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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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den Weg, dann riss er sich mühsam von ihr los.
    »Leben Sie wohl«, sagte er. »Ich hoffe, Sie verlaufen sich bald wieder in dieser Gegend.«
    Sie senkte den Kopf und lächelte.
    Er wandte sich ab.
    Ruf mich zurück!, dachte er. Sag, dass du mich wiedersehen willst.
    Er hatte den Bach fast erreicht, als er ihre Stimme hörte.
    »Franz?«
    Er fuhr herum. »Ja?«
    »Mein Vater ist ein passionierter Jäger. Er würde sich sicher freuen, wenn ich ihm bei seinem nächsten Aufenthalt in Bad Ischl die besten Wildwechsel zeigen könnte. Vielleicht wären Sie so nett …« Sie ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen.
    Franz-Josef grinste. »Es wäre mir eine Ehre.«
    Seine Kleidung dampfte bereits, als er in den Schatten der Schlossmauer eintauchte.
    Die Gänge der Residenz waren verlassen, in den Gemächern herrschte Stille. Durch die verhangenen Fenster drang kein Sonnenstrahl ins Innere. Die menschlichen Dienstboten hatten nur unter Aufsicht Zugang zum Haupthaus, die Vampire zogen es vor, unter sich zu sein.
    Franz-Josef öffnete die Tür zu seinem Privatquartier und ging ins Schlafzimmer. Er war erschöpft von dem Wettrennen gegen die Sonne, aber zu aufgeregt, um an Schlaf zu denken. Noch nie hatte ihn die Begegnung mit einem anderen Wesen so aufgewühlt. Er wusste nicht, was er fühlte, warum er in Sissi keine Beute, sondern eine Frau sah, aber es gefiel ihm.
    Ich will jede Stunde der Nacht mit dir verbringen, dachte er, als er seine Stiefel auszog und die Jacke aufknöpfte, für den Rest meiner Existenz.
    Er nahm den Zettel vom Nachttisch, so wie jeden Morgen, bevor er zu Bett ging. Sophie schrieb ihm stets seine Termine für den nächsten Abend auf.
    Dort stand in ihrer gestochenen, beinah gedruckt wirkenden Handschrift:
    1. Todesurteile unterschreiben (Audienzsaal)
    2. Helene kennenlernen (Namen merken!)
    3. Ferdinands Chinesen probieren (wenn nötig, lügen)
    Franz-Josef knüllte den Zettel zusammen und warf ihn in den erloschenen Kamin. Dann rutschte er unter das breite Bett – eine Spezialkonstruktion, die sich mit einem Hebel hermetisch gegen Tageslicht, Anarchisten und Feuer abdichten ließ – und verschränkte die Arme unter dem Kopf.
    Helene, dachte er, ich werde dich nicht heiraten, egal, wie sehr Sophie sich das wünscht.
    Die Erinnerung an Sissis Lachen verfolgte ihn bis in den Schlaf.

 
    KAPITEL SIEBEN
    Neue Rekruten stellen den Kindern Echnatons stets die gleichen Fragen: »Wieso weiß die Welt nichts von dem, was ihr tut? Warum sagt ihr den Menschen nicht die Wahrheit?«
    Die Antwort darauf ist einfach: »Wer sagt dir, dass wir es nicht schon hundertmal getan haben?«
    – Die geheime Geschichte der Welt von MJB
    Das Donnerwetter, mit dem ihre Mutter sie empfing, schien erst nach einigen Stunden zu verhallen. Immer wenn Sissi glaubte, der Wortschwall fände ein Ende, setzte ihre Mutter zu einem weiteren an. Es wurden die üblichen Geschütze aufgefahren, von: »Wieso straft mich der Herrgott mit einer solchen Tochter?«, über: »Wir hätten dich ins Internat schicken sollen, wie Großmutter es wollte«, bis hin zu »Dein Vater hat dich nie richtig erzogen.« Irgendwann verließ Néné weinend und: »Das wird auch auf mich zurückfallen«, murmelnd das Zimmer, während Sissi in sich zusammengesunken sitzen blieb und gelegentlich nickte. Die Worte ihrer Mutter sausten wie Geschosse an ihr vorbei, ohne sie jedoch zu treffen.
    Zwei Tage war sie durch Österreich geirrt, hatte unter Bäumen geschlafen und sich ohne einen Pfennig in der Tasche von Nüssen und Beeren ernähren müssen. Sie war erschöpft, hungrig und so müde, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Wenn es ihr dann doch gelang, dachte sie an Franz. Sie spürte seine kühle, trockene Hand immer noch in der ihren, sah seine hellen, klaren Augen vor sich und hörte seine sanfte, aber dennoch kräftige Stimme. Er war der bestaussehende Mann, dem sie je begegnet war, und der netteste. Sie dankte den Göttern dafür, dass er erst aufgetaucht war, nachdem sie den wilden Vampir erledigt hatte. Was wäre in ihm vorgegangen, wenn er sie mit einem Pflock in der Hand über einer Pfütze aus Schleim und Asche hätte stehen sehen? Wahrscheinlich hätte er sie für eine Anarchistin gehalten oder Schlimmeres, wenn es denn etwas Schlimmeres gab. Doch es war gut gegangen; er hatte nichts bemerkt.
    Sissi spürte ein Kribbeln im Bauch, als sie daran dachte, dass sie Franz noch an diesem Abend wiedersehen würde. Bis dahin musste sie Néné

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