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Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute

Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute

Titel: Sizilien - eine Geschichte von den Anfaengen bis heute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Reinhardt , Michael Sommer
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Insel eine aragonesische Provinz ohne eigenen Herrscher und Hof und stattdessen mit vielen fremden Steuereinnehmern – oder diese wurde an die Anjou zurückverkauft. Solche Verhandlungen führte nämlich Peters Nachfolger Jakob II. mit König Karl II. in Neapel und Papst Bonifaz VIII. in Rom. Bevor diese zum Abschluss gelangten, nahmen die sizilianischen Barone die Sache selbst in die Hand: Sie ließen Jakobs jüngeren Bruder Friedrich, der in Sizilien aufgewachsen war, als dritten seines Namens zum König ausrufen. Seine vierzigjährige Regierungszeit war von Auflösungserscheinungen, ja Anarchie gekennzeichnet.
    Dazu trugen die Kriegszüge beider Seiten wesentlich bei. Da der Adel immer weniger bereit war, für die militärisch unergiebigen, auf Verwüstung des angegriffenen Territoriums und Ermüdung des Gegners zielenden Expeditionen, die weder viel Beute noch Prestige versprachen, ihr Leben zu riskieren, mussten diese in steigendem Maße mit Hilfe von Söldnerkontingenten ausgetragen werden – auch das, ebenso wie die Folgen, ein gesamtitalienisches Desaster. Denn so ernährte sich der Krieg nicht nur von der Substanz des Gegners, sondern auch aus dem eigenen Land. Die aus England, Frankreich und Deutschland stammenden Kompanien unter der Führung skrupelloser Abenteuer ließen sich nämlich, einmal ins Land gerufen, kaum noch vertreiben und führten in Ermangelung zahlungskräftiger Auftraggeber Krieg auf eigene Rechnung. Noch zerstörerischer wurden die Auseinandersetzungen auf der Insel dadurch, dass |121| die Anjou mit der mächtigen Adelsfamilie Chiaramonte einheimische Anhänger fanden, die den Krieg gegen die aragonesische Dynastie selbständig weiterführten. Der Konflikt zwischen zwei Dynastien wurde so zum innersizilianischen Bürgerkrieg, mit der Folge, dass ganze Landstriche entvölkert wurden. Vor diesem Hintergrund kamen religiöse Bewegungen auf, die das nahende Weltenende ankündigten, zu Buße aufriefen und zugleich auf die Niederringung des Antichristen und den Anbruch des Millenniums, der seligen tausend Jahre vor dem Jüngsten Gericht, hofften. Diese vom Papsttum als ketzerisch verurteilten Strömungen wurden nicht nur von einzelnen Adelsfamilien, sondern auch von der Monarchie gefördert, was eine Verständigung mit Rom und Neapel weiter erschwerte.
    So kam eine Lösung erst neunzig Jahre nach der „Sizilianischen Vesper“ zustande. 1372 bestätigten Königin Johanna von Neapel und Papst Gregor XI. die Eigenständigkeit der sizilianischen Monarchie, allerdings mit der Einschränkung, dass der dort regierende Friedrich IV. von Aragón nicht diesen Titel führen dürfe, sondern sich (nach einer alten Bezeichnung der Insel) „Rex Trinacriae“ nennen müsse. Bei seinem Tod fünf Jahre später hinterließ der „König von Trinakrien“ nur eine unmündige Tochter namens Maria, für die drei Vikare aus den mächtigsten Adelsfamilien der Insel die Vormundschaft übernahmen – naturgemäß eine Zeit der Selbstbedienung für die hohe Aristokratie. Maria wurde 1390 nach Barcelona entführt, wo sie mit einem Enkel des Königs von Aragón namens Martin verheiratet wurde, der bis 1412 als schattenhafter König der Insel figurierte. Unter seiner nominellen Oberhoheit wurden alle Weichenstellungen von Aragón aus vorgenommen. Parallel dazu wurden immer mehr nordspanische Adelsfamilien auf Kosten der einheimischen Aristokratie mit großen Besitzungen belehnt. Widerstand dagegen wurde zwar im Parlament laut, doch konnte sich die einheimische Aristokratie auch jetzt nicht auf ein koordiniertes Vorgehen verständigen. So war es nur logisch, dass es nach dem Tode Martins I. im Jahre 1412 auch mit dem letzten Schein der Selbständigkeit ein Ende hatte. Der Titel ging an seinen Vater Alfons über, der als einer der mächtigsten Herrscher Europas nicht nur Nordspanien regierte, sondern in jahrzehntelangen Kämpfen auf dem süditalienischen Festland auch die Anjou vertrieb und 1442 Neapel und seine Krone eroberte. Sizilien gehörte wieder einmal einem der
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der europäischen Politik, in dessen weitgespanntem Imperium es erneut zum Nebenland absank. Denn Alfons verlegte, zum Entsetzen der aragonesischen Barone, zwar seinen Regierungssitz aus der Heimat in das neu gewonnene Königreich, doch nicht nach Palermo, sondern ins verhasste Neapel.

|123| XI  Am des Rand spanischen Imperiums
    Dadurch mussten sich die stolzen sizilianischen Barone gedemütigt fühlen, doch ansonsten konnten sie sich

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