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Sirenenlied

Sirenenlied

Titel: Sirenenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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mochte.
    Ohne zu zögern, verpasste Eileen ihm einen Hieb in die Magengegend.
    »Wenn du hier wieder lebendig runterkommen möchtest, verkneifst du dir solche dummen Bemerkungen lieber. Ich habe mir sicherlich nicht die Seele aus dem Leib gerannt, um mir deine lahmen Witze anzuhören.«
    Joshs Mundwinkel zuckten verdächtig nach oben, um nicht schallend aufzulachen. Die Erleichterung, die ihre Gegenwart mit sich brachte, ließ ihn tatsächlich seine Sorgen vergessen. Er verspürte bloß noch das Verlangen, mit ihr herumzualbern, als lauere nicht eine tödliche Gefahr auf ihn. Allerdings erinnerten ihn seine schmerzenden Bauchmuskeln daran, dass Eileen in Stresssituationen nicht viel von Humor hielt. Also bemühte er sich darum, sachlich zu bleiben: »Was zumindest die Frage aufbringt, warum du überhaupt wie eine Irre die Steilklippe hochrennst, Rutherford.«
    »Weil der Wagen meiner Mutter keinen Allradantrieb hat und der Weg zu Mr. Finebirds Cottage eine einzige Schlammbahn ist. Scheinst du ja auch bereits herausgefunden zu haben.«
    Gemeinsam starrten sie seine dreckverkrusteten Jeans an.
    »Kleines Missgeschick mit dem Motorrad«, gab Josh widerwillig zu.
    »Weiß ich.« Eileen grub ihre Finger in seine Jacke, als habe sie Angst, er könne ihr ansonsten davonlaufen. Draußen auf dem Meer nahm das Grollen des Unwetters stetig zu, außerdem klang es auch schon bedeutend näher. »Ich
habe deinen Schrotthaufen am Wegesrand liegen sehen, deshalb bin ich auch hier. Was mich wieder zu der Frage bringt, was, zum Teufel, du auf der Steilklippe machst, obwohl sich dieses gottverdammte Unwetter über dem Meer zusammenbraut? Hoffst du darauf, dass dich der Blitz trifft, bevor die Sirene dich ersäufen kann?«
    »Komm schon, Eileen. Jetzt mach aber mal halblang. Ist dir der Sauerstoffmangel durch die Rennerei aufs Hirn geschlagen?«
    Eine Zornesfalte grub sich auf Eileens Stirn ein, die Josh augenblicklich seine Faxen vergessen ließ. »Spar dir deine Frechheiten, ich weiß genau, was hier gespielt wird«, sagte sie ernst. »Dieses Meeresschaumbiest denkt, dass du ihr gehörst. Das hat sie mir in deiner Küche auf ihre ganz spezielle Art klargemacht. Stell dir vor: Als ich dich küssen wollte, war mein ganzer Mund plötzlich voller Salzwasser. Ich dachte, ich würde ertrinken.«
    »Sie wollte dich mitten in meiner Küche ertränken?«
    Josh musste wohl entgeistert dreinblicken, denn Eileen nickte bekräftigend. »Im Nachhinein denke ich allerdings, es war nur ein Trick. Anders ist es nicht zu erklären. Sie hat meinen Geist manipuliert, mir eingeredet, mein ganzer Mund sei voller Salzwasser - und genau so macht sie es auch mit euch Männern. Sie gaukelt euch vor, dass sie unwiderstehlich ist, dass es nichts Schöneres als ihre Umarmung gibt. In Wirklichkeit ist das Einzige, das sie zu bieten hat, die kalte Tiefe des Meeres.«
    »Solange die Sirene die Illusion aufrechterhalten kann, während ich absaufe, soll mir das recht sein.« Erneut ließ Eileen ihn ihre Faust spüren, wobei ihm dieses Mal ein kleines Ausweichmanöver gelang, so dass der Schlag nicht ganz so hart ausfiel. »Von einem aufgebrachten Lockenkopf
zu Tode geboxt zu werden, macht da bedeutend weniger Spaß.«
    »Du solltest mir auf Knien danken, dass ich mich deiner annehme. Alle anderen Cragganmore-Frauen scheinen daran ja kein Interesse zu hegen. Das sollte dir zu denken geben. Vermutlich liegt es an deinem irregeleiteten Sinn für Humor.«
    Das rief nun doch den Wunsch nach Selbstverteidigung bei Josh auf den Plan. »Dein Hilfsangebot ist auch wirklich großzügig, aber korrigier mich, falls ich mich täuschen sollte: Hast du mir nicht schon einmal deine Unterstützung versichert? Ich meine, kurz bevor du wortlos aus meinem Haus gestürzt bist?«
    »Das passiert mir kein zweites Mal, glaub mir.«
    Entschlossen begann Eileen, ihn hinter sich herzuziehen. Als würde sie ein stures Schaf abführen.
    »Ich habe irgendwie das dumme Gefühl, dass es nicht ausreichen wird, mich weiter weg von der Steilklippe zu schleppen«, merkte Josh an, während er ergeben hinter ihr herstolperte.
    »Vermutlich nicht«, gestand Eileen ein. »Soll sie sich aber ruhig anstrengen, die Strecke zu überwinden, dieses verlogene Biest.«
    Als hätte die Sirene die Herausforderung gehört, setzte mit einem Schlag der Wind wieder ein. Wobei Wind ein zu schwaches Wort für die Kraft war, die ihnen entgegenfegte und sie zurück zum Meer zu drängen versuchte.
    »Musstest du das unbedingt

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