«, murmelte er ausweichend.
    »Ipi hat sicher Belege, wen er mit der Ausgestaltung seines Hauses beauftragt hat, stimmt's Ipi?«
    Amunnacht ließ sich jedoch nicht ablenken. Ob er gesehen hatte, dass ihm, Ipi, der Schweiß ausgebrochen war? »Schließlich wäre Pharao«, er spie das Wort heraus wie bittere Galle, »gar nicht erfreut, wenn sein lieber Freund und Vertrauter ihn hintergehen würde.«
    »Gar nicht erfreut«, echote Meketre und rieb sich die Hände.
    Sie wussten alles! Vor Ipi tat sich ein Abgrund auf. Doch warum waren sie nicht gleich zu Pharao gelaufen, um ihm davon zu berichten? Dafür gab es nur eine Erklärung … »Was wollt ihr von mir?«, brach es aus ihm heraus.
    Amunnacht warf eine Papyrusrolle auf den Tisch. »Lies«, forderte er Ipi auf.
    Der Wesir überflog die Zeichen und glaubte, er müsse sich übergeben. In der Hand hielt er das Geständnis des Malers Hermonth.
    Unbarmherzig flüsterte der Haremsvorsteher ihm zu: »Wenn du nicht willst, dass deine … Abzweigung der königlichen Künstler bekannt wird, wirst du deinen guten Freund Amenemhet wohl dazu bringen müssen, seine Grabkammer früher als geplant zu betreten – für immer.«
    Der Schatzmeister knallte einen Dolch auf das mit Intarsien eingelegte Tischchen.
    Weinend brach Ipi zusammen: »Das könnt ihr nicht von mir verlangen!«
    »Wir können.« Spielerisch streichelte Amunnacht mit dem Dolch über Ipis Wange. »Mehr

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