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Sirenenfluch

Sirenenfluch

Titel: Sirenenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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gespart, um die verloren gegangenen Ruder zu ersetzen. Bevor sie sich vom Ufer abstießen, hatte Zoe darum gebeten, selbst rudern zu dürfen. Also setzte sich Tim auf die eine Seite, Zoe auf die andere, während Will den beiden gegenübersaß und faul seine Hand ins Wasser hängen ließ. Tim war größer als Zoe und die Ruderkraft somit nicht gleichmäßig verteilt. Bald schon war klar, dass sie sich den ganzen Tag lang nur im Kreis drehen würden, wenn nicht einer von ihnen seinen Ruderplatz aufgab. Zoe weigerte sich, Tim ebenso, da schließlich er das Boot repariert hatte. Der Streit war eskaliert und Tim hatte Zoe halb im Spaß über Bord geschubst.
    Sie hatte wie verrückt um sich geschlagen, wie ein Karpfen an der Angel und Tim hatte nur gelacht und gelacht, bis Will rief: »Sie meint es ernst! Sie meint es wirklich ernst, Tim!« Will hatte ihr ein Ruder hingehalten, doch Zoe war so außer sich vor Angst, dass sie es von sich wegschlug. Ihre Schreie wurden im Salzwasser erstickt und ihre Augen waren vor lauter Panik weit aufgerissen. »Scheiße!«, entfuhr es Tim, bevor er sich die Schuhe abstreifte und ihr nachsprang. Irgendwie schaffte er es, sie zu packen und seine langen Arme um sie zu schlingen. »Ich hab dich, ich hab dich!«, sagte Tim, als Will ihm das Ruder hinhielt und sie beide ans sichere Ufer brachte. Als Zoe triefend vor Nässe und mit geröteten Augen zu Hause angekommen war, hatte Johnny bei den Archers angerufen und eine Erklärung gefordert. Tim hatte kleinlaut die Schuld auf sich genommen und wollte sich aufrichtig bei Zoe entschuldigen. Doch Zoe kam noch nicht einmal ans Telefon. Eine ganze Woche lang sprach sie kein Wort mit ihm – selbst dann nicht, als Tim in seiner Not Will zu ihr geschickt hatte, um sie zur Vernunft zu bringen. »Tim findet das vielleicht lustig«, hatte Zoe nur gesagt. »Aber Angst zu haben ist gar nicht komisch.«
    Will hatte Tim das Versprechen abgenommen, sich nicht mehr über ihre Ängste lustig zu machen, und Tim hatte geschworen, sie nie wieder ins Wasser zu schubsen. Damit schien das Ganze endlich erledigt zu sein. Nachdem Zoe sie eine Woche lang gemieden hatte, gesellte sie sich eines Tages zu ihnen, als sie gerade dabei waren, wilde Blaubeeren zu sammeln. Seitdem verloren sie kein Wort mehr über den Vorfall. Das Boot wurde drei Jahre später während eines Sturms fortgespült und von keinem je vermisst.
    Trinas Lachen riss Zoe aus ihren Gedanken. Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Gibt’s ja nicht«, sagte sie, obwohl sie keine Ahnung hatte, worum es überhaupt ging.
    »Ja, oder?«
    Trina plapperte munter weiter und Zoe drückte etwas von der Sonnencreme aus der Tube in ihre Hand.
    Zoes Handy vibrierte. Sie schmierte die Creme auf ihren Oberschenkel und nahm das Telefon in die Hand. »Sorry, nur eine Sekunde.«
    Es war eine SMS: Brauchst du Hilfe beim Eincremen?
    Zoe sah auf und ließ den Blick über den öffentlichen Strand schweifen. Sie war die menschenleere Bucht nahe ihrem Haus gewöhnt, weshalb die vielen Menschen um sie herum sie schier überwältigten. Dabei war es erst elf Uhr vormittags und der Strand noch nicht einmal übermäßig belebt. Ein Rettungssitz thronte hoch über den Strandbesuchern, die auf ihren Badetüchern grüppchenweise über den weißen Sand verteilt waren. Hier eine Bilderbuchfamilie mit niedlichen Kindern, dort zwei beleibte ältere Damen, grell geschminkt und mit Goldschmuck behangen, eine nicht zu überhörende Großfamilie, drei junge Sonnenanbeterinnen in Bikinis …
    Und dann erblickte sie ihn. Die eisblauen Augen unter dem fast schon weißblonden Haar. Er trug tief sitzende, olivgrüne Badeshorts, war braun gebrannt und auf seinem Waschbrettbauch zeichneten sich wohldefinierte Muskeln ab. Jason hielt ein schickes Smartphone in der Hand und sah immer noch genauso gut aus, wie er Zoe vom letzten Sommer in Erinnerung geblieben war.
    Er war mit ein paar Freunden dort, die sie nur flüchtig kannte – der mit den roten Haaren war Kurt, der dunkelhäutige mit den auffallend grünen Augen hieß Alex, der witzige Typ Josh. Sie spielten Fußball und veranstalteten dabei ein Riesenspektakel, immer darauf bedacht, die Aufmerksamkeit der Bikini-Mädels zu erhaschen.
    Zoe textete zurück: Ich vertraue dir nicht.
    Jason grinste zu ihr hinüber und steckte sein Smartphone in die Tasche. Dann stand er auf.
    Auch Trina hatte das Prachtexemplar bemerkt, das dort auf sie zukam. Über den Rand ihrer Sonnenbrille hinweg musterte sie ihn

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