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Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Sir Rogers himmlischer Kreuzzug

Titel: Sir Rogers himmlischer Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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nicht gelang, auch nur einen Wagen kampfunfähig zu machen. Aber dennoch erschreckten sie die Fahrer so sehr, daß diese häufig völlig darauf verzichteten, sich gegen das, was nun folgte, zu verteidigen. Sich aufbäumende Pferde schlugen mit den Hufen um sich und zerschmetterten die dünnen Stahlplatten; ein paar schnelle Schläge mit Axt oder Schwert leerten so manches Fahrzeug von seiner Mannschaft. Einige von Sir Rogers Männern setzten mit guter Wirkung Handgewehre oder kleine, runde Granaten ein, die zerplatzten und zackige Fragmente verstreuten, wenn man zuerst eine Nadel eindrückte und sie dann warf. Die Wersgorix besaßen natürlich ähnliche Waffen, waren aber weniger entschlossen, sie einzusetzen.
    Die letzten Wagen flohen schreckerfüllt, hitzig von den englischen Reitern verfolgt.
    „Kommt zurück!“ brüllte Sir Roger ihnen nach. Er schüttelte die frische Lanze, die sein Knappe ihm gereicht hatte. „Kommt zurück, ihr elenden Schurken! Stellt euch und kämpft, ihr Heiden!“ Er muß einen herrlichen Anblick geboten haben, in schimmernder Wehr, mit flatternden Federn und dem prunkvollen Schild auf dem heißblütigen, kohlschwarzen Hengst. Aber die Wersgorix besaßen keine ritterlichen Tugenden. Sie waren klüger und bedächtiger als wir. Das kam sie teuer zu stehen. Unsere Reiter mußten sich schnell zurückziehen, denn jetzt war das Fußvolk der Blauen nähergerückt und feuerte seine Gewehre auf unsere Wälle ab. Rüstungen boten da keinen Schutz, eher ein auffälliges Ziel. Sir Roger wies seine Männer mit einem Trompetenstoß an, ihm zu folgen, worauf sie auf der Ebene ausschwärmten.
    Die Wersgorix erhoben ein wildes Triumphgeschrei und rannten. In dem Durcheinander, das in unserem Lager herrschte, hörte ich die Hauptleute der Bogenschützen ihre Befehle rufen. Dann zog die graue Gänseherde mit einem Rauschen wie ein mächtiger Wind himmelwärts.
    Sie ging grausam auf die Wersgorix nieder. Als die erste Quellwolke noch aufstieg, war die zweite bereits auf dem Weg. Ein Pfeil mit soviel Kraft dahinter durchbohrt einen Menschenkörper und kommt auf der anderen Seite mit der breiten, blutigen Spitze heraus. Und jetzt begannen die Armbrüste, langsamer, aber mächtiger, die Angreifer ganz vorne niederzumähen. Ich glaube, in diesen letzten paar Augenblicken ihrer Attacke müssen die Wersgorix die Hälfte ihrer Leute verloren haben.
    Dennoch rannten sie starrköpfig, fast wie Engländer, weiter auf unseren Wall zu. Und hier standen unsere gemeinen Bewaffneten, um sie zu empfangen. Die Frauen feuerten und feuerten und mähten einen großen Teil der Feinde nieder. Und jene, die so dicht herankamen, daß man keine Schußwaffe gegen sie einsetzen konnte, sahen sich Speeren, Beilen, Morgensternen, Dolchen und Breitschwertern gegenüber.
    Trotz ihrer schrecklichen Verluste waren die Wersgorix immer noch zahlenmäßig zwei- oder dreifach überlegen. Und doch war es eigentlich nicht fair. Sie verfügten über keinen Körperpanzer. Ihre einzige Waffe für einen derart dichten Nahkampf war ein Messer, das am Lauf des Gewehrs befestigt war und eine Art Speer bildete … sofern sie es nicht vorzogen, das Gewehr selbst als Keule zu benutzen. Ein paar trugen Seitenwaffen, aus denen sie Kugeln verschossen, die uns einige Verluste zufügten. Doch in der Regel war es so, daß, wenn ein John Blaugesicht auf einen Harry Englishman feuerte, er selbst auf kürzeste Distanz sein Ziel verfehlte. Und ehe John Blaugesicht ein zweites Mal feuern konnte, hatte Harry ihn mit seiner Hellebarde bereits aufgeschlitzt.
    Als unsere Kavallerie kehrtmachte und die Wersgor-Infanterie von hinten anpackte, war dies das Ende. Der Feind befand sich jetzt in wilder Auflösung und floh und trampelte die eigenen Kameraden in blinder Angst nieder. Die Reiter verfolgten sie mit vergnügten Jagdrufen. Als sie weit genug entfernt waren, ließen unsere Langbogen noch einmal ihre Geschosse fliegen.
    Dennoch entkamen viele, die sonst von einer Lanze aufgespießt worden wären, denn Sir Roger sah die schweren Wagen zurücktaumeln und zog sich mit seinen Leuten zurück. Durch Gottes Gnade war ich so damit beschäftigt, für die Verwundeten zu sorgen, die man mir zutrug, daß ich nichts von jenem Augenblick bemerkte, in dem unsere Führer glaubten, unser Ende sei gekommen. Denn der Angriff der Wersgor war nicht vergebens gewesen. Er hatte den Schildkrötenwagen gezeigt, wie sie unseren Gruben ausweichen konnten. Und jetzt kamen diese eisernen

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