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Sisters of Misery

Titel: Sisters of Misery Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Kelley Hall
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empfangen hatte. Die Gabe, gewisse Dinge sehen zu können. Nicht so klar und deutlich wie eine Vision, die sich so realistisch wie ein Film im Kopf abspielte. Es war eher ein … Gefühl. Eine Vorahnung.

    Rebecca und Cordelia hatten diese Gabe angenommen, sie zu einem natürlichen Bestandteil ihres Lebens gemacht, im Gegensatz zu Abigail, die sie verleugnete. Wenn die Gabe tatsächlich etwas mit Hexenkunst zu tun hatte, dann in ihrer reinsten und ungefährlichsten Art. Sie schloss die Kräuterheilmittel in »Rebeccas Kästchen« und ein von Respekt und Einvernehmen geprägtes Verhältnis zur Natur und den Elementen ein. Sie fand ihren Ausdruck im nächtlichen Schwimmen im Meer, im Bad im Mondlicht, in der Suche nach Feenzirkeln oder im Lauschen des Wisperns der Bäume. Sie bedeutete, dass man sich in seinen Entscheidungen von Kristallen, den symbolischen Mustern von Teeblättern in einer Tasse und von Runensteinen leiten ließ. Und wenn dies alles besagte, dass sie eine Hexe war, würde sie sich nicht länger dagegen wehren.
    Vielleicht wusste sie ganz tief in ihrem Inneren, auf einer unbewussten Ebene, was mit Cordelia geschehen war. Vielleicht musste sie nur herausfinden, wie sie an dieses Wissen gelangte, musste ihre Gedanken bündeln, Struktur in die Erinnerungs- und Traumfetzen bringen, um zu wissen, was in jener Nacht wirklich passiert war.
    Und wenn die Ereignisse auf Misery Island zu schrecklich waren, um sich daran zu erinnern?
    Maddie las noch einmal nach, was sie während der letzten Monate in ihrem Traumtagebuch notiert hatte.
    Ich renne. Ich träume, dass ich renne. Spüre die kalte harte Erde unter meinen nackten Füßen. Gestrüpp peitscht gegen meine Beine, versucht, mich zum Stolpern zu bringen. Schweiß strömt über meine zerschrammte und zerkratzte Haut. Wo renne ich hin? Vor wem laufe ich weg? Ich falle. Der Boden klammert sich an mich, will mich nicht mehr loslassen. Überall Schreie. Feuer. Gelächter.

    Du musst leise sein, sage ich mir. Sie dürfen dich nicht hören. Dürfen sich nicht nach dir umdrehen. Sie wollen, dass ich fliehe, damit sie beginnen können. Sie warten nur darauf, dass ich fort bin.
    Wer wartet?, frage ich mich.
    Sie.
    Bald werden die Jungs da sein. Ich kann ihr heiseres Gelächter und Geflüster hören.
    Jetzt wird sie dafür bezahlen. Jetzt wird es ihr leidtun.
    Schlampe.
    Im Kreis, alle laufen im Kreis.
    Feuer.
    Die Hexe soll brennen!
    Ich schüttle die Blätter und Zweige aus meinen Haaren, stehe auf und gehe zum Ufer hinunter. Es verschwimmt vor meinen Augen.
    Es ist Zeit für das Wasserritual …
    Wohin gehe ich? Warum laufe ich fort?
    Sie wollen auch mich töten. Ich möchte nicht sterben.
    Tu, was du willst, so soll sein das ganze Gesetz!
    Maddie wollte das Tagebuch gerade zuklappen, als ihr etwas weiter hinten eine mit einem Eselsohr markierte Seite auffiel. Sie erstarrte vor Schreck. Das konnte nicht von ihr stammen, niemals hätte sie ein Eselsohr in eine Seite ihres Tagebuchs gemacht. Cordelia hatte das ständig getan und sie damit immer wieder zur Weißglut gebracht - deswegen hatte sie ihr auch nie eines ihrer Lieblingsbücher ausgeliehen. Sie blätterte zu der Seite und fand dort zu ihrer Verwirrung ein ihr unbekanntes Zitat:
    Manchmal beglückwünschen wir uns im Moment des Erwachens geradezu, einem bösen Traum entronnen zu sein.

    Vielleicht wird es uns genauso im Moment nach dem Tod ergehen.
    Nathaniel Hawthorne
    Ein eiskalter Schauer durchrieselte sie, als sie die Worte las, von denen sie sich nicht erinnern konnte, sie in ihr Tagebuch geschrieben zu haben, und die nicht in ihrer Handschrift notiert waren.

19
    SPIEGELVERKEHRTES EHWAZ

    PFERD
    Â 
    Unruhe, Misstrauen, Hilflosigkeit,
Fluchtgedanken
    Â 
    Â 
    Â 
    Ich kann deine Umrisse hinter den Vorhängen deines Fensters sehen. Was ist es nur, das euch Mädchen mitten in der Nacht umtreibt? Du und ich, wir sind die Einzigen, die so spät noch wach sind. Genau wie Cordelia. Ich frage mich, was du weißt, was du herausfinden wirst. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Wahrheit ans Licht kommt. Ob du mich wohl zur Rede stellen wirst, wenn du sie kennst?
    Warum muss ich weiter leiden? Nichts wird jemals wieder so sein, wie es einmal war. Damals, als ich wenigstens noch eine gewisse Kontrolle über mein Leben hatte. Ich sehe, wie du Nachforschungen anstellst. Wie du unaufhörlich

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