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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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ihn rausgeschmissen, Davie! Er hat sie bestohlen. Das Geld für die Miete, das Geld für Lebensmittel … alles weg …
    — Das ist ja furchtbar, antwortete Davie traurig. Er dachte an seine Mutter, die allein in diesem Haus in Cardonald lebte, dann an Mark auf einer Couch in irgendeinem heruntergekommenen Squat in der großen Stadt im Süden. Diese Vorstellung war allerdings so bedrohlich, dass er sie in Sekundenschnelle durch die Vision einer todschicken Wohnung voller dynamischer, arbeitstätiger Großstädter ersetzte. — Da können wir froh sein, dass Mark mit Simon unten in London ist, weit weg von diesem Taugenichts!
    — Aber … aber … Cathys Züge verzerrten sich zu einer Grimasse, die ihn nervös machte. — … Colleen hat gesagt, dass Mark genauso drauf ist!
    — Auf keinen Fall. So dumm ist unser Mark nicht!
    Cathys Augen und Mund weiteten sich, sodass die restliche Gesichtshaut glatt gezogen wurde. — Es würde aber einiges erklären, Davie.
    Davie Renton ertrug es nicht, seine Frau so sprechen zu hören. Das konnte einfach nicht wahr sein. — Nein, sagte er und schüttelte den Kopf mit ernster Endgültigkeit. — Nicht unser Mark. Colleen ist einfach nur verbittert darüber, was mit Spud passiert ist, und will unseren Mark zum Sündenbock machen!
    Mit lautem Brodeln begann der Deckel auf dem Topf umherzuhüpfen. Cathy eilte zum Herd hinüber, um die Flamme herunterzudrehen und den Kartoffeleintopf umzurühren. — Das habe ich auch gedacht, Davie, aber andererseits … ich meine, du weißt doch selbst, was für ein Heimlichtuer er immer ist. Sie schaute ihn an. — Er hat uns erst nach Ewigkeiten erzählt, dass er die Uni schmeißt … und mit diesem Mädchen, seiner Freundin, war es genauso …
    Davie stützte seine Hände auf dem Fenstersims auf, lehnte sich nach vorn und spürte den Druck in seinen angespannten Schultern, während er gedankenverloren nach draußen schaute. — Weißt du, sagte er zu seinem geisterhaften Spiegelbild in der Fensterscheibe, — ich dachte immer, dass er Schande über diese Familie bringen würde, indem er ein Mädchen schwängert oder so was in der Art. Ich hätte nie geglaubt, dass es wegen Drogen sein könnte.
    — Ich weiß, ich weiß … manchmal ist er so eigenartig, so seltsam … manchmal … Cathy blies etwas Rauch aus ihren Lungen. — Ich meine, die Sache mit Klein Davie … das war wirklich abartig. Es ist schrecklich, so etwas über das eigene Fleisch und Blut zu sagen, aber ich liebe ihn trotzdem über alles. Ich war doch so stolz auf ihn, als er zur Uni ging … aber irgendwie …
    Davie lehnte seine Stirn gegen die kalte Fensterscheibe. Er dachte an die letzte Unterhaltung mit seinem Sohn, wie er ihm mit eindringlicher und besorgter Stimme gesagt hatte, dass die da oben gerade dabei waren, den jungen Generationen der Arbeiterklasse für immer den Zugang zu Bildung und Wissen zu versperren, und dass es für Leute wie ihn die letzte Chance auf einen Uni-Abschluss war, ohne sich auf Lebenszeit bei einer Bank zu verschulden.
    Mark hatte immer nur »Aye … aye … aye …« geantwortet, hastig ein paar Klamotten in seine Sporttasche gestopft und dann denselben Quatsch von Bandgründungen, Konzerten und Musik erzählt wie vor seinem letzten London-Trip. — Schuld ist ganz allein dieser Punkrockscheiß! Dieser Mist hat ihm den Kopf verdreht, schimpfte Davie Renton und drehte sich vom Fenster zu seiner Frau. Dann wiederholte er eine Frage, die ihm sein Sohn bei diesem Gespräch nicht beantwortet hatte: — Alles niederreißen? Aye, schön und gut! Aber was soll das Alte ersetzen?
    — Drogen, rief Cathy aus. — Das ist alles, was ihnen einfällt!
    Davie schüttelte den Kopf. — Ich kann das nicht glauben, Cath. Ich meine, er ist mit Simon in London. Die arbeiten beide demnächst auf den Fähren … da heuern sie keine Junkies an! Die lassen doch auf den Kähnen keine Leute arbeiten, die auf Heroin halluzinieren und sich dieses LSD , oder wie dieses Zeug heißt, reindrücken und den ganzen Tag mit pinken Elefanten quatschen. Auf keinen Fall, Cathy. Diese Fähren setzen aufs Festland über! Auf See können sie so etwas unmöglich tolerieren. Die haben Tests für so was. Ganz bestimmt. Nein, ich denke mal, die nehmen nur was von diesem bescheuerten Hasch. Deswegen wirkt er manchmal so benebelt und auf Wolke sieben.
    — Denkst du wirklich?
    — Aye, klar denk ich das. So dumm ist unser Mark nicht!
    — Das würde ich nämlich nich verkraften, Davie,

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