Sir Rogers himmlischer Kreuzzug
wird viel zu plündern geben.“
„Nun, Mylord, wenn Ihr die ehrliche Wahrheit hören wollt, es verhält sich so: Seht Ihr, obwohl wir die meisten Frauen von Ansby mitgenommen haben und viele von ihnen unverheiratet sind und äh, freundlich gestimmt … dennoch, Mylord, bleibt die Tatsache, seht Ihr, wir sind doppelt so viele Männer wie Frauen. Die Mädchen in Frankreich sind nun hübsch und würden in der Not ebenso genügen wie die Sarazenenweiber – es heißt sogar, sie hätten viel für sich –, aber wenn man nach den Blauhäuten schließt, die wir überwältigt haben … nun, ihre Frauen sind nicht so hübsch.“
„Woher wißt Ihr denn, daß sie nicht schöne Prinzessinnen gefangenhalten, die sich nach einem ehrlichen Engländergesicht sehnen?“
„Das wäre gut, Mylord. Das wäre durchaus möglich.“
„Dann seht zu, daß die Bogenschützen kampfbereit sind, wenn wir eintreffen.“ Sir Roger schlug dem Riesen auf die Schulter und ging hinaus, um seinen anderen Hauptleuten Ähnliches mitzuteilen.
Mir gegenüber erwähnte er diese Frage der Frauen etwas später, und ich war erschüttert. „Gott sei gelobt, daß Er die Wersgorix so unattraktiv gemacht hat, wenn sie einer anderen Spezies angehören!“ rief ich aus. „Groß ist seine Weisheit!“
„Bist du sicher, daß es keine Menschen sind?“ fragte der Baron.
„Wolle Gott, daß ich das weiß, Sire“, antwortete ich, nachdem ich darüber nachgedacht hatte. „Sie ähneln nichts auf der Erde. Und doch gehen sie auf zwei Beinen, haben Hände, können reden und besitzen die Gabe der Vernunft.“
„Das hat wenig zu bedeuten“, entschied er.
„Oh, es hat viel zu bedeuten, Sire!“ erklärte ich ihm. „Denn seht, wenn sie eine Seele haben, dann ist es unsere Pflicht, sie für den wahren Glauben zu gewinnen. Wenn nicht, wäre es Blasphemie, ihnen die Sakramente zu geben.“
„Das kannst du ja herausfinden“, sagte er gleichgültig.
Ich eilte stracks in Branithars Kabine, die von zwei Speerträgern bewacht wurde. „Was willst du?“ fragte er, als ich mich setzte. „Hast du eine Seele?“ erkundigte ich mich.
„Eine was?“
Ich erklärte ihm, was Spiritus bedeutete. Er konnte damit immer noch nichts anfangen. „Glaubt ihr denn wirklich, daß eine Miniaturausgabe von euch selbst in eurem Kopf wohnt?“ fragte er.
„Oh nein. Die Seele ist nicht materiell. Sie ist es, die das Leben gibt … nun, das nicht gerade, da es schließlich ja Tiere gibt, die leben … der Wille, daß ich …“
„Ich verstehe. Das Gehirn.“
„Nein, nein, nein! Die Seele ist, nun, sie ist das, was weiterlebt, sobald der Körper tot ist, und sich dem Urteil über seine Taten während des Lebens stellt.“
„Ah. Ihr glaubt also, daß die Persönlichkeit nach dem Tode überlebt. Ein interessantes Problem. Wenn Persönlichkeit ein Muster anstatt eines materiellen Gegenstandes ist, wie es vernünftig scheint, dann ist es theoretisch möglich, daß dieses Muster auf etwas anderes transferiert wird, auf dasselbe System von Beziehungen aber in einer anderen physischen Matrix.“
„Hör auf damit!“ herrschte ich ihn ungeduldig an. „Ihr seid ja schlimmer als ein Albigenser. Sag mir einmal mit ganz normalen Worten: Hast du nun eine Seele oder hast du keine?“
„Unsere Wissenschaftler haben die Probleme untersucht, die in dem Konzept von Persönlichkeitsmustern liegen, aber soweit es mir bekannt ist, fehlen noch Daten, auf denen man einen Schluß aufbauen könnte.“
„Da haben wir es wieder“, seufzte ich. „Kannst du mir keine einfache Antwort geben? Sag mir einfach, ob du eine Seele hast oder nicht.“
„Ich weiß nicht.“
„Du bist wirklich eine große Hilfe“, schalt ich ihn und ging weg.
Meine Brüder und ich debattierten lange über das Problem, aber abgesehen von der offensichtlichen Tatsache, daß jedem Nichtmenschen, der sich dafür interessierte, die Taufe gespendet werden durfte, war keine Lösung zu finden. Es war eine Angelegenheit, die Rom klären mußte, vielleicht sogar ein ökumenisches Konzil.
Während sich all das begab, hatte Lady Catherine ihre Tränen getrocknet und schwebte jetzt hochmütig einen Korridor herunter, bemüht, ihren inneren Aufruhr durch Bewegung zu dämpfen. In dem langen Raum, wo die Hauptleute speisten, fand sie Sir Owain, der seine Harfe schlug. Er sprang auf und verbeugte sich. „Mylady! Wie angenehm … ich könnte auch sagen atemberaubend … ich bin wirklich überrascht.“
Sie setzte sich auf eine
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