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Sirenenfluch

Sirenenfluch

Titel: Sirenenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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und ging davon.
    »Hey!«, rief Will und lief ihr hinterher. »Hey!«
    Asia blieb stehen, ohne sich jedoch umzusehen. Will hatte sie eingeholt. Er sah ihr lange in die Augen. Sie legte ihren Kopf schief.
    »Wonach suchst du?«, fragte sie.
    »Was bist du?«
    Spöttisch lächelte sie ihn an. »Was denkst du denn, was ich bin?«, meinte sie herausfordernd.
    »Das versuche ich ja gerade herauszufinden.«
    Asia drängte sich an ihm vorbei. Er war sich unschlüssig. Dieses Gespräch verlief ganz und gar nicht nach Plan. Ihm war bewusst, dass er diese Situation nicht gerade souverän meisterte. Aber was war in einer solchen Situation überhaupt die passende Reaktion? Er hätte nicht einmal sagen können, was für eine Situation es überhaupt war, in der er sich befand. »Asia, warte doch.« Will streckte eine Hand nach ihr aus und packte sie am Arm. Ein Stromstoß durchfuhr seinen Arm, sodass er vor Schmerz aufschrie.
    Will starrte Asia mit offenem Mund an. Sie stand regungslos da.
    »Tut mir leid«, sagte sie schließlich. Sie hielt ihm die Hand hin, doch er zuckte vor ihrer Berührung zurück. »Ich tu dir nicht weh«, versprach sie ihm und massierte seinen Arm. Allmählich konnte er ihn wieder spüren.
    »Was zum Teufel war das gerade?«
    »Ich kann das eben … wenn ich mich bedroht fühle. Es passiert nicht unbedingt absichtlich.«
    »Du meinst, so wie bei einem Zitteraal?«
    Asia stieß einen tiefen Seufzer aus. »Will, ich schätze, ich bin dir eine Erklärung schuldig«, sagte sie dann.
    »Stimmt«, pflichtete Will ihr bei. »Hör zu, ich weiß jetzt, dass du so ein Meerjungfrauen- … Seekrieger- … Wesen bist, warum erzählst du mir dann nicht einfach, was hier vor sich geht? Ich will doch nichts weiter als nur ein wenig Klarheit.«
    Sie lachte.
    »Was ist daran bitte schön so komisch?«
    »Nichts ist komisch«, sagte sie dann. »Gar nichts.«
    Will wartete ab, während sie den Sternenhimmel über ihnen betrachtete.
    »Ich werde dir eine Geschichte erzählen«, sagte Asia schließlich. Ihre Stimme klang zart wie feine Nebelschwaden, die sich nach und nach verflüchtigen. »Es ist eine lange Geschichte.«
    »Werde ich danach die Dinge klarer sehen können oder wird mein Kopf explodieren?«
    »Möglicherweise beides«, gab Asia zu.
    Will berührte sanft ihr Haar und strich es ihr aus dem Gesicht. Die Haarsträhne floss über seine Finger wie schwarze Tinte.
    »Ich möchte sie hören.«
    »In Ordnung, aber nicht hier«, erwiderte sie.
    »Wo dann?«
    »Morgen früh in der Bibliothek.«
    »Da kann ich nicht. Ich muss arbeiten.«
    »Dann komm morgen Abend dorthin. Um sechs?«
    »Ist gut, aber wirst du auch ganz bestimmt da sein? Ich habe nämlich keine Lust, von dir versetzt zu werden.«
    Ihre Augen blitzten belustigt auf. »Hast du es denn noch immer nicht bemerkt?«
    »Was denn?«
    »Ich bin nicht wie ihr Menschen, Will. Ich kann nicht lügen. Aus dem Grund rede ich so wenig.« Sie fegte den Sand von ihrem weinroten Kleid. »Was ich dir erzählen werde, ist die Wahrheit, aber ich kann dir nicht garantieren, dass sie dir gefallen wird.«
     
    Am nächsten Morgen saßen Will und sein Vater beim Frühstück, wie üblich in angespanntes Schweigen gehüllt. Als Mr Archer fertig war, stellte er seinen Teller ins Spülbecken und eilte zur Tür hinaus, wobei er um ein Haar mit Angus zusammengeprallt wäre, der soeben die Treppe heraufkam. »Hallo, Mr Archer.«
    Wills Vater nickte ihm zu und ging an ihm vorbei.
    »Mann, dein Dad hat heute Morgen ja echt ’ne Wahnsinnslaune«, meinte Angus, als er durch die Tür gestürmt kam. Er ließ sich neben Will nieder und zwängte seine langen Beine unter den Tisch. »Hey, isst du das hier noch?« Er zeigte auf Wills Scone.
    »Ja.«
    Mit ungerührter Miene schnappte Angus sich die Überreste des Toasts, den Wills Vater auf dem Teller hatte liegen lassen, und strich sich Pfirsichmarmelade darauf. »Deine Mum backt echt am besten von allen.«
    »Was willst du hier?«
    »Was habt ihr heute Morgen denn nur alle?«, beschwerte sich Angus. »Wie wär’s mal mit ›Hi, Angus, schön, dich zu sehen‹?«
    »Schön, dich zu sehen. Also, was willst du?«
    »Es ist was echt Verrücktes passiert. Eigentlich wollte ich es Zoe erzählen, aber ich weiß nicht so recht, wie.«
    »Und was?«
    »Erinnerst du dich noch an diesen Jason Detenber?«
    »Das Arschloch«, sagte Will.
    »Sag das besser nicht zu laut«, gab Angus warnend zurück.
    »Wieso nicht?«
    »Er ist tot.«
    »Was?« Will wurde

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