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Sister Sox

Titel: Sister Sox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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hoch.
    – Ist dir klar, was du anrichtest mit dem Geheule? In Kürze haben wir die ganze Meute auf dem Zimmer. Und dann bleibt es nicht bei einer Leiche. Tu mir den Gefallen und nimm dich zusammen.
    Olga nickte. Sie stand auf und holte sich Taschentücher aus dem Schränkchen über dem Waschbecken. Sie befeuchtete eines und betupfte ihr eyelinerverschmiertes Gesicht. Sie schaute in den Spiegel und vermied es, mich anzugucken.
    – Sascha war hier. Ist aber immer wieder abgehauen, wenn sie ein paar Euro in der Tasche hatte. Aber sie war ziemlich auf Drogen und brauchte viel. Damit hatten sie Sascha am Haken. Die musste ja wieder zurück und die übelsten Jobs hier machen.
    Ich wollte das gar nicht so genau wissen. Was ein übler Job in diesem Gewerbe ist, war mir vollkommen klar.
    – Aber Pia, ihre Freundin, hast du nicht gesehen?
    – Bestimmt nicht. Ist sie deine Tochter?
    – Nichte.
    – Aber du weißt, dass sie ihnen in die Hände gefallen ist.
    – Du hast das Bild doch gesehen. Wie läuft das denn?
    – Was?
    – Das Anwerben.
    Olga brach wieder in Tränen aus, heftiger als vorher. Ich legte meinen Arm um sie. Sie fiel mir um den Hals und heulte an meiner Brust. Klar war das laut, aber da war nun wirklich nichts zu machen. Ich tätschelte ihren Rücken, denn ein wenig Trost und Zuneigung können wir doch alle gut gebrauchen. Nach einer Weile löste sie sich von mir. Sie besah sich im Spiegel. Mit Taschentüchern war es diesmal nicht getan. Olga wusch sich das Gesicht und trocknete sich mit einem Handtuch ab. Ihre Augen waren rot geweint und ihr Gesicht rot gerubbelt. Ungeschminkt sah sie wie ein kleines Mädchen aus.
    – Ein Problem gibt es immer. Oder sie hängen dir eines an. Bei mir war es so, dass ich in Deutschland arbeiten wollte. Zwei Jahre vielleicht, weil wir ziemlich dringend Geld brauchten. Du wirst von einer Agentur angeworben, unterschreibst Verträge und hast dann schon jede Menge Schulden. Für Fahrt, Visum, Vermittlung – was weiß ich noch alles. Irgendwo an der Grenze weitab von zu Hause wirst du dann erst mal festgehalten und auf deinen Job vorbereitet. Sie schlagen dich, vergewaltigen dich, sperren dich ein. Sie drohen dir, dass sie dich daheim als Nutte anschwärzen. Oder deinen Eltern was antun. Nach zwei, drei Wochen bist du dann so weit.
    – Und warum verschwindest du hier nicht einfach?
    Olga guckte mich mit großen Augen an.
    – Ich habe kein Geld, keinen Pass, kein Visum. Zum Anziehen nur das, was ich am Leib trage.
    – Trotzdem, das kann doch nicht sein, dass du dich hier einsperren lässt.
    – In zwei Monaten habe ich meine Schulden abgearbeitet …
    Wahnsinn! Wie konnte sie nur annehmen, dass die sie einfach ungeschoren gehen lassen würden. Um dann beim nächsten Revier auszupacken.
    – Das glaubst du doch nicht im Ernst?
    Olga stand da. Ein einziges Häufchen Elend. In ihrem Gesicht zuckte es bereits wieder.
    – Was soll ich denn tun? Was soll ich denn bitte nur tun?
    Die Antwort erübrigte sich. Denn plötzlich ging alles sehr schnell. Krachend wurde die Tür aufgetreten. Rattelhuber brach ins Zimmer herein. Die Knarre hatte er schon im Anschlag. Hinter ihm stand ein kleinwüchsiger, aber bulliger Kerl mit den Idealmaßen eines Panzerschranks, der mit einem Schlagring bewaffnet war. Seine Statur erinnerte mich an den tätowierten Schwanzträger aus dem Porno.

26
    Olga schrie auf und versteckte sich hinter dem Bett. Rattelhuber beachtete sie gar nicht.
    – Habe ich mir doch gedacht, dass das Geflenne hierdrinnen nicht normal ist. Schleicht sich diese hinterfotzige Drecksau noch einmal ein.
    Von Olga war nur ein leises Wimmern zu hören.
    – Filz ihn, wies Rattelhuber seinen vierschrötigen Zwerg an.
    Er trat an mich heran und tastete mich ab. Triumphierend zog er meinen Totschläger aus dem Hosenbund.
    – Her damit, sagte Rattelhuber.
    Rattelhuber besah das Teil und wog es in seiner Hand.
    – Sauber.
    Dann kam er näher.
    – Schulden begleichen, Bürscherl. Eine Spiegelwand: elfhundert Euro!
    Er fasste den Totschläger oben an, wahrscheinlich wollte er meinen Schädel nicht gleich auf Anhieb zertrümmern.
    – Darüber unterhalten wir uns noch.
    Da holte er aus und zog mir mit dem Griff des Totschlägers eine über. Mitten in das Gesicht. Ich spürte einen brennend schmerzhaften Striemen sich aufwölben. Blut sickerte herunter, Augenbrauen und Lippen waren aufgeplatzt. Mein linkes Lid schwoll zu, aber auch mit nur einem Auge besehen verlor Rattelhubers Fresse

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