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Sirenenfluch

Sirenenfluch

Titel: Sirenenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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Sommerflirts, nicht wahr? Schließlich war sie ja auch nicht auf der Suche nach der ganz großen Liebe.
    »Klar doch«, antwortete Zoe.
    »Hey, dann bringt mir ’ne Cola light mit, ja?«, rief Trina ihnen hinterher und hielt den Blick auf das Buch in ihrem Schoß gesenkt. Ein leicht süffisantes Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
    Jason und Zoe tauschten einen Blick. An diese Art von Snack hatten sie nicht unbedingt gedacht und das hatte Trina vermutlich sehr wohl verstanden. Zoe errötete und blickte verlegen woandershin.
    »Klar, Trina«, meinte Jason locker. »Machen wir.«
     
    Will blickte auf die Uhrzeitanzeige seines Handys. Typisch Angus. Zwanzig Minuten zu spät, und trotzdem rief er weder an noch schickte er eine SMS.
    Schließlich war er derjenige, der unbedingt diese blöde Ausstellung besuchen wollte. Will blickte zu der Backsteinfassade der Galerie Miller auf. Er hatte dummerweise erwähnt, dass Zoe völlig hingerissen von dieser »Schönheit der Meere« -Ausstellung gewesen war, und selbstverständlich war Angus sofort darauf eingestiegen. »Da müssen wir hin, Mann«, hatte er zu Will gesagt. »Ich liebe Kunst!«
    Will wusste, dass Angus das nur gesagt hatte, weil er Zoe anbaggern wollte. Allerdings war Will selbst auf die Ausstellung gespannt. Zoes Beschreibung zufolge war sie wirklich interessant. Da eine ganze Reihe von Künstlern ihre Werke ausstellten, würde wohl auch nicht immer nur die gleiche Strandszene zu sehen sein. Deshalb hatte Will schließlich gesagt: »Na gut, Angus, lass uns hingehen.« Von seinem Freund fehlte jetzt allerdings jede Spur.
    Wills Handy vibrierte. Eine SMS.
    Hey, stand darin, hänge noch in der Gazette fest, muss den Artikel über die Müllberge an den Stränden noch mal neu schreiben. Kunst fällt für mich flach. Sorry. A.
    Will seufzte. Dies war genau der Grund, weshalb man als netter Kerl immer das Nachsehen hatte. Er schrieb zurück: Bringe dir eine Muschel mit. Warum sollte er jetzt wegen Angus an die Decke gehen? Der Typ würde sich sowieso niemals ändern.
    Und was nun? Will war unschlüssig. Gehöre ich echt zu den Leuten, die ohne Begleitung eine Kunstausstellung besuchen?, fragte er sich. Das grenzte für ihn fast an Hochstapelei. Andererseits gehörte er doch lieber zu den Leuten, die sich Kunst ansahen, als jemand zu sein, der sich Kunst nicht ansah, aus Angst davor, dabei etwas über sich selbst erfahren zu können. Ich mache mir eindeutig viel zu viele Gedanken, fand Will. Er stieg die Marmorstufen hinauf.
    Die schimmernden, dunklen Holzdielen knarzten bei jedem Schritt unter seinen Turnschuhen. Große Scheinwerfer beleuchteten die weißen Wände und grauen Deckenleisten. Für die Ausstellung wurde kein Eintritt verlangt, doch Will steckte ein paar Dollarnoten in das Plexiglaskästchen, das neben der Eingangstür angebracht war. Der grauhaarige ehrenamtliche Mitarbeiter hinter der Infotheke nickte ihm wohlwollend zu, als er den Ausstellungsraum betrat.
    Darin befand sich nur eine einzelne Besucherin. Sie hatte ihm ihr Profil zugewandt und ihre weiße Haut und das dunkle Haar wurden vom hellen Oberlicht angestrahlt, sodass Will auf den ersten Blick glaubte, es handele sich um ein Ausstellungsstück. Asia sah aus wie eine aus Stein gemeißelte Skulptur. Konnte jemand, der so zart gebaut war, mühelos wie eine Spinne über eine Reihe von Felsen klettern?
    Er war sich nicht sicher, ob er zu ihr gehen sollte oder besser nicht, und zögerte. Neulich hatte sie sich ihm gegenüber nicht gerade herzlich verhalten, und als er ihr Fragen gestellt hatte, war sie einfach verschwunden. Ein Teil von ihm wollte sich am liebsten auf der Stelle umdrehen und davonstehlen. Der andere Teil hingegen war offensichtlich bereits zur gegenteiligen Entscheidung gelangt, denn schon lief er über die knarzenden Bodendielen auf sie zu. Er kam sich vor wie ein Elefant im Porzellanladen und beinahe überraschte es ihn, dass Asia nicht vor Schreck wie eine Gazelle davonsprang. Stattdessen blickte sie unverwandt auf das Gemälde an der Wand und wartete einen Moment, bis Will neben ihr stand. »Dieses hier hat etwas«, sagte sie schließlich.
    Will betrachtete das Bild – es war ein altes Gemälde im klassischen Stil. Ein Vogel mit Frauenkopf. Mit ausgestreckten Krallen schwamm die Kreatur auf ein Schiff zu, ihr schönes Gesicht von einem Ausdruck des Zorns überschattet. Ihr loses Haar umwehte sie ungezähmt und die Männer an Deck des Schiffs kauerten sich vor Angst nieder. Will

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