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Sitzen vier Polen im Auto: Teutonische Abenteuer (German Edition)

Sitzen vier Polen im Auto: Teutonische Abenteuer (German Edition)

Titel: Sitzen vier Polen im Auto: Teutonische Abenteuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Tobor
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kam.
    »Hmm?«, murmelte Damian mit flatternden Lidern.
    »Was sagen Sie denn als Künstler dazu? Was sagen Sie dazu, dass unsere Toiletten durch vulgäre Schmierereien verunstaltet werden?« Er sah ihm vielsagend auf die von Farbspritzern befleckten Finger.
    »Fragen Sie Falsche!«, lachte Dorota. »Hatte mein Mann in Polen unser Klo gemacht, was aussah wie Sixtinische Kapelle!«
    Der kleine Stalin riss seine Augen so weit auf, dass ich dachte, sie springen gleich raus. »Lux!«, setzte Dorota bekräftigend hinzu.
    »Ich danke Ihnen für den kulturell sicher bedeutsamen Beitrag«, räusperte sich der kleine Stalin, »aber nun zurück zu der Frage, wie das Verhalten unserer Putzdienst verweigernden Freundin zu bestrafen ist.«
    »Ich weiß!«, rief Frau Dutt, die aufgestanden war, um sich selbstbewusst die Fäuste in die Hüften zu stemmen. »Fleischentzug. Als Fleischverkäuferin habe ich damals jeden so bestraft, der mir krumm kam. Wurst unter die Theke und fertig. Ham wir nicht.«
    »Ich möchte Sie keineswegs kränken«, unterbrach der kleine Stalin, »aber wir leben nicht mehr in der Wirtschaftskrise. Die Zeiten Ihrer Autorität sind vorbei.«
    »Dann klauen wir ihr einfach die Wurst aus dem Kühlschrank!«, beharrte Frau Dutt. Frau Wihajster sprang auf: »Ach, Sie sind der Wurstdieb! Und ich hatte schon die armen Leute aus der DDR verdächtigt!«
    »Herrschaften, Herrschaften! Bitte beruhigen Sie sich!« Der kleine Stalin kämpfte gegen das immer lauter werdende Gemurmel an. »Eins nach dem anderen. Zunächst müssen wir eine Strafe für unsere Verweigerin beschließen. Was würden Sie als Lehrerin denn dazu sagen?« Er zeigte auf meine Mutter, die erschrocken zusammenzuckte.
    »Nun, sozialistischer Pädagogik zufolge sollten wir das Problem gemeinsam lösen«, sagte sie unsicher. »Frau Schinken darf nicht aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Und das bedeutet, dass wir entweder alle bestrafen oder niemanden.«
    »Sehr schön, sehr schön, Frau Magister«, sagte der kleine Stalin. »Endlich haben wir etwas, worüber wir abstimmen können.«
    »Entschuldigung«, sagte Frau Dutt wieder. »Wenn ich mir erlauben dürfte, zuvor ein Wort über die DDR -Bürger zu verlieren …«
    Der kleine Stalin nickte ermutigend.
    »Ich und mein Mann wohnen nun seit zwei Wochen mit dieser schrecklichen Frau und ihrem Kind zusammen, Sie alle wissen, wen ich meine … die dederówka , die jeden Tag ihren Kassettenrekorder in der Küche aufstellt und die ganze Baracke mit Staumeldungen beschallt. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich nach dem Sanatorium sehne, Herrschaften. Ich weiß nicht, wozu ich fähig sein werde, wenn ich mit dieser Frau auch nur einen Tag länger unter einem Dach leben muss.«
    »Da hätte ich vielleicht eine Idee«, sagte Frau Nagelfeilchen gutmütig lächelnd. »Wie ich verstanden habe, teilen Sie und Ihr Mann sich ein Zimmer mit der dederówka und ihrem Kind. Und ich als Alleinstehende mit meinem Kleinen wohne mit der anderen Hälfte dieser Familie in einem Zimmer. Was halten Sie davon, wenn ich bei Ihnen einziehe und die DDR -Familie so ein eigenes Zimmer bekommt? Wäre das nicht besser für alle Beteiligten?«
    Frau Dutt starrte Frau Nagelfeilchen mit offenem Mund an.
    »Haben das alle gehört?«, rief sie empört durch den Raum. »Die scheint zu denken, dass sie mir einfach so den Mann ausspannen kann!«
    »Glaub ich, wird Zeit für Drrrink …«, sagte Frau Ogórkowa und verließ voller Tatendrang den Raum.
    »Meine Liebe, ich glaube, Sie haben mich falsch verstanden«, versuchte Frau Nagelfeilchen die Situation zu retten. »Ich will nichts von Ihrem Gatten.«
    »Ach wirklich? Jemand, der rumläuft wie Sie, mit Dekolleté bis zum Bauchnabel, ist nicht hinter anderer Weiber Männern her? Wem wollen Sie solche Märchen erzählen, Frau! Ich lebe seit über fünfzig Jahren auf dieser Welt!«
    »Meine Liebe …« Frau Nagelfeilchen war bemüht, die Tränen zu unterdrücken, die in ihrer Stimme zitterten. »Ich wollte nichts anderes, als Ihnen zu helfen. Ich bin fünfundzwanzig. Was sollte ich von Ihrem Mann wollen?«
    »Ganz recht!«, schaltete sich nun die alte Wihajster ein. »Der hat doch kaum noch Zähne im Mund. Eine Frechheit, diesem reizenden Wesen einen solchen Geschmack zu unterstellen!«
    Frau Dutt blähte die Nüstern wie ein erhitzter Bulle.
    »Was fällt Ihnen ein, Sie alte Vettel! Mein Achim ist ein guter Mann.« Sie streifte sich einen Latschen vom Fuß und schickte sich

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