SISSI - Die Vampirjägerin
was ist mit ihr? Warum sagt sie kein Wort?«
Franz-Josef wollte antworten, aber Edgar fiel ihm ins Wort. »Betört hast du sie jedenfalls nicht, sonst würde sie schon schreiend umherrennen.« Er grinste.
»Sie ist krank«, antwortete Franz-Josef, ohne auf die Bemerkung einzugehen, obwohl Wut ihm fast die Kehle zuschnürte. »Ich wollte ihr helfen.«
Edgar zog die Nase hoch. »Schlechtes Blut, hm?«
»Sie ist fast geheilt.« Franz-Josef verspürte Stolz bei dem Gedanken, versuchte ihn aber nicht zu zeigen. Edgar hätte ihn nur verhöhnt. Noch mehr verhöhnt, korrigierte er sich.
Das tat er auch so. »Franz, der Bergdoktor. Ich glaube, ich habe im Wald eben ein Reh gesehen, das lahmte. Vielleicht kannst du dem ja auch helfen.« Er betrachtete Sissi einen Moment lang. »Das ist also deine Braut, ja? Ich würde das natürlich wissen, wenn ich auf dem Ball gewesen wäre, aber nach der kleinen … Feierlichkeit am Tag davor wollte Sophie Pierre und mich dort nicht sehen. Ich frage mich immer noch, wie sie davon erfahren hat.«
Franz-Josef hob die Schultern. »Keine Ahnung.«
Stille senkte sich über das Zimmer.
Sogar die Ratten in den Mauern schwiegen.
Er räusperte sich. »Da du mich gefunden hast, kannst du ja jetzt zurück zur Hofburg reiten und den anderen sagen, dass sie sich keine Sorgen machen müssen und dass Sissi und ich nachkommen werden, sobald es ihr besser geht.«
»Es ist Tag.«
»Oh. Natürlich.« Franz-Josef fluchte innerlich, rang sich dann aber ein Lächeln ab. »Du bist hier willkommen. Der Keller ist dunkel und sehr bequem. Du kannst ihn gern haben.«
Edgar nickte und trat zur Seite. »Zeig mir den Weg.«
Etwas stimmte nicht. Franz-Josef spürte es, ohne erkennen zu können, was es war. Er wollte an Edgar vorbeigehen, doch der packte ihn plötzlich an den Schultern und schleuderte ihn gegen die Wand. Dann setzte er nach, presste den Arm gegen Franz-Josefs Kehle und drückte dessen Kopf nach hinten.
»Was ist hier los?« Seine Stimme war ein Zischen, sein Gesicht nur eine Handlänge von Franz-Josefs entfernt. »Deine Braut ist sterbenskrank, aber du bringst sie nicht zu einem Arzt, sondern versuchst selbst, ihr zu helfen.«
Franz-Josef stemmte sich gegen ihn, aber Edgar war älter und stärker als er. »Sie wollte in diesem Zustand nicht im Palast ankommen.«
»Es gibt andere Ärzte.«
»Die sie vielleicht erkannt hätten. Du weißt doch, wie gefährlich die Lage im Moment ist. Ich wollte nicht riskieren, dass sie entführt wird.«
»Hat sie deshalb ein Schwert dabei?«
Franz-Josef schluckte. Edgar drückte stärker zu. Putz bröckelte, ein Balken begann zu knarren.
»Lüg mich nicht an, Franz. Ich weiß, dass es ihr Schwert ist. Ihr Geruch hängt daran.«
Hätte ein anderer als Edgar vor ihm gestanden, wäre Franz-Josef versucht gewesen, ihm die Wahrheit zu sagen. Seit Nächten dachte er an kaum etwas anderes als an das Schwert und was es bedeutete. Doch es war Edgar, der eine Antwort forderte, und er hätte Sissi ohne zu zögern getötet.
»Das Schwert ist ein Familienerbstück«, sagte er schließlich. »Ihr Vater hat es ihr mitgegeben, weil Sissi sehr daran hängt.«
»Du lügst.« Edgar rammte ihm das Knie in den Magen. Franz-Josefs Beine gaben nach. Er wäre zusammengebrochen, wenn Edgar ihn nicht gehalten hätte. »Wir reden heute Abend darüber.« Der ältere Vampir zog ihn hinter sich her in den Flur, sah sich kurz um und ging dann zielsicher auf die Tür zu, die in den Keller führte. »Ich werde bei deiner Braut bleiben. Vielleicht hat sie mir ja etwas zu erzählen, wenn sie zu sich kommt.«
»Nein!« Franz-Josef wusste nicht, woher er die Kraft nahm, mit der er sich losriss. Er rammte Edgar den Ellenbogen in die Rippen, fuhr herum und war mit einem Satz an der Tür zu Sissis Zimmer. Das Katana war seine einzige Chance.
Edgar tauchte vor ihm auf, bevor er den Türrahmen passieren konnte.
Mein Gott, ist er schnell, dachte Franz-Josef, noch während er zurückgeschleudert wurde und zwischen Rattenkadavern zu Boden ging. Er trat nach Edgar, doch der wich mühelos aus, schoss vor und hob Franz-Josef an der Kehle hoch. »Dann eben so«, sagte er.
Franz-Josef verstand erst, was er meinte, als er bereits durch die Luft flog. Mit dem Rücken voran durchschlug er die Tür zum Keller, er sah Steinstufen unter sich, rollte sich ein und biss die Zähne zusammen. Der Aufprall raubte ihm fast das Bewusstsein. Er überschlug sich, prallte gegen eine Wand und rutschte den Rest der
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