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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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geklaut.
    — In der momentanen Situation kann man das nicht mit Gewissheit sagen. Es sieht aber nicht besonders gut aus, wie du zugeben musst. Ihr habt einer älteren, wehrlosen Ladenbesitzerin Spendengelder für ein Tierheim gestohlen!
    — Na ja, so kann man es auch betrachten … Ich merke, wie meine Schultern nach oben zucken, als würden sie sich geschlagen geben wollen.
    Der Kerl nimmt seine Brille ab und reibt mit den Fingern an den Druckstellen auf seiner Nase. — Einerseits verlangt die Regierung, dass die Behörden Härte im Kampf gegen den Drogenkonsum zeigen. Andererseits wird ihnen langsam klar, dass die Heroinabhängigkeit ein ernst zu nehmendes Problem in den Gemeinden darstellt. Ich denke, dass eine Haftstrafe sehr wahrscheinlich ist, wenn du nicht an diesem Reha-Programm teilnimmst. Deine Eltern warten draußen. Sie wissen Bescheid. Was willst du tun, Mark?
    Entscheidungen, Entscheidungen.
    — Ich mach die Reha.

St. Monans (Peer-Education)
    I ch war nicht sonderlich begeistert von der Lösung mit diesem Reha-Mist. Allerdings schien ein Gerichtsverfahren, bei dem möglicherweise Knast für mich herausgekommen wäre, keine wirkliche Alternative zu sein. Keine Ahnung, was aus Matty wurde. Keezbo jedenfalls unterschrieb einen ähnlichen Reha-Deal. Er zog zu mir in die Bude in der Monty Street, wo wir ne ruhige Kugel in dem Methadonprogramm schoben und auf den Beginn unseres Reha-Aufenthalts warteten. Da es wieder Stoff auf der Straße gab, knallten wir uns regelmäßig weg und feierten. Als ich mit ihm das erste Mal runter zur Klinik bin, wo sie ihm Blut für den Seuchentest abnahmen, gab es gut was zu lachen. Die Perle von der Klinik fragte ihn nach Übertragungsmöglichkeiten und meinte: — Sind Sie sexuell aktiv?
    — Aye, normalerweise schon, antwortete Keezbo, ohne zu schnallen, was sie eigentlich wollte. — Manchmal liege ich aber nur auf dem Rücken und lass mich von der Torte reiten. Bisschen Abwechslung muss ja sein, nich wahr?
    — Was ich meine, ist, ob Sie gegenwärtig eine Sexualpartnerin haben?
    — Wie jetzt?! Ein breites Grinsen machte sich in seiner Visage breit. — Haben Sie etwa Interesse?
    Das war dann aber schon der lustige Part. Im Allgemeinen musste man nämlich Unmengen an dämlichen Fragen beantworten. Ich hatte ein paar Hirnfick-Sessions mit einem Zwerg namens Dr. Forbes und einige nicht minder anstrengende Gespräche mit dieser klinischen Psychologin, einer robust gebauten Engländerin. Ich erzählte denen, was sie meiner Meinung nach hören wollten, um sie mir vom Leib zu halten. Keezbo meinte, dass es bei ihm genauso war.
    Anfangs jammten wir noch in der Wohnung, aber nach einer Weile versetzte er seine Drums und ich meinen Amp und den Fender im Boston’s, einem Secondhand-Shop auf dem Walk. Irgendwoher musste die Kohle für das Dope ja kommen. Den bundlosen Shergold habe ich allerdings behalten.
    Ein paar Spinner meinten, dass sie es okay fänden, aber ich konnte mit dem Methadon nicht viel anfangen und war ständig am Klappern. Oftmals ging es mir zu beschissen, um überhaupt rauszugehen. Wenn ich dann doch mal einen Fuß vor die Tür setzte, schien die Stadt wie ausgestorben. Sick Boy war verschwunden. Seine Ma meinte, er wäre bei seiner Tante in Italien. Swanney war untergetaucht, und über Spud hieß es, dass man ihn direkt aus dem Krankenhaus in die Reha verfrachtet hatte. Begbie saß im Knast, Tommy und Second Prize waren frisch verliebt, Lesley war angeblich schwanger, und Ali, die sich scheinbar einen älteren Stino von der Arbeit geangelt hatte, ging nie ans Telefon.
    Das größte Rätsel war allerdings Matty. Niemand hatte etwas von ihm gehört. Nach unserer Verhaftung hatte er sich für die Gefängnisstrafe entschieden und war in U-Haft gegangen. Gerüchten zufolge hatte man ihn auf Bewährung laufen lassen, was vielen unmöglich erschien, da die Bullen bei der Durchsuchung seiner Bude auf das dort lagernde Diebesgut hätten stoßen müssen. Ich fragte mich, was er den Cops wohl erzählt haben mochte, als der Turkey ihn unter dem grellen Licht des Verhörzimmers klappern und schwitzen ließ. Was meine restlichen sozialen Kontakte in Leith – sprich: Kumpels, Schnitten, Hibs-Fans usw. – anging: Ich hatte keinerlei Interesse an ihnen. Alles, was ich wollte, war Skag.
    Als wir uns eines Tages mal wieder unseren Methadon-Sirup in der Klinik des alten Leith Hospital abholten, gaben sie Keezbo einen Brief. Er war der nächste Kandidat für das Reha-Programm.

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