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Sitzen vier Polen im Auto: Teutonische Abenteuer (German Edition)

Sitzen vier Polen im Auto: Teutonische Abenteuer (German Edition)

Titel: Sitzen vier Polen im Auto: Teutonische Abenteuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Tobor
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jetzt die Augen geschlossen hatte und sich das Gesicht von der Sonne wärmen ließ.
    »Ich bleibe, bis Paweł eine Arbeit findet und ihr eine Wohnung bekommen habt.«
    In der kommenden Woche setzte Oma ihre Ordnungsmaßnahmen in der Baracke fort, indem sie den schwierigsten Bewohnern ganz besondere Lektionen erteilte. Die meisten Probleme ließen sich einfach lösen. Die Frau, die sich weigerte, das Bad zu putzen, wurde von Oma darin eingeschlossen, bis sie ihre Pflicht erfüllt hatte, und Frau Ogórkowa genügte schon ein herablassender Augenaufschlag von Oma, um sich zu trollen, wenn sie unerwünscht war.
    Den Konflikt mit der Ostdeutschen, die jeden Tag die Küche und alle benachbarten Räumlichkeiten mit Staumeldungen beschallte, legte Oma bei, indem sie in der Flurnachbarschaft fünf Leute überredete, der rücksichtslosen Tonmeisterin mit ihren eigenen Radios Gesellschaft zu leisten. Ost- und Westschlager, Pop- und Volksmusik, Verkehrsnachrichten und Werbejingles verschwammen an diesem Tag zu einer Kakophonie, bis die Botschaft von der begriffsstutzigen Frau endlich verstanden wurde.
    Ein junger Russe, der sich mehrere Male einen Spaß daraus gemacht hatte, sich eine Gorillamaske aufzuziehen und zu Tode erschrockene Kinder über den Flur zu jagen, erlebte sein blaues Wunder, nachdem es Oma gelungen war, ihm die Maske zu entwenden. In einer nebligen Nacht, als Oma aus dem Fenster blickte und den Russen in seinem Auto sah, wo er mit seiner Angetrauten knutschte, stülpte sie sich selbst die Gorillamaske über den Kopf und schlich sich leise heran, bevor sie mit einem Satz auf die Windschutzscheibe sprang und aus schwarzen Affennüstern Atemwolken schnaubte. Der Schrei des Mädchens drang so laut und schrill durch die Nacht, dass einige in banger Erwartung eines Horror-Massakers in Nachthemden und Pyjamas ins Freie liefen. Vor weiteren Angriffen durch Gorillas sicher, konnten die Kinder endlich wieder in Ruhe schlafen.

22.
Der große Regen
    Wie jeden Mittwochnachmittag saß ich im Förderunterricht und lernte mit den anderen Aussiedlerkindern und Sonderfall Dominik die Regeln der deutschen Grammatik. Die schwarze Wolke, die schon den ganzen Tag mit Regen gedroht hatte, war über der leeren Schule zusammengebrochen, und nun goss es in Strömen. Weil der gegen die Schulmauern gewehte Regen einen solchen Lärm veranstaltete, beschäftigte Frau Sonnenschein uns mit Stillarbeit. Aus dem Fenster beobachtete ich, wie die Beine der Klettergerüste langsam in einer plätschernd aufgeschäumten Lache ersoffen, und atmete wohlig auf, als mir einfiel, dass ich mit Papa eine Vereinbarung getroffen hatte: Sollte ich nach der Schule einmal von Platzregen überrascht werden und mein Regenschirm zu Hause liegen, würde ich zum grünen Häuschen laufen, da, wo sonst die Schulbusse hielten. Dort würde ich auf Papa warten, bis er mich mit dem Auto abholen kam.
    Als der Förderunterricht um Viertel vor vier vorüber war, wartete ich also nicht mit den anderen Kindern darauf, dass es aufhören würde zu regnen, sondern zog mir sofort den Jackenkragen über den Kopf und lief los.
    Unter dem Dach des grünen Häuschens stand außer mir niemand, da alle Schulbusse bereits am frühen Nachmittag abgefahren waren. Ich stellte mich unter und blickte auf die menschenleere Straße. Auf der anderen Seite, durch einen Schleier aus heftigem Regen, entdeckte ich plötzlich Dominik, der auf das Wartehäuschen zulief. Ich wurde nervös. Warum war er mir gefolgt? Wollte er mir wieder etwas wegnehmen? Oder etwas zurückgeben, das er mir unbemerkt weggenommen hatte? Seit er mit den Aussiedlerkindern den Förderunterricht besuchen musste, hatte er nicht mehr gewagt, mich zu beschimpfen. Was aber nicht bedeutete, dass er seither nett zu mir gewesen wäre.
    Dominik stellte sich neben mir unter, ohne ein Wort zu sagen. Dicke Tropfen rutschten von seinen Haarsträhnen, fielen von seiner Nasenspitze, kullerten ihm übers Kinn. Seinen dunkelblauen Ranzen, der anders als meiner so ausgebeult und abgewetzt war, als hätte er schon eine ganze Schullaufbahn hinter sich, ließ er nur über eine Schulter hängen.
    »Wann kommt der Bus?«, fragte er fordernd.
    Ich wusste nicht, wie ich es Dominik sagen sollte. Ich wartete auf meinen Vater, nicht auf einen Bus. Es tat mir leid, dass er mich hier gesehen und falsche Schlüsse daraus gezogen hatte. Ich wollte ihn mit meiner Antwort auch nicht wütend machen. Also zuckte ich nur entschuldigend mit den Schultern. Etwa

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