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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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meint. Danach faselt er irgendwas auf Italienisch, und ich hechele von einem Orgasmus zum nächsten, komme wieder und wieder. Nach kurzer Zeit bin ich so entrückt und erschöpft, dass es eine Erleichterung ist, als er schließlich abspritzt und dabei »Avanti!« ruft.
    Wir halten uns eng umschlungen, schwitzend und nach Luft japsend. Ich bin recht froh, dass er mein Arschloch vergessen hat – auch wenn es nur daran liegt, weil er gerade an sein eigenes oder an das Skag denkt.

Skaggirl
    I n Richtung des Loch Lomond and The Trossachs Nationalparks liegen weiche Kissen aus Schnee auf der Landschaft. Sie wirken wie vom Himmel gefallene Wolken und überziehen sowohl die Bergspitzen als auch die Dächer der Häuser guter Bürger mit winterlichem Weiß. Einige Fenster werden bereits von den Lichtern der Weihnachtsbäume in den Wohnzimmern erhellt. Aus ihrer Zelle im Frauengefängnis sieht Janey Anderson den großen Schneeflocken bei ihrer Reise zur Erde zu und wünscht sich, noch mehr davon sehen zu können. Der Schnee hat ihr schon immer gefallen. Was für eine Art Weihnachtsfest wird ihr aber nun bevorstehen?
    Janey wird etwas lebendiger, als sie aus ihrer Zelle auf den Flur tritt und sich in eine Schlange mit anderen Gefängnisinsassinnen einreiht. Angeführt wird der Treck von einer Uniformierten, die den Zug an jeder Tür anhält, um aufzuschließen. Als sie schließlich im Besucherraum ankommen, setzen sich die Frauen an die in präzise ausgerichteten Reihen aufgestellten Tische. Nach ein paar Minuten werden die Besucher in den Raum geführt. Maria ist auch dabei. Mit einem verkrampften Lächeln nimmt sie ihre Mutter zur Kenntnis und geht auf deren Tisch zu.
    Auch wenn Janey Anderson noch nicht lange hier ist, so hat sie doch schon verstanden, dass das Frauengefängnis sowohl ein Hafen der Zuflucht als auch ein trostloser Kerker sein kann. Maria macht den Eindruck, als würde sie durch irgendetwas oder irgendjemanden bedroht und brauchte Schutz. Unter ihren Augen hängen dunkle Ringe, die wie Blutergüsse aussehen. Ihr Haar ist an einigen Stellen verfilzt, an anderen strähnig und fettig. Auf ihrem Kinn leuchten zwei entzündete Pickel. Das ist nicht ihr Kind, vielmehr eine Bizarro -Version ihrer Tochter: eine Flüchtige aus dem Paralleluniversum der DC Comics, die ihr Bruder Murray früher gesammelt hat. Maria bleibt vor dem Tisch stehen, und so erhebt sich Janey instinktiv und streckt die Arme nach ihrer Tochter aus. — Liebling …
    Eine stämmige Wärterin mit kurz geschorenem Haar schwingt ihren Stiernacken herum und motzt sie wegen des Berührungsverbots an. Sie scheint es auf Janey abgesehen zu haben. Möglicherweise sind ihr Groll und ihre Antipathie gegen die Gefangene Anderson so ausgeprägt, weil die Frauen gleich alt sind. — Schluss damit! Ich sag’s nicht noch einmal!
    Als Janey daraufhin wieder in ihren Stuhl zurücksinkt, kann sie ihren Augen kaum trauen: Er ist mit Maria gekommen und steht nun hinter ihrer Tochter, als hätte er eine Art Anrecht auf sie. Der Anblick widert Janey über alle Maßen an. Da Coke von ihnen gegangen war und sie selbst im Gefängnis saß, hatte sie Maria zu Murray und Elaine nach Nottingham geschickt und sie dort in Sicherheit gewähnt. Stattdessen steht nun dieser skrupellose Eindringling an ihrer Seite und legt seinen Arm um ihre zerbrechlichen Schultern. Der Brief, den er ihr geschickt hatte! — Was machst du hier? Sie schaut ihren ehemaligen Nachbarn an, den Freund ihres verstorbenen Ehemanns, der für einen kurzen, beschämenden Moment auch ihr Liebhaber gewesen war.
    — Du wirst noch einige Monate hier drin sein, Janey, sagt er und zieht dabei einen Stuhl zu sich heran, um sich zu setzen. Mit einem Blick zu Maria erlaubt er ihr , sich ebenfalls hinzusetzen. — Irgendjemand muss sich ja jetzt um Maria kümmern, schnaubt er ein wenig beleidigt und ziemlich selbstlos.
    — Ich weiß genau, was du mit kümmern meinst!, bricht es aus der fassungslosen Janey hervor. — Aber sie ist noch ein Kind!
    Simon – sie hat gehört, sein Spitzname wäre Sick Boy – setzt sich auf den harten Stuhl nieder, zieht eine unbehagliche Grimasse und macht es sich bequem. Dann sieht er sich um, schaut, so wirkt es zumindest auf Janey, nervös und voller Geringschätzung die anderen Besucher auf ihren Stühlen an. Sie hat den Eindruck, dass er sich nach und nach in die Situation hineinfindet. Spätestens als er sich gerade aufsetzt und seine Beine ausstreckt, ist er angekommen und

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