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Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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ihnen allen beim Sterben zusehen, ehe Ihr selbst sterbt.“
    Der Baron ließ sich das von mir übersetzen. Die Lippen in seinem von der Sonne verbrannten Gesicht waren ganz bleich. „Nun, Bruder Parvus“, sagte er mit ziemlich kleinlauter Stimme, „es ist nicht ganz so gut abgelaufen, wie ich gehofft hatte – wenn auch vielleicht nicht ganz so schlecht, wie ich fürchtete. Sag ihm, wenn er uns beide tatsächlich sicher zurückkehren läßt und seinen Angriff auf Erdtruppen beschränkt und keine Hochexplosivgranaten einsetzt, werden unsere Geiseln vor allem, außer seinem eigenen Feuer, sicher sein.“
    Und dann fügte er mit einer kleinen Grimasse hinzu: „Ich glaube ohnehin nicht, daß ich mich selbst dazu hätte bringen können, hilflose Gefangene abzuschlachten. Aber das brauchst du ihm nicht zu sagen.“
    Huruga machte bloß eine ruckartige Kopfbewegung, eine eisige Geste, als ich ihm die Nachricht übermittelte. Wir zwei Menschen gingen hinaus, schwangen uns in den Sattel und kehrten um. Wir ließen unsere Pferde gehen, um die Waffenruhe zu verlängern und etwas länger das Licht der Sonne im Gesicht zu verspüren.
    „Was ist in jener Stularax-Burg geschehen, Sire?“ flüsterte ich.
    „Ich weiß nicht“, sagte Sir Roger. „Aber ich glaube, daß die Blaugesichter die Wahrheit gesprochen haben – obwohl ich es nicht glauben kann! –, als sie sagten, eine ihrer kräftigeren Granaten könne ein ganzes Lager vernichten. So sind die Waffen, die wir zu stehlen hofften, also dahin. Ich kann nur beten, daß unsere armen Männer nicht auch in der Explosion umkamen. Jetzt können wir uns nur noch verteidigen.“
    Er hob den Kopf mit dem Federbusch. „Und doch haben Engländer immer mit dem Rücken zur Wand am besten gekämpft.“

 
13
     
    So ritten wir ins Lager, und mein Herr schrie ein lautes Hurra, als sei diese Schlacht sein sehnlichster Wunsch gewesen. Mit klirrender Wehr rannten unsere Leute auf ihre Plätze.
    Ich will versuchen, unsere Situation etwas ausführlicher zu schildern. Als Stützpunkt von geringerer Bedeutung war Ganturath nicht dafür gebaut, einem mit voller Streitkraft geführten Angriff in einem Krieg Widerstand zu leisten. Der geringere Teil der Festung, den wir besetzt hielten, bestand aus ein paar niedrigen Ziegelbauwerken, die in einem Kreis angeordnet waren. Außerhalb jenes Kreises standen die gepanzerten Bastionen der Feuerbombarden, aber da diese nur dafür bestimmt waren, nach oben auf Himmelsfahrzeuge zu schießen, waren sie jetzt für uns völlig nutzlos. Unter der Erde gab es ein Labyrinth von Räumen und Gängen. Dort brachten wir unter der Obhut von ein paar bewaffneten Sklaven unsere Kinder, die Alten, die Gefangenen und das Vieh unter. Ältere Leute oder andere, die aus irgendwelchen Gründen nicht kampffähig, aber durchaus noch beweglich waren, warteten etwa in der Mitte des Kreises, bereit, Verwundete wegzutragen, Bier zu holen und auch anderweitig den Kämpfenden behilflich zu sein.
    Die Reihe der Kämpfer stand auf der Seite, die dem Wersgorlager gegenüberlag, innerhalb des flachen Erdwalles, den wir während der Nacht errichtet hatten. Ihre Piken, Spieße und Äxte wurden in Abständen durch Gruppen von Bogenschützen verstärkt. Die Kavallerie hielt sich an den beiden Flügeln. Hinter ihnen waren die jüngeren Frauen und einige nicht kampferprobte Männer, die sich in die viel zu wenigen Kugelwaffen teilten; Feuergewehre waren infolge des Kraftschirmes nutzlos.
    Rings um uns schimmerte der bleiche Hitzeblitz jenes Schildes. Hinter uns erhob sich uralter Forst. Vor uns wogte blaugrünes Gras im Tal, vereinzelte Bäume wiegten sich im Winde, und Wolken schritten über die fernen Hügel dahin. Das Ganze wirkte wie eine Landschaft aus dem Feenreich. Während ich mit den Nichtkombattanten Verbände vorbereitete, fragte ich mich, warum es in einem so märchenhaften Reich Haß und Tod geben mußte.
    Hinter dem Wersgorlager donnerten ein paar Flugmaschinen himmelwärts. Unsere Kanoniere erwischten ein paar, ehe sie alle verschwunden waren. Einige weitere blieben auf dem Boden, offenbar hielt man sie als Reserve. Darunter befanden sich auch einige der allergrößten Transportschiffe. Aber im Augenblick galt mein Hauptinteresse dem Boden.
    Jetzt strömten die Wersgorix heraus, bewaffnet mit langläufigen Kugelwaffen und wohlgeordnet in Gruppen. Sie rückten freilich nicht in dicht geschlossenen Rängen vor, sondern schwärmten so weit wie möglich aus. Einige unserer

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