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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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bittere Galle hinunter. »Was hat das alles zu bedeuten?«
    Er stellte das Glas zurück auf den Tisch. Die Augäpfel hüpften auf und ab wie Korken im Wasser. »Es bedeutet, dass Seine Eminenz versucht, die Welt zu verändern. Er hat die leeren Hüllen da draußen mit den Augen von Vampiren erschaffen, was weiß ich, wie! Doch das ist erst der Anfang.«
    Sissi versuchte, die Augäpfel auf dem Tisch nicht anzusehen, auch wenn sie in ihre Richtung zu starren schienen. »Was findet im Stephansdom zu Weihnachten statt?«, fragte sie.
    Franz-Josef hob die Schultern. »Sehr viel.«
    »Etwas Besonderes?«
    Seine Augen weiteten sich. »Die Mitternachtsmesse. Jeder europäische Würdenträger, der etwas auf sich hält, nimmt daran teil. Der Dom wird voller Menschen sein mit Tausenden von Schaulustigen auf allen Plätzen.«
    »Und einem Ballon voller Was-weiß-ich über ihren Köpfen.« Sissi biss sich auf die Lippe. Sie dachte an ihre Familie, die zum Weihnachtsfest nach Wien kommen würde. »Wir müssen ihn aufhalten, Franz.«
    »Ja.« Er wirkte nachdenklich, als er an ihr vorbeiging und durch ein Loch in der Wand die Ruine verließ.
    »Was ist?«, fragte sie.
    Franz-Josef zögerte. »Ich bin nur nicht sicher, ob du weißt, worauf du dich einlässt. Das ist nicht irgendein wilder Vampir, sondern Seine Eminenz. Er …«
    Sissi hob die Hand. »… hat einen ziemlich doofen Namen und wir werden ihn schlagen.« Es sollte locker klingen, aber sie war nicht sicher, ob ihr das gelungen war. Sie spürte immer noch die Blicke der Augäpfel im Rücken.
    »Seine Eminenz ist nicht sein Name«, sagte Franz-Josef. »Wir nennen ihn nur so, weil wir ihn irgendwie bezeichnen müssen. Er ist so alt, dass es, als er in die Welt kam, noch nichts gab, was einen Namen trug. Er hat es bis heute nicht für nötig gehalten, sich einen zuzulegen.« Er ergriff Sissis Hand. »Nimm ihn ernst.«
    Sie nickte.
    »Und, Sissi?«
    »Ja?«
    »Weißt du, wie viel ein Schrankkoffer kostet?«

 
    KAPITEL VIERUNDDREISSIG
    Unter den Kindern Echnatons gibt es manche, die eine Kontinuität in der Geschichte Europas zu erkennen glauben, die auf einen steuernden Willen im Hintergrund zurückzuführen sei. Der Glaube an diese graue Eminenz, die das Schicksal der zivilisierten Welt lenkt, ist verlockend, verleiht sie uns doch die trügerische Hoffnung, mit dem Tod eines einzelnen Vampirs würde ganz Europa fallen, aber sie ist leider völliger Blödsinn.
    – Die geheime Geschichte der Welt von MJB
    Ein Schrankkoffer war schwerer zu bekommen, als Sissi gedacht hatte, und teurer. Fast den ganzen Vormittag benötigte sie, um einen aufzutreiben, der groß genug für ihre Zwecke war. Sie ließ ihn zur Herberge liefern und machte sich auf den Weg zum Schloss.
    An die Menschen, die sie in der Ruine zurückgelassen hatten, versuchte sie nicht zu denken. Sie sind doch glücklich, hatte Franz-Josef gesagt, als sie fragte, was sie wegen ihnen unternehmen sollten. Wir müssen nichts tun.
    In gewisser Weise hatte er recht, trotzdem behagte ihr seine Leichtfertigkeit nicht. Es waren Menschen, die dort im Dreck wühlten, keine Kühe.
    Die Stände auf dem großen Platz vor dem Schloss waren fertig aufgebaut, die ersten Händler räumten bereits ihre Waren ein. Fast jeder schien Miniaturballons und Holzspielzeug anzubieten. Hinter den Ständen bemerkte Sissi Gerüste und Absperrungen. Riesige schlaffe Säcke lagen im Gras. Einige zierten Muster, andere Bilder, die man wohl erst erkennen würde, wenn die Ballons sich vollständig aufgebläht hatten.
    Sissi ging an den Kohlefeuern vorbei, mit denen die Luft in den Säcken erhitzt wurde, so erklärte es ihr zumindest einer der Ballonfahrer, ein Rheinländer namens Alfons.
    Franz-Josef hatte sie gebeten, nach verdächtigen Gegenständen oder Vorkommnissen Ausschau zu halten, aber sie hatte wenig Hoffnung, dass ihr etwas auffallen würde. Er anscheinend auch nicht, weshalb sonst hätte er um einen Schrankkoffer gebeten?
    In der Nacht, als sie bereits im Halbschlaf lag, hatte sie ihn das Haus verlassen hören. Sie wusste nicht, was er gejagt hatte, und würde ihn auch nicht danach fragen.
    Ich muss lernen, zu akzeptieren, was er ist, dachte sie zum wiederholten Mal.
    Es waren tatsächlich Hunderte Ballonfahrer nach Versailles gekommen, so wie die Köchin gesagt hatte, aber nicht alle würden den Boden verlassen. Während Sissi über das Gelände wanderte, brachen zwei Feuer aus, von denen eines gleich mehrere Ballons zerstörte. Die

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