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SISSI - Die Vampirjägerin

SISSI - Die Vampirjägerin

Titel: SISSI - Die Vampirjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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er, wie einer der wilden Vampire ihm entgegenlief.
    Franz-Josef warf die beiden Stuhlstapel rechts und links um und riss die Tür auf. Blinde Vampire stolperten über die Stühle, prallten mit anderen zusammen und stürzten.
    »Lasst ihn gehen«, sagte Seine Eminenz. »Er hat seine Entscheidung getroffen, so wie ihr auch.«
    Franz-Josef schloss die Tür hinter sich. Sissi wartete im Gang auf ihn. Das Licht einer Kerze erhellte ihr Gesicht. Franz-Josef schlug sie ihr versehentlich aus der Hand, als er nach ihrem Arm griff. »Komm!«
    »Ich kann nichts sehen.«
    Einen Moment lang tauchten leere Augenhöhlen in Franz-Josefs Vorstellung auf. Er schüttelte sich, hob Sissi hoch und lief mit ihr auf den Armen den Gang entlang. Er fand Treppen, die nach oben führten, und folgte ihnen bis zu einer Tür, die er mit einem Tritt aufstieß.
    Über ihm erstreckte sich ein sternenklarer, kalter Nachthimmel. Sie befanden sich auf dem Dach der Hofburg. Es hatte aufgehört zu schneien.
    Franz-Josef ließ Sissi los. Sie umarmte ihn, er küsste sie.
    »Danke«, sagte er leise.
    Sie löste sich aus seiner Umarmung. »Was war das nur für ein schrecklicher Kerl?«, fragte sie. »Und die ganzen Vampire … ihre Augen. Was …«
    »Er«, unterbrach Franz-Josef sie, »ist unser Herr, unser Kaiser.«
    »Ich dachte, das wärst du.«
    »Nein, ich bin das nur in den Augen der Menschen.« Er trat an den Rand des Dachs. Unter dem dicken weißen Schnee wirkten die Gärten leblos wie ein Gemälde.
    »Und was meinte dieser Kaiser, als er sagte, du hättest deine Entscheidung getroffen?«
    Franz-Josef hob hilflos die Schultern. »Ich weiß es nicht.« Er wünschte sich, Sissi hätte geschwiegen und ihm Zeit zum Nachdenken gegeben, aber sie ließ nicht locker.
    »Du solltest dir die Augen herausreißen, aber du weißt nicht, wofür?«, fragte sie. Ihre Stimme klang aufgekratzt. »Wie ist das möglich?«
    Franz-Josef fuhr herum. »Weil mir niemand je etwas sagt!« Die Heftigkeit seiner Reaktion schien Sissi zu überraschen. Sie wich einen Schritt zurück.
    »Sophie und Karl machen die Politik unter sich aus. Sie würden eher Ferdinand um seine Meinung bitten als mich.«
    »Aber sie haben dich doch zum Kaiser gemacht, oder?«
    »Aus Respekt vor meinen Vater.« Franz-Josef trat in einen Schneehaufen. Flocken stoben auf wie weiße Funken aus einem Feuer. »Er war jeder französische König, von dem du in den letzten dreihundert Jahren gehört hast, außer Ludwig dem Sechzehnten. Ich wollte ihm nacheifern, ich wollte …«, er breitete die Arme aus, versuchte Worte für das zu finden, was er ausdrücken wollte, »… etwas von diesem Respekt auch für mich. Karl war dagegen, mich zum Kaiser zu ernennen, einige andere auch, aber Sophie setzte sich durch, wahrscheinlich, weil sie wusste, dass ich mich nie gegen ihren Willen auflehnen würde.«
    Sissi öffnete den Mund, sicherlich, um ihm zu widersprechen, aber er ließ es nicht zu. Sie hatte das Recht, die Wahrheit über ihn zu erfahren, nun, da er bereit war, sie sich selbst einzugestehen.
    »Und weißt du was? Sie lag richtig. Ich wollte zwar Kaiser sein, aber als Sophie mir am Tag meiner Krönung die Aktenberge auf dem Schreibtisch zeigte und von Leuten redete, deren Namen ich noch nie gehört hatte, sagte ich: ›Was soll ich tun?‹ Nicht: ›Erkläre es mir‹, sondern: ›Was soll ich tun?‹ In diesem Moment war es bereits vorbei.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Seine Haut war so kalt wie die Nacht. »Sieh mich doch nur an. Ich bin schwach, Sissi, sogar zu schwach, um mir die Augen herauszureißen.«
    Sie berührte seinen Arm. »Ich halte das nicht für ein Zeichen von Schwäche.«
    »Wenn man es aus Angst nicht tut, dann schon. Es war eine Prüfung und ich habe versagt – als Einziger.«
    Er ließ sich von Sissi in die Arme nehmen, erwiderte ihre Berührung jedoch nicht. »Sei nicht so hart zu dir«, sagte Sissi leise. »Du hast so viel Zeit, dich zu ändern, wenn du es willst, mehr als die meisten.«
    Franz-Josef lächelte unwillkürlich, als ihm klar wurde, wie sehr sie sich um eine diplomatische Antwort bemühte. »Du stimmst mir also zu«, sagte er.
    Ihre Augen weiteten sich. »Nein, natürlich nicht. Ich halte dich nicht für schwach.« Sie zögerte. »Aber ich glaube, dass du dich mehr um deine Staatsgeschäfte kümmern solltest und … ich weiß, dass Leute dir Dinge verheimlichen.« Sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen. »Ich habe dir zum Beispiel etwas verheimlicht.«
    Oh

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