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Siras Toten-Zauber

Siras Toten-Zauber

Titel: Siras Toten-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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innerhalb von fünf Sekunden drei Pfeile abzuschießen und saßen dabei auf einem galoppierenden Pferd. Zusätzlich brachten sie es, die Pfeile allesamt in ein Ziel zu bringen. Dazu gehört schon etwas. In der heutigen Zeit, so las ich, ist diese Sportart wieder im Kommen. Sie erlebt eine Renaissance. Japanische Manager halten sich mit Pfeil und Bogen fit. Man nennt sie auch die High-Tech-Samurais.«
    »Das ist gut, Suko.«
    »Moment, Mandra, ich bin noch nicht fertig. Du meinst, daß diese Samurais auch hier ihre Pfeile verschießen?«
    »Ich muß es glauben«, erwiderte der Inder mit ernster Stimme. »Denn der Totengott Yama hat sich mit Dienern umgeben, die diese hohe Kunst des Bogenschießens ebenfalls beherrschen. Der Anschlag auf John war für mich das erste Zeichen, hinzu kamen die Antworten des Alten über den Totenzauber. Da paßt plötzlich einiges zusammen.«
    »Aber nicht Sira«, warf ich ein.
    Mandra hob die Schultern. »Wer kann das schon sagen, John. Wir haben nicht einmal die Spitze des Eisbergs tauen können. Unter dem Wasser wird sich einiges verbergen.«
    »Man sagt«, murmelte Suko, »daß Yabusame die perfekte Schulung für Geist und Körper ist. Sollten wir es mit derartigen Gegnern zu tun haben, müssen wir uns warm anziehen.«
    Mehr wußte er auch nicht über dieses Thema zu sagen. Auch wir schwiegen und starrten in das flackernde Kerzenlicht, in dessen Schein sich auch der alte Mann bewegte und auch die letzten Knochen aus seinem Jutesack hervorholte. Diesmal hielt er die Hälfte eines Schädels auf der offenen Handfläche. Er betrachtete ihn mit einem Blick, als wollte er endgültig von ihm Abschied nehmen. Sehr langsam drehte ersieh um und warf den Schädel in den Trichter. Das heißt, er ließ ihn vorsichtig hineinrutschen, als hätte er Furcht davor, daß die Knochen schon vorher zerstört wurden. Diebeiden Räder konnten durch das Vorziehen eines langen Hebels in Bewegung gesetzt werden, was in diesem Fall nicht zu sein brauchte, denn sie malmten auch so.
    Ich bekam eine noch trockenere Kehle, als ich das Knacken und Zersplittern der Knochen hörte. Es war ein widerliches Geräusch, das an meinen Nerven zerrte.
    Der alte Mann jedoch stand voller Demut vor der Mühle und lauschte, wie das Gebein zerknackte.
    Der Geruch schlug mir auf den Magen. Er war zu identifizieren, eine Mischung aus Schweiß, Moder und Fäulnis. Jedenfalls roch er widerlich und schlug mir auf den Magen.
    Mandra ging auf den Mann zu.
    Beide redeten leise miteinander. Der Alte hob die Schultern, wischte über seine Augen, packte den Jutesack zusammen und ging.
    »Hat er alles erreicht?« fragte ich.
    »Ja, er hat es geschafft. Er hofft, daß der Fluß die Asche der Toten mit sich führt und sie auf den Weg ins Jenseits bringt, wo sie glückliche Zeiten erleben.«
    Da der alte Mann den Hebel zurückgezogen hatte, war nichts mehr da, was ein Geräusch abgeben konnte. Nur als der Alte sein Gespann in Bewegung setzte, hörten wir das Rollen der Räder und das hohle Klappern der Ochsenfüße.
    »Der hat uns nicht viel gebracht«, resümierte ich. »Hoffentlich verhält es sich mit Kasma anders.«
    »Der Mann hat Angst, John.«
    »Wovor genau?«
    »Ich rechne damit, daß er ebenfalls weiß, daß der Totenzauber und die Yabusame-Krieger ein Bündnis eingegangen sind. In dieser Nacht kann vieles passieren. Sie ist nicht nur sehr lang, sie ist außerdem auch wichtig für gewisse Kräfte. Daran sollten wir denken.«
    »Dann trifft ja alles zusammen«, sagte ich.
    Mandra gab sich irritiert. »Wie meinst du das, John?«
    »Unsere Ankunft. Wir scheinen mitten hinein in den Totenzauber geraten zu sein. Nur unserem Ziel sind wir um keinen Schritt näher gekommen. Ich habe bisher nicht einen Stein von dieser verflixten Palmblattbibliothek gesehen. Würde ich dich nicht kennen, Mandra, hätte ich alles für faulen Zauber gehalten.«
    Unser indischer Freund nickte. »Ich kann verstehen, daß du so denkst, aber wir müssen achtgeben. Nichts ist so, wie es einmal gewesen ist. Es hat sich einiges verändert. Mein Informant starb. Ich hoffe, daß es Kasma geschafft hat.«
    »Wo lebt er denn?«
    »In den Slums hin und wieder. Er horcht sich dort um. Er stammt von dort, man akzeptiert ihn. Das alles kommt zusammen, das müssen wir auch akzeptieren.«
    »Ja, aber wo bleibt er?«
    Es war so, als hätte ich ein bestimmtes Stichwort gegeben, denn in der offenen Tür erschien eine Gestalt. Sie war hochgewachsen, mußte sich bücken, um die alte

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