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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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blitzten. »Ich kann keine Kuh fragen, weil sie zu dumm ist, mich zu verstehen. Aber du könntest einen Menschen fragen, was er davon hält, ausgesaugt zu werden, und er würde dir sagen, dass er das nicht will.«
    »Aha! Dann esst ihr also nur das, was dümmer ist als ihr. Etwas anderes tun wir auch nicht.«
    »Du hältst mich für dumm?«
    Für dümmer als einen Vampir, wollte Franz-Josef sagen, schluckte die Worte aber im letzten Moment herunter.
    Sissi schien sein Schweigen als Zustimmung zu werten, denn sie verschränkte die Arme vor der Brust und schnauzte ihn an. »Ich bin nicht dumm!«
    »Grüaß Gott.«
    Franz-Josef fuhr herum und sah einen Bauer, der eine Kuh an einem Strick führte und aus einem Feldweg trat. Er wusste nicht, wie viel der Mann von der Unterhaltung mitbekommen hatte.
    »Du hast nichts gesehen und nichts gehört«, fuhr er den Bauern mit seiner betörenden Stimme an.
    Der Mann nickte. Sein Blick wurde glasig. »I hob nix g’seahn und nichts g’heart.« Dann ging er weiter.
    »Genau das meine ich«, erklärte Sissi wütend, als er außer Hörweite war. »Du hast keinen Respekt vor den Menschen. Für dich und deinesgleichen sind wir nur Vieh.« Franz-Josef öffnete den Mund, aber sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Es bringt euch um den Verstand, dass sich das Vieh nicht alles bieten lässt, dass es zurückschlägt wie in Frankreich und Amerika und euch mit jeder Revolution weiter in die Ecke drängt. Eines Tages werden wir den Letzten von euch pfählen und die Menschheit in die Freiheit führen.«
    »Und wenn ich der Letzte wäre, würdest du mich dann pfählen?«
    Das ließ sie verstummen. Ihr Blick ging ins Leere, sie hielt den Kopf gesenkt.
    Er respektierte es, dass sie tatsächlich über die Antwort nachdachte.
    »Ich wünschte, ich könnte Ja sagen.« Sie hob den Kopf und sah ihn an. Das Feuer war aus ihren Augen verschwunden. »Aber nein, nein, ich würde es nicht tun und ich weiß einfach nicht, weshalb.«
    Franz-Josef brachte das Pferd zum Stehen. »Weil du mich liebst?«, fragte er leise.
    Sie sagte nichts und legte nur stumm den Kopf an seine Schulter.
    Als der Morgen nahte, suchten sie Unterschlupf in einer leeren Scheune. Franz-Josef deckte Sissi mit Stroh zu, damit es sie wärmte, er selbst legte sich ein Stück von ihr entfernt auf den Boden. Er war erschöpft, aber wenn er die Augen schloss, drehten sich seine Gedanken wie wild im Kreis. Was würde Edgar tun, wenn er in den Palast zurückkehrte, was Sissi?
    »Kannst du nicht schlafen?«, erkundigte sie sich auf einmal, gedämpft durch das Stroh.
    »Nein.«
    Sie zögerte. »Willst du zu mir kommen?«, fragte sie dann unsicher.
    Franz-Josef setzte sich ruckartig auf. Das Stroh raschelte, als er sich neben sie legte.
    »Hast du je …?«, begann sie, aber er verschloss ihren Mund mit einem Kuss.
    Und wieder röhrte irgendwo in der Ferne ein Hirsch.

 
    KAPITEL VIERUNDZWANZIG
    Es gibt Gerüchte, die besagen, dass das, was ich mit diesen bescheidenen Zeilen versuche, längst vollendet worden ist, dass eine vollständige und unzensierte Geschichte unserer Welt in den Geheimarchiven des Vatikans liegt und von jedem Papst erweitert wird. Das mag stimmen, obwohl ich meine Zweifel daran habe, aber selbst wenn dieses Buch existiert, welchen Nutzen hätte es für uns, wenn niemand außer den Verfassern je einen Blick darauf werfen kann?
    – Die geheime Geschichte der Welt von MJB
    Am späten Abend erreichten sie den Kaiserpalast.
    Sissi ließ sich von Franz-Josef durch Gärten führen, die größer waren als Städte. Der Palast ragte wie ein gewaltiges, breites Bergmassiv vor ihr empor.
    »Mehr als zweitausend Räume«, sagte Franz-Josef. Er klang so stolz, als habe er jeden einzelnen selbst eingerichtet. »Ein Diener allein würde einen Monat brauchen, um sie alle zu reinigen.«
    »Dann ist es ja gut, dass ihr mehr als einen Diener habt.« Sissi versuchte, sich nicht beeindrucken zu lassen, aber es fiel ihr schwer, auch wenn sie sich immer wieder ins Gedächtnis rief, dass das alles mit dem Blut von Menschen errichtet worden war – und zwar nicht nur metaohrisch .
    Die Reise, anders konnte Sissi den Weg durch die Hofburg nicht beschreiben, dauerte Stunden. Franz-Josef wurde von Dutzenden Höflingen angesprochen, größtenteils unterwürfig, teilweise sogar ein wenig vorwurfsvoll. Besonders sein Leibdiener Ludwig wirkte verkniffen in seiner Freundlichkeit. Sissi wurde niemandem vorgestellt, obwohl alle sie verstohlen

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