Sisters of Misery
nebenan eine Melodie vor sich hin, die Maddie nicht kannte.
»Trevor Campbell. Ich hab dich heute nach der Schule mit ihm durch den Gang schlendern sehen.«
»Ach der. Blonde Haare, blaue Augen, ziemlich niedlich. Der heiÃt also Trevor? Hmm ⦠der Name passt irgendwie zu ihm. Wieso, was ist mit dem?«, fragte Cordelia, die sich offensichtlich mehr für die Schullektüre interessierte - Kurzgeschichten von Edgar Allan Poe - als für ein Gespräch über Jungs.
»Na ja, also eigentlich ist er mit Kate zusammen, und zwar schon seit einer halben Ewigkeit.«
»Oh Gott, der Arme.«
»Absolut«, lachte Maddie. »Aber jetzt mal im Ernst, er ist ja
sehr süÃ, aber an deiner Stelle würde ich mich nicht mit ihm einlassen. Der Typ ist mit Vorsicht zu genieÃen.«
Cordelia brach in hysterisches Lachen aus. »Mich mit ihm einlassen? Oh bitte! Ich würde mich niemals mit einem Typen einlassen, der genauso alt ist wie ich. Ich meine, er ist ganz okay, glaub ich zumindest, aber â¦Â«
»Ach so ⦠Tut mir leid. Ich dachte nur, dass â¦Â«
»Wie kommst du überhaupt darauf, zu glauben, mir so etwas sagen zu müssen?«, unterbrach Cordelia sie. »Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen. Konnte ich schon immer.«
»Natürlich, klar. Es sah nur so aus, als â¦Â«
»Was? Als hätte ich mit ihm geflirtet? Und was wäre so schlimm daran?« Plötzlich grinste sie und legte ihr Buch zur Seite. »Jetzt kapier ich. Eigentlich geht es hier um Kate, oder? Sie ist ausgeflippt, als sie gesehen hat, wie ihr hübscher kleiner Freund mir heute im Gang wie ein Hündchen nachgelaufen ist, hab ich recht? Und du spielst jetzt die Botin Ihrer königlichen Hoheit, ist doch so, oder?«
»Quatsch. Ich bin nicht ihre Botin«, regte Maddie sich auf. »Ich finde nur, dass du dir keinen Gefallen damit tust, wenn du Kates Zorn auf dich ziehst. Hey, du hast heute gerade mal deinen ersten Schultag gehabt, und glaub mir, du hast bestimmt keine Lust, Kate von ihrer schlechten Seite kennenzulernen.«
»Willst du damit etwa sagen, dass es auch noch eine gute Seite an ihr gibt? Komisch, das hätte ich gar nicht gedacht«, erwiderte Cordelia mit ironischem Unterton. »Hör zu, Maddie, um mich musst du dir keine Sorgen machen. Wie ich vorhin schon sagte, kann ich bestens auf mich selbst aufpassen. Aber du solltest dringend aufhören, dir den Kopf darüber zu zerbrechen, was andere Leute denken oder sagen könnten.«
»Tu ich doch gar nicht!«
»Wie auch immer.« Cordelia lächelte. »Trevor Campbell ist
sowieso nicht mein Typ. Ich stehe auf richtige Männer ⦠Sein älterer Bruder, Mr Campbell, der ist schon eher was für mich. Wie heiÃt noch gleich dieser Song von Van Halen - âºHot for Teacherâ¹? Könnte genau mein Motto sein. Und jetzt wo ich weiÃ, dass es hier heiÃe Konkurrenzkämpfe gibt â¦Â« - in ihre blauen Augen trat ein Funkeln - »⦠könnte ich mir vorstellen, dass das ziemlich lustig wird.«
Reed Campbell verdankte seinen Beinamen »Sexiest Teacher Alive« der Tatsache, dass er mit seinem erst vor Kurzem erworbenen Collegeabschluss noch verdammt jung war und immer noch genauso fantastisch aussah wie zu der Zeit, als er selbst auf die Hawthorne Academy ging und zum beliebtesten, bestaussehenden und erfolgreichsten Schüler seines Abschlussjahrgangs gewählt worden war. Alle Mädchen schwärmten für ihn, sogar Maddie. Aber auÃer Cordelia war es bis jetzt noch keiner gelungen, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Maddie wusste nicht, ob es ihre Reife, ihre feenhafte Schönheit oder ihre Leidenschaft für Literatur war, die Cordelia zum Inbegriff einer Lieblingsschülerin machten.
»Wussten sie, dass seit heute König Lears Lieblingstochter mitten unter uns in diesem Klassenzimmer sitzt? Und wo sie schon mal da ist, finde ich, dass sie uns ein klein wenig über sich erzählen sollte«, sagte Mr Campbell, als Cordelia das erste Mal an seinem Unterricht teilnahm, setzte sich lässig auf seinen Tisch und blickte Cordelia mit einem erwartungsvollen Lächeln an. Maddie hätte schwören können, dass ihre Cousine errötete, obwohl sie normalerweise nicht leicht in Verlegenheit zu bringen war.
»Wovon redest du, Reed?«, fragte Kate genervt.
Mr Campbell sah sie stirnrunzelnd an, sein Lächeln
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